CSU-Mann Manfred Weber will EU-Kommissionschef werden

Ein Bayer und Katholik für Europa?

Der EVP-Vorsitzende im Europäischen Parlament greift nach den EU-Sternen. Mit Manfred Weber bewirbt sich ein noch junger, aber erfahrener CSU-Politiker sowie bekennender Katholik für die Nachfolge von Jean-Claude Juncker.

Autor/in:
Barbara Just
Manfred Weber / © Sven Hoppe (dpa)
Manfred Weber / © Sven Hoppe ( dpa )

Die Geheimratsecken sind über die Zeit schon etwas ausgeprägter geworden, und auch so manch graues Haar schimmert allmählich durch. Doch mit seinen 47 Jahren ist Manfred Weber nach wie vor ein junger, aber erfahrener Mann in europäischen Angelegenheiten.

Seit 2014 führt der CSU-Politiker die EVP-Fraktion im Europäischen Parlament. Erfolgreich hält er die Reihen geschlossen und versteht es, selbst Abgeordnete aus nach außen schwierig erscheinenden Staaten wie Ungarn in die gesetzgeberischen Aufgaben konstruktiv einzubinden.

Keiner, der polarisiert

Seine Anstrengungen könnten sich gelohnt haben. Denn nun will Weber seinen Hut in den Ring werfen, wenn es darum geht, Nachfolger von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker zu werden. Der Christsoziale, der auch dem Vorstand seiner Partei angehört, ist keiner, der polarisiert.

Ein besserwisserisches "Mia san mia"-Gehabe, wie es führende Parteikollegen in Bayern und zuletzt im Bund gepflegt haben, ist nicht sein Stil. Hart in der Sache mag Weber bei manchen Gesprächen sein, aber dass er mit dem Kopf durch die Wand geht, kann man sich bei ihm nicht vorstellen.

Weber gilt als verbindlicher und kommunikativer Typ. Anders würde es in Europa wohl auch nicht gehen. Wer ihn erlebt, wie er über seine Arbeit spricht, der registriert einen für seine Themen brennenden Politiker, der sich trotz schwieriger Umstände seine Ideale bewahrt hat.

Er weiß um die Probleme im EU-Konstrukt, ist sich der unterschiedlichen Charaktere bewusst, doch als einstiger Vorsitzender der CSU-Zukunftskommission dürfte es ihm ein Anliegen sein, weiter zu denken als bis zur nächsten Wahl. So lässt er gerne einfließen, dass auch Konrad Adenauer und Charles de Gaulle mit der Idee einer Europäischen Union etwas gewagt hätten, was damals mit Sicherheit nicht die Mehrheit der Bevölkerung gut gefunden habe.

Geprägt von katholischer Landjugend

Der aus Niederhatzkofen in Niederbayern stammende, verheiratete Weber weist auf den ersten Blick die klassische CSU-Karriere auf. Geprägt von der katholischen Landjugend, dazu noch Trompetenspieler im kirchlichen Bläserkreis, hat er nach eigenen Worten viel fürs Leben gelernt. Dass so einer früh zur führenden bayerischen Partei stößt, ist in diesen Gefilden fast selbstverständlich. Von 2003 bis 2007 war er denn auch Landesvorsitzender der Jungen Union Bayern, dem Bayerischen Landtag gehörte er von 2002 bis 2004 an.

Doch dann entschied sich Weber bewusst für einen anderen Weg. Mit 32 Jahren wurde er Abgeordneter des Europäischen Parlaments. Er ging als junger Mensch ausgerechnet dorthin, wo man den Eindruck hatte, dass Parteien aus Deutschland bisweilen nur ausrangierte Politiker hinschicken.

Doch für ihn zählt der von Franz Josef Strauß beschworene Satz: "Bayern ist unsere Heimat, Deutschland unser Vaterland, Europa unsere Zukunft." Bereits 2006 wird er innenpolitischer Sprecher der EVP-ED-Fraktion und Mitglied des Fraktionsvorstand, den er dann endgültig ab 2014 übernimmt.

So viel Freude ihm die Arbeit für Europa macht, so sehr fühlt er sich in seiner Heimat verwurzelt, wozu auch das Katholisch-Sein gehört.

ZdK-Mitglied

Unter dem Stichwort Glaube bekennt er auf seiner Internetseite: "Der wöchentliche Gottesdienstbesuch ist für mich keine Pflicht, sondern eine Bereicherung." Außerdem gehört er dem Landeskomitee der Katholiken in Bayern und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) an. Den Vorsitz für den Freundeskreis der Benediktinerabtei Rohr mit dem berühmten Mariä-Himmelfahrts-Altar der Gebrüder Asam hat Weber ebenfalls inne. Als CSU-Vize dürfte ihn die Art, wie seine Parteikollegen zuletzt gegen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) agierten, eher abgestoßen haben.

Dem Diplom-Ingenieur für Physikalische Technik wird zur promovierten Physikerin ein guter Draht nachgesagt. Weber ist einer, der Brücken bauen will; auch dann, wenn jüngst, wie in Genua, tatsächlich Brücken einstürzen und Italiens schillernder Innenminister die EU dafür verantwortlich macht. Der Name Manfred kommt übrigens aus dem Alemannischen und bedeutet soviel wie "Mann des Friedens" - kein schlechter Ansatz für Europa.


Quelle:
KNA