Eidgenössisch-Demokratische Union feiert "Minarett-Erfolg"

"Üse himmlische Vater het das Wunder bewürkt"

Im Saal erklingt ein mehrstimmiger Dankchoral. "Danke, Jesus", betet dann jemand für die Exponenten der Eidgenössisch-Demokratischen Union (EDU) angesichts angeblicher Drohungen gegen die Initiatoren des Minarettverbots: "Danke, Jesus, dass du deine Engel um diese Leute stellst." Im Parkhotel in Langenthal, rund 200 Meter entfernt von jenem islamischen Zentrum, dessen Minarett-Pläne die aktuelle Diskussion ausgelöst haben, trafen sich die Exponenten der EDU, um den Ausgang "ihrer" Verbotsinitiative mitzuverfolgen.

Autor/in:
Petra Mühlhäuser
 (DR)

«Danke, Herr Jesus, ich danke dir, dass du es gut meinst mit unserem Land und dass wir Schweizer sein dürfen», betet der nächste inständig. Einige falten die Hände fest zusammen, haben die Augen geschlossen oder halten den Kopf tief gebeugt. «Beschreiben Sie die Stimmung hier», will Alt-Nationalrat Christian Waber in den Block diktieren, «und heizen Sie der Bischofskonferenz ein.» Die hatte wie die Leitungen zahlreicher anderer Glaubensgemeinschaften in der Schweiz deutlich zu einem Nein aufgerufen.

«Die Glaubensfreiheit ist gefestigt worden mit dem heutigen Tag», sagt Hans Moser, Präsident der EDU Schweiz, während auf der Leinwand wechselweise die Abstimmungssendung des Schweizer Fernsehens und eine Karte der Schweiz erscheint, auf der sich immer mehr Kantone als grüne Flecken zeigen: Sie alle haben mehrheitlich mit Ja gestimmt. «Minarette braucht es nicht», sagt Moser. «Wir wollen uns dafür einsetzen, dass die Muslime in der Schweiz ihren Glauben leben dürfen.» Später jedoch, als ein in Syrien geborener armenischer Christ erklärt, er sei auch dagegen, dass in der Schweiz Moscheen gebaut werden dürfen, erntet er Beifall aus dem Publikum.

Mehrmals klingelt Mosers Telefon. In Genf wurden im Lauf des Abstimmungskampfes drei Anschläge auf eine Moschee verübt. «Das waren sicher keine von unseren Leuten», sagt Moser. Er könne sich vielmehr vorstellen, dass das die Gegner eines Verbots gewesen seien, um dem Volk zu zeigen, wie arm die Muslime dran seien. «Ich habe selber Muslime angestellt in meinem Betrieb», so Moser: «Die sind dankbar, dass die Initiative angenommen wurde.» Sie brauchten die Minarette nicht, und schließlich seien sie geflüchtet vor dem islamischen Druck, gerade die Frauen.

Der Kanton Neuenburg hat knapp abgelehnt. Doch dann nimmt Zug an. Damit ist das sogenannte Ständemehr, die Mehrheit der Kantone, erreicht, an der schon manche Volksinitiative gescheitert ist. Jubel im Saal. Die nun folgende Reportage des Schweizer Fernsehens über den Bischof von Arabien, den Schweizer Paul Hinder, und die Lage der dortigen Christen interessiert nicht mehr; der Ton wird vorübergehend abgestellt. EDU-Sprecher Daniel Zingg verlässt die Versammlung für eine Diskussion beim Schweizer Fernsehen, und Moser bittet Gott, ihm jedes Wort in den Mund zu legen.

Im Fernsehen tritt derweil eine Muslimin aus Lausanne auf, eine Deutschschweizerin, verschleiert, und erklärt, ein Minarett sei nichts Aggressives. Im Saal macht sich lautstark der Unmut breit.
«Die hat ja keine Ahnung», sagt jemand. «Das isch jo nöd zum Glaube», empört sich ein anderer. «Die kann das 50 mal erzählen», brummelt ein weiterer, «es wird deshalb nicht wahrer.» Minarette seien ein Machtsymbol des Islam, doziert Moser. Nach den Minaretten komme die Scharia, und die habe nichts mit Nächstenliebe zu tun.

Und muss man nun auch Kirchtürme verbieten? Nein, das sei ganz etwas anderes, meint Moser. Der Kirchturm sei ein reiner «Zeit-Turm». Katholische Glocken sollen bald zur Mahnung an den bevorstehenden Klimagipfel läuten. Glocken seien neutral, entgegnet Moser; der Muezzin hingegen verkünde vom Minarett, wie man wählen müsse. Das habe er in Israel selbst erlebt.

Schließlich gibt Moser Schachteln herum für das «Dankopfer». Es soll für Unkosten verwendet werden. Und der Rest an Muslime gehen, mit denen die EDU in Kontakt stehe. Dann ist es Zeit für einen weiteren Choral. Und Alt-Nationalrat Waber sagt ins Mikrofon: «Üse himmlische Vater het das Wunder bewürkt».