Ecclesia, quo vadis?

 (DR)

"Wo stehen wir? Wo geht es hin? Was sind die drängenden Herausforderungen für die Kirche, wo müssen wir handeln, uns bewegen, uns erneuern?", fragt Bischof Oster auf seiner Internetseite. Und weiter: "Nach einem ereignisreichen Jahr voller Höhen und Tiefen möchte ich meine Einschätzung teilen und gern auch zur Diskussion stellen.

Die größte Herausforderung ist aus meiner Sicht für mich persönlich und für uns als Kirche insgesamt: Immer wieder neu und je tiefer hineinzufinden in das Christusgeheimnis, das heißt um das immer wieder neue Einüben in ein substanzielles Gebetsleben, um Beziehungsleben mit dem Herrn, um Leben aus dem Wort Gottes und den Sakramenten – persönlich und gemeinschaftlich. Aus diesem konkreten Leben in Jesu Gegenwart folgt die zweite Herausforderung: Die Dinge, die wir tun, möglichst qualitätsvoll, wahrhaftig, freudig, demütig, treu und mit Hingabe zu tun – denn wir tun sie ja zuerst für Ihn und für die Menschen und die Welt, in der wir leben – und nicht zuerst für uns selbst oder damit sie halt auch getan sind oder damit der Betrieb weitergeht.

Die Krise der Kirche ist aus meiner Sicht zuerst eine geistliche Krise: Christus ist da in einer Realpräsenz, die Leben und Welt transformieren und erneuern kann. Und am Ende ist das einzig Wesentliche und so nirgendwo anders als in Kirche zu findende und daher auch das einzig wirklich Anziehende eben dieses: Dass der Herr wirklich da ist. Alles andere, was Kirche tut und wirkt, bezieht sich darauf und hängt davon ab. Aber für viele, vor allem für junge Menschen, scheinen wir als Kirche oft alles andere als erneuert oder in Christus verjüngt oder aus seiner Gegenwart lebend. Offenbar also haben wir hier den größten Wachstumsbedarf, die Gegenwart des Herrn in unserem persönlichen und gemeinschaftlichen Leben transparent werden zu lassen. Im Grunde geht es also um unsere Identität als Kinder Gottes, letztlich um Heiligkeit – das heißt um den Willen Gottes für jeden von uns (1 Tim 4,3): dass wir ganz werden, weil erfüllt von Ihm und seiner Gegenwart, als seine Jünger und Jüngerinnen." (stefan-oster.de/17.12.18)