Wohnungslose werden ab 2022 bundesweit erfasst

Ein erster Schritt

Wohnungslose werden künftig deutschlandweit einheitlich gezählt. Die Einführung einer entsprechenden Statistik beschloss der Bundestag mit großer Mehrheit. Bislang gibt es nur Schätzungen und regionale Erhebungen zur Wohnungslosigkeit.

Wohnungslose werden ab 2022 bundesweit erfasst / © PLotulitStocker (shutterstock)
Wohnungslose werden ab 2022 bundesweit erfasst / © PLotulitStocker ( shutterstock )

Geplant ist, dass ab 2022 alle Wohnungslosen erfasst werden, die in Gemeinschafts- oder Notunterkünften untergebracht sind. Zu auf der Straße lebenden Obdachlosen und Menschen, die übergangsweise bei Familie, Freunden oder Bekannten unterkommen, ist ergänzend alle zwei Jahre ein Bericht vorgesehen.

Bislang gibt es nur Schätzungen und regionale Erhebungen zur Wohnungslosigkeit. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe etwa ging für 2018 von bundesweit 678.000 Betroffenen aus, wobei rund 441.000 von ihnen anerkannte Flüchtlinge waren. Etwa 41.000 Menschen lebten demnach ohne jegliche Unterkunft obdachlos auf der Straße.

Caritas verlangt weiter gefasste Erhebung

Sozialverbände und Opposition fordern schon lange eine Wohnungslosen-Statistik. Viele verlangen aber - wie auch die katholische Caritas - eine weiter gefasste Erhebung, die Obdachlose ebenfalls mit einbezieht. Auch werden konkrete Schritte angemahnt, damit Wohnungslose wieder zu einer dauerhaften Unterkunft kommen.

Die Opposition scheiterte mit eigenen Vorstößen zum Thema. So wurde etwa die AfD-Forderung nach einem "Sofortprogramm für eine Zentralstatistik zur Wohnungs- und Obdachlosigkeit" abgelehnt. Auch das FDP-Ansinnen für eine ganze Reihe von Schritten blieb ohne Mehrheit. Die Liberalen forderten unter anderem, alle Sozialleistungen zu einem Bürgergeld zusammenzuführen und Kommunen als Ansprechpartner zu stärken. Die Grünen verlangten dagegen vergeblich ein nationales Aktionsprogramm gegen Wohnungslosigkeit.

Berlin geht voran

Die Linke sprach sich - ebenfalls ohne Mehrheit - für ein öffentliches Wohnungsbauprogramm im Umfang von zehn Milliarden Euro, die Begrenzung von Mieten sowie bessere Sozialleistungen aus. Die Fraktion legte zudem einen eigenen Gesetzentwurf für die Aufnahme eines Rechts auf Wohnraum in das Grundgesetz vor, der zunächst zur weiteren Diskussion in die Ausschüsse überwiesen wurde.

Unabhängig von der Entscheidung des Bundestags für eine Statistik ab 2022 sollen in Berlin bereits Ende Januar obdachlose Menschen von Freiwilligen gezählt werden. Bislang gehen Schätzungen von bis zu 10.000 Betroffenen in der Hauptstadt aus. In Hamburg wurde zuletzt im März 2018 die Situation von Obdachlosen untersucht. Dabei kam heraus, dass sich ihre Zahl im Vergleich zu 2009 von 1.029 auf 1.910 deutlich erhöht hatte. Zugleich sank der Anteil der Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit in dieser Gruppe von 70 auf 36 Prozent.


Quelle:
KNA