Ein Besuch im Postamt von Weihnachtsmann und Christkind

Immer mehr Kinder wünschen sich Frieden

In den Weihnachtsfilialen der Deutschen Post treffen in diesen Tagen Tausende Briefe ein. Was wünschen sich die Absender? Und was antworten Christkind, Weihnachtsmann und Co? Ein Besuch in Himmelpforten.

Autor/in:
Michael Althaus
Ehrenamtliche Helfer des Christkindpostamts der Deutschen Post in Himmelpforten beantworten Briefe an den Weihnachtsmann, das Christkind und den Nikolaus / © Michael Althaus (KNA)
Ehrenamtliche Helfer des Christkindpostamts der Deutschen Post in Himmelpforten beantworten Briefe an den Weihnachtsmann, das Christkind und den Nikolaus / © Michael Althaus ( KNA )

"Lieber Weihnachtsmann, wie alt bist du? Was isst du am liebsten? Und wie heißt eigentlich deine Frau?" Fragen wie diese richten Kinder aus aller Welt in diesen Tagen per Brief an den Weihnachtsmann, das Christkind und den Nikolaus – und sie erhalten eine Antwort. 

Dafür sorgt unter anderem das Postamt im niedersächsischen Himmelpforten, eine von bundesweit mehreren Weihnachtsfilialen der Deutschen Post. Seit dem 1. Dezember ist dort ein Team von 18 ehrenamtlichen "Engeln" im Einsatz, das in mehreren Schichten die Briefe bearbeitet.

An diesem Vormittag schleppt Leiter Wolfgang Dipper fünf große Kisten mit Post in das gut geheizte Schreibzimmer. Auf einem langen Tisch stapeln sich bereits zahlreiche bunt bemalte Zuschriften. Sechs Frauen und Männer lesen und schreiben eifrig. Ein Weihnachtsbaum am Eingang, gebastelte Schneeflocken unter der Decke und Tannenzweige auf den Fensterbänken sorgen für die richtige Stimmung. Immer wieder kommen Gruppen von Kindern vorbei, die sich an den Fenstern die Nasen plattdrücken.

Briefkasten mit der Aufschrift "Post an das Christkind" / © Michael Althaus (KNA)
Briefkasten mit der Aufschrift "Post an das Christkind" / © Michael Althaus ( KNA )

Das Weihnachtspostamt in Himmelpforten bei Stade entstand offiziell 1962. Damals schrieb ein Mädchen aus dem Dorf einen Brief an den Weihnachtsmann, der im örtlichen Postamt landete.

Der damalige Leiter antworte handschriftlich. Medien berichteten - und bald sprach sich herum, dass in Himmelpforten der Weihnachtsmann und wohl auch das Christkind postalisch erreichbar seien. Schon 1963 gingen zahlreiche Briefe aus ganz Deutschland ein. Im vergangenen Jahr waren es rund 28.000.

Materielle und immaterielle Wünsche

Die meisten von ihnen enthalten Wunschlisten. "Darin finden sich alle erdenklichen Produkte, die es auf dem Elektronikmarkt gibt", sagt Dipper, der das Weihnachtspostamt seit 20 Jahren leitet. Dieses Jahr seien Drohnen mit Kamera sehr beliebt, so der 62-Jährige. Häufig genannt würden zudem Spielzeug, Kuscheltiere, Fußballtrikots oder -bettwäsche und Haustiere. "Der längste Wunschzettel, den wir erhalten haben, war mehrere Meter lang. Da hat das Kind sicher ein paar Stunden dran gesessen."

Brief eines Kindes an den Weihnachtsmann beim Christkindpostamt der Deutschen Post in Himmelpforten / © Michael Althaus (KNA)
Brief eines Kindes an den Weihnachtsmann beim Christkindpostamt der Deutschen Post in Himmelpforten / © Michael Althaus ( KNA )

Manche Schreiber widmen sich auch anderen Themen. Der Wunsch nach Frieden tauche in den vergangenen Jahren immer häufiger auf, sagt Dipper. Einer der Mitarbeiter zeigt den Brief des achtjährigen Davyd aus der Ukraine, der offenbar mit seiner Familie vor dem Krieg nach Deutschland geflohen ist. "Ich träume von einem Tablet, damit ich mit meinem Großvater und meiner Großmutter sprechen könnte, die in der Ukraine leben", schreibt er. "Und ich wollte auch darum bitten, dass es in der Ukraine und in der Welt keinen Krieg gibt."

