Ehemalige Bonner Aloisiuskolleg-Schüler kritisieren Jesuiten

 (DR)

Zehn Jahre nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche werfen ehemalige Schüler den Jesuiten eine mangelnde Aufarbeitung an ihrem Bonner Gymnasium Aloisiuskolleg (AKO) vor. Die in den Jahren 2011 und 2013 vorgelegten wissenschaftlichen Berichte über Missbrauchsfälle an dem Kolleg dokumentierten nur einen Teil der Übergriffe, heißt es in einem am Montagabend in Berlin veröffentlichten "Offenen Brief" der Opfergruppe "Eckiger Tisch Bonn". Ereignisse, die nach Erscheinen dieser Dokumente bekannt geworden seien, und weitere Berichte Betroffener seien bislang in keinem Bericht erwähnt.

Auch nicht-sexuelle körperliche und seelische Gewalt an Schülern sowie Suizide würden bislang nicht durch Dritte untersucht, heißt es in dem Brief. Betroffene seien nicht an der Überarbeitung des Präventionsleitfadens beteiligt worden. Zudem kritisiert der Verein, dass es für den früheren Rektor Theo Schneider keine Konsequenzen seitens des Ordens gegeben habe. Ihn bezeichnet die Initiative als "Vertuscher und Mitwisser".

Das Bonner Gymnasium ist eine von bundesweit drei Jesuitenschulen. 2010 hatte der damalige Rektor des Berliner Canisius-Kollegs, Pater Klaus Mertes, Fälle von Missbrauch an der Berliner Jesuitenschule bekanntgemacht und damit eine Welle von Berichten über ähnliche Vorkommnissen in kirchlichen und anderen Einrichtungen ausgelöst. Am Aloisiuskolleg und der angeschlossenen Freizeiteinrichtung "AKO-Pro-Seminar" gab es nach den Berichten seit den 1950er Jahren mindestens 60 Betroffene und 23 Beschuldigte, darunter 18 Jesuiten. (KNA / 28.01.2020)