Ein Film der ARD beschäftigt sich mit den Aussagen und Wirkungen des Bestellers aus Rom

Der Papst und sein Jesus

"Jesus von Nazareth" - ein wissenschaftliches, theologisches Buch wurde zu einem weltweiten Bestseller. Zum 80. Geburtstag des Papstes im vergangenen Jahr war das Buch unter der doppelten Autorenangabe Joseph Ratzinger/Benedikt XVI. erschienen. Ein Jahr nach der Erstveröffentlichung befasst sich nun ein ARD-Film mit Inhalt und Wirkung des Werkes, das in der theologischen Welt so viele Diskussionen ausgelöst hat.

 (DR)

Fast ein Jahr lang haben die beiden Autoren  Bernd Seidl und Wolfgang Rommel an diesem Projekt gearbeitet. Sie wollen in ihrem Film die wichtigsten Thesen des Buches herausarbeiten, aber auch das Jesusbild des Papstes und dessen Anspruch auf Historizität mit den Erkenntnissen der modernen Bibel- und Jesusforschung konfrontieren. Dennoch will der Film nicht nur eine theologische Diskussion dokumentieren, sondern auch für Laien zugänglich sein. "Wir versuchen, einen Schlüssel für dieses Buch zu finden, für die, die es nicht gelesen haben ebenso wie für die, die als Laien Schwierigkeiten bei der Lektüre hatten, schließlich ist es ein wissenschaftliches Werk", erklärt Seidl.

Gedreht im "Nazareth-Village"
Um das Thema für Fernsehzuschauer visuell ansprechend zu gestalten, stellten die Autoren Szenen aus dem Alltag des Evangelisten Matthäus und aus dem Leben Jesu nach. Dazu sind normalerweise aufwändige Kulissenbauten notwendig. Doch das Team des SWR nutzte die Möglichkeit, im Nazareth-Village in Israel zu drehen. Drei Tage lang war diese Freilichtanlage, die ein galiläisches Dorf so zeigt, wie es vor über 2.000 Jahren ausgesehen hat, für den Publikumsverkehr gesperrt. Hier rekonstruierten die Autoren, wie Matthäus das Evangelium niederschreibt, und erläutern in Rückblenden die Ereignisse, über die er darin berichtet. Die meisten Darsteller sind Statisten, die im Nazareth-Village arbeiten, nur für die Rollen von Matthäus und Jesus wurden Schauspieler engagiert. Der Film beschränkt sich jedoch nicht auf plastische, den Bildhunger des Publikums bedienende Aktionen. Er erläutert auch die theologische Diskussion, die das Werk des Papstes ausgelöst hat.

Diskussion angestoßen
Seidl und Rommel haben namhafte Theologen aufgesucht, die sich zum Teil kritisch mit dem Buch auseinandersetzen. So interviewten sie den in New York lebenden jüdischen Gelehrten Jacob Neusner, den Benedikt XVI. in einem zentralen Kapitel seines Buches zitiert, und den emeritierten Dogmatiker Wolfgang Beinert, der zunächst Assistent und dann Nachfolger Ratzingers auf dem Lehrstuhl in Regensburg gewesen ist. Außerdem sprachen sie mit dem Münsteraner Neutestamentler Thomas Söding, Mitglied der Internationalen Theologenkommission in Rom und einer der wichtigsten Kommentatoren des Papstbuches, sowie mit dem Münsteraner Exegeten Martin Ebner, der sich insbesondere mit der historischen Jesusforschung befasst. Außerdem trafen die Autoren Sean Freyne, den Direktor des "Centre for Mediterranean and Near Eastern Studies" in Dublin, ein Experte für die Archäologie und Geschichte Galiläas zur Zeit Jesu.

Papst Benedikt XVI. selbst kommt in Zitaten aus seinem Buch zu Wort, die in Grafiken in den Film eingefügt werden. Für Bernd Seidl, studierter katholische Theologe, ist das Buch "eine Sensation, denn nie zuvor hat ein Papst ein wissenschaftliches Jesusbuch geschrieben". Es fasst die Theologie Benedikt XVI. zusammen, ist ein sehr persönliches Glaubenzeugnis und hat eine Diskussion angestoßen, von der Seidl hofft, dass sie weitergeführt wird. Auch dazu will dieser Film beitragen.

Sendehinweis: "Der Papst und sein Jesus. Ein Bestseller aus Rom", Film von Bernd Seidl und Wolfgang Rommel. ARD, Donnerstag, 01. Mai 2008, 00.15 Uhr