Normalerweise erhält jeder Absender einen vorgefertigten Antwortbrief – unterschrieben von Christkind und Weihnachtsmann. Dazu gibt es eine kleine Überraschung wie eine Bastel-Idee. Die Adresse schreiben die "Engel" handschriftlich auf jedes Kuvert. "Und wenn wir ganz besondere Briefe erhalten, dann antworten wir auch mit ein paar persönlichen Zeilen", so Dipper.

"Einmal schrieb ein Kind, seine Oma möchte vom Himmel kommen, um die Weihnachtsgeschichte zu lesen", erzählt Dipper, und Tränen treten ihm in die Augen. Er antwortete, dass der Weihnachtsmann die Oma grüßen werde.

Zuschriften nicht nur von Kindern

Ein junger Mann schilderte, dass er nach einem Unfall vom Halswirbel abwärts gelähmt sei und sich ein Autogramm von Fußballlegende Uwe Seeler wünsche. "Da haben wir uns mit dem Büro von Uwe Seeler in Verbindung gesetzt und das Autogramm besorgt."

Die Zuschriften stammen längst nicht nur von Kindern. "Gelegentlich schreiben auch Erwachsene, die ihre Sorgen loswerden möchten oder einfach nur unsere Antwortbriefe sammeln." Auch aus dem Ausland erreichen Christkind und Weihnachtsmann Briefe, etwa aus Taiwan, China und Malaysia.

Bundesweit gibt es insgesamt sieben Weihnachtsfilialen der Deutschen Post. So ist der Weihnachtsmann auch im brandenburgischen Himmelpfort (Achtung: Verwechslungsgefahr!) und im niedersächsischen Himmelsthür erreichbar, das Christkind im nordrhein-westfälischen Engelskirchen und im bayerischen Himmelstadt sowie der Nikolaus im niedersächsischen Nikolausdorf und im saarländischen Sankt Nikolaus.

Bei allen Zuschriften ist wichtig: Die eigene Adresse nicht vergessen – sonst haben die himmlischen Boten keine Chance zu antworten.

Fleißigen "Engel" bis kurz vor Heiligabend im Einsatz

Ein Schild mit der Aufschrift "Himmelpforten" liegt auf einer weihnachtlich dekorierten Fensterbank / © Michael Althaus (KNA)
Ein Schild mit der Aufschrift "Himmelpforten" liegt auf einer weihnachtlich dekorierten Fensterbank / © Michael Althaus ( KNA )

In Himmelpforten werden die fleißigen "Engel" – vorwiegend Ruheständler – noch bis kurz vor Heiligabend im Einsatz sein und sich durch die Kisten mit den Briefen arbeiten, die nun jeden Tag voller werden. Das sei viel Arbeit, aber kein Stress, sagt eine 88-Jährige. "Es macht Spaß, den Kindern eine Freude zu machen. Und ich bin dankbar, dass ich etwas Nützliches tun kann."

Mancher Absender weiß das Engagement zu schätzen. Aus einem Brief flattert einer Mitarbeiterin ein Fünf-Euro-Schein entgegen. Eine Frau bedankt sich für das Antwortschreiben, das sie im vergangenen Jahr erhalten hat: Sie habe mit 65 Jahren ihren ersten Brief vom Weihnachtsmann bekommen.

Adressen von Weihnachtsmann, Christkind und Nikolaus

Weihnachtsmann, Christkind und Nikolaus haben viele Adressen. Sie sind in bundesweit sieben Weihnachtsfilialen der Deutschen Post erreichbar. Damit die Antwort auf den Weg gebracht werden kann, muss jeder Briefeschreiber gut leserlich die eigene Adresse angeben. 

Teils müssen die Zuschriften bereits bis zum zweiten Advent (zum Beispiel in Himmelpfort) eingegangen sein; teils reicht es auch drei Tage vor Heiligabend (zum Beispiel in Engelskirchen).

Die Adressen des Weihnachtsmanns:

- An den Weihnachtsmann, Weihnachtspostfiliale, 16798 Himmelpfort

Brief an die Christkindpostfiliale in Engelskirchen / © Harald Oppitz (KNA)
Brief an die Christkindpostfiliale in Engelskirchen / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA