Ein Besuch auf dem Paderborner Liborifest

"Das ist katholisch!"

Es vermischt sich der Geruch von Weihrauch, gebrannten Mandeln und Bratwürsten – "Die Welt und das Fromme", wie es Heinz Josef Algermissen, Bischof von Fulda, nennt. Wie viele Paderborner zieht es den Bischof an Libori zurück in seine Heimatstadt. domradio.de ist unterwegs in Paderborns "fünfter Jahreszeit".

Autor/in:
Alexander Foxius
 (DR)

"Es ist ganz wichtig, dass ich immer wieder zurückkomme", verrät der Fuldaer Bischof im domradio.de-Interview. Und in der Tat - Paderborn ist in diesen Tagen voll mit Menschen aus ganz Ostwestfalen, die es im Laufe ihres Lebens in andere Teile Deutschlands und der Welt verschlagen hat. Libori ist das Ereignis im Jahr, an dem man wieder zurückkommt und sich begegnet. Libori hat und ist katholische Tradition.



Der Heilige Liborius, dessen Reliquien in Paderborn verehrt werden, war in der Spätantike Bischof im französischen Le Mans. Seine Reliquien wurden im neunten Jahrhundert aus der französischen Stadt nach Paderborn überführt - ein damals üblicher Brauch. Die Reliquientranslation des Heiligen Liborius diente im Zuge der Christianisierung der Verfestigung des Glaubens im Gebiet um Paderborn, das unter Karl dem Großen Teil den Fränkischen Reichs geworden war.



Geboren in Hermeskeil bei Trier, wuchs Heinz Josef Algermissen in Paderborn auf, ging im Dom zur Kommunion, war Dommessdiener und ist auch dort gefirmt worden. Hier wurde er am 19. Juli 1969 von Kardinal Lorenz Jaeger zum Priester geweiht. Noch heute sagt er: "Ich bin ein Mitglied der Dompfarrei!" Jedes Jahr zieht es den Fuldaer Bischof zurück in die Heimat: "Als Paderborner muss ich einige Stunden hier sein, sonst würde ich es diese Woche nicht gut aushalten in Fulda!"



Algermissen ist nicht der einzige Bischof, der in dieser Woche Paderborn besucht - neben Bischöfen aus aller Welt ist auch Yves Le Saux zu Gast in Ostwestfalen. Le Saux ist Bischof von Le Mans, das mit Paderborn auch in einer Städtepartnerschaft verbunden ist. Am Montagmorgen feierte Le Saux mit zahlreichen französischen Gästen ein Pontifikalamt im Dom.



Zahlreiche Messen und Feiern

In den neun Tagen des Liborifestes finden im Dom zahlreiche Messen und Feiern statt. Die Reliquien des Heiligen werden zwischen Samstag und Dienstag aus der Krypta geholt, und in einen prunkvollen Schrein umgebettet. Dieser steht festlich von Pfauenfedern und Blumen geschmückt in der Vierung des Domes, wenn er nicht gerade unter den Klängen des Libori-Tuschs begleitet von Weihrauch durch die von Gläubigen gesäumten Straßen Paderborns getragen wird.



Rund um den Dom zeigt sich die weltliche Seite des Liborifests, aber auch die katholische Welt ist hier greifbar und dominant. Rot-gelbe Fahnen schmücken die Fassaden der Altstadt - die Farben der Stadt Paderborn. Markstände werden von Hilfswerken und katholischen Verbänden organisiert und unterhalten, und der Besucher findet Traditionen, die er sich nicht entgehen lassen sollte: Der Pottmarkt auf dem kleinen Domplatz bietet Allerlei - von exotischen Gewürzen bis hin zu frischen Würsten vom lokalen Schlachter.



Einen besonderen Treffpunkt für die katholischen Paderborner stellt der Missionsgarten und Missionsbasar dar. Durch den Hof erstreckt sich am Nachmittag eine lange Menschenschlange. Ziel der Ansehenden sind die berühmten Waffeln mit Puderzucker, die Frauen der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) aus verschiedenen Gemeinden des Erzbistums dort mit Leidenschaft und im Akkord zubereiten. Nachschub an frischem Teig wird laufend von fleißigen Helfern in großen Fünf-Liter-Eimern nachgeliefert.



Wem es gerade nicht nach Waffeln ist, der kann im Missionsgarten auch ein Schmalzbrot, eine Bratwurst oder ein lokales Pils zu sich nehmen, das von Schützen und Bruderschaften zu fairen Preisen unter das Volk gebracht wird. Der Erlös des Missionsgartens und des Missionsbasars kommt Entwicklungsinitiativen in Afrika und Südamerika zugute.



Gelebter katholischer Glaube

In den Abendstunden locken die große Kirmes mit Riesenrad, zahlreichen Fahrgeschäften und Attraktionen. Vor dem Paderborner Rathaus ist eine Bühne installiert, auf der Musiker aus der Region ihr Können zeigen und Alt und Jung versammeln. Hier findet sich auch eine weitere Tradition des Liborifests - der Paderborner Bierbrunnen. Zum Preis von sechs Euro erwerben dort größtenteils Männer einen großen grauen Bierkrug, den sie sich am Brunnen dreimal mit Pils befüllen können. Die Becher werden in jedem Jahr neu gestaltet und können mitgenommen werden - es ist auch eine Tradion, diese zu sammeln.



Dass Paderborner und Ostwestfalen von Libori wie der Kölner vom Karneval von der "fünften Jahreszeit" sprechen, ist in diesen Tagen in der ganzen Stadt spürbar: Paderborn und sein Liborifest sind Tradition - nicht nur mit katholischen Hintergrund, sondern auch mit gelebtem katholischen Glauben und katholischer Freude am Leben. Verständlich, dass es Paderborner wie Heinz Josef Algermissen, die nun in der "Fremde" leben, immer wieder dorthin zurückzieht.