Duftende Zwiebelblumen jetzt setzen

Der Atemzug des Unbegrenzten

An kalten Herbsttagen lohnt es, sich um den Frühling zu kümmern, so um duftende Frühlingsblumen. Denn Schneeglöckchen, Narzissen und Tulpen sind nicht nur ein Augenschmaus. Und die Hyazinthe gedeiht gar in der guten Stube.

 (DR)

Auch wenn es zwischendurch mal trocken ist, der Herbst zieht in diesen Tagen heftig und frisch übers Land. Im Rheinland steigen die Temperaturen an diesem Wochenende allenfalls auf zehn Grad, in den Höhenlagen von Eifel und Sauerland bleiben sie bei fünf Grad hängen. Es riecht nach kaltem Herbst, feucht und erdig.

Was hilft ist der Blick nach vorn, in den kommenden Frühling hinein. Wer sich statt schweren Herbstgerüchen nach dem Duft des Frühlings sehnt, sollte sich jetzt um ihn kümmern und zum Beispiel die Zwiebeln duftender Frühlingsblumen setzen. Denn die gehören jetzt in die Erde.

Zarte Düfte über Schnee

Nicht jedes Schneeglöckchen, nicht jede Narzisse oder Tulpe duftet. Aber es gibt sie eben doch, die duftenden Schneeglöckchen: die verschiedenen Arten des Kleinen Schneeglöckchens „Galanthus nivalis“ verbreiten im Winter Honigduft. Auch die schneeweiße Dichternarzisse „Narcissus poeticus“, die im Garten gern verwildert, duftet süß. Und unter den Tulpen duften alte Kultursorten wie „Peach Blossom“, „Couleur Cardinal“ und „Monsella“, oder auch die „Tulipa polychroma“, die weiße Zwergtulpe.
Und ganz zeitig im Winter verbreitet auch der Winterling seinen zarten Duft, seine gelben Blütenteppiche über weißem Schnee sind nicht nur ein Augenschmaus.

Wer den Duft der Zwiebelblumen aber im Winter ins Haus