Schuldenreport offenbart Auswirkungen des Klimawandels

Durch Wetterextreme in der Schuldenfalle

Die zum Teil dramatischen Folgen des Klimawandels verstärken einer Untersuchung zufolge in vielen Ländern die Schuldenkrise. Besonders betroffen sind kleine Inselstaaten im Pazifik und in der Karibik sowie die Länder der Sahelzone.

Schuldenreport offenbart Auswirkungen des Klimawandels / © palidachan (shutterstock)
Schuldenreport offenbart Auswirkungen des Klimawandels / © palidachan ( shutterstock )

Dies geht aus dem am Montag in Berlin vorgestellten Schuldenreport 2020 des Bündnisses erlassjahr.de und des Entwicklungshilfswerks Misereor hervor. 124 von 154 untersuchten Staaten sind demnach kritisch verschuldet, wobei sich in mehr als 60 Prozent der betroffenen Länder die Lage seit 2014 immer weiter verschlechtert hat.

Durch den Klimawandel immer häufiger und heftiger auftretende Wetterextreme wie Wirbelstürme, Starkregen und Dürren stellten eine besondere Gefahr für Menschen in hoch verschuldeten Ländern dar, warnte die Klima-Expertin des katholischen Hilfswerks Misereor, Anika Schroeder. "Durch den erdrückenden Schuldendienst fehlt Geld, um im Katastrophenfall schnelle und effektive Hilfe leisten zu können." Wenn der Wiederaufbau auf Pump finanziert werden müsse, drohe überdies eine Schuldenfalle.

Entschuldungsinitiative gefordert

19 Staaten haben die Zahlungen an ausländische Gläubiger laut Report ganz oder teilweise eingestellt. In den vergangenen Jahren seien kleinere Länder wie Somalia, Eritrea oder der Sudan zahlungsunfähig gewesen. Derzeit befinde sich mit Argentinien auch das erste wirtschaftliche Schwergewicht im teilweisen Zahlungsausfall, erklärte der politische Koordinator des Bündnisses erlassjahr.de, Jürgen Kaiser. Dies sei ein weiteres Warnzeichen.

Die beiden Herausgeber des Schuldenreports fordern deswegen eine Entschuldungsinitiative für Länder, die aufgrund des Klimawandels immer stärker von Naturkatastrophen betroffen sind. Direkt nach einer Katastrophe sei ein automatischer Stopp der laufenden Schuldenzahlungen nötig. Daran anschließend müssten Verhandlungen über die Forderungen möglichst aller Gläubiger aufgenommen werden, um die Verschuldung auf ein tragfähiges Maß zu senken. "Bisher gibt es keine Entschädigung für Entwicklungsländer, die die Klimakrise ausbaden, aber am wenigsten zu ihrer Entstehung beigetragen haben", kritisierte Schroeder. 

Bischöfliches Hilfswerk Misereor

Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 von den katholischen Bischöfen in Deutschland auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet.

Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort "Misereor super turbam" (Ich erbarme mich des Volkes). Sitz des Hilfswerks ist Aachen.

Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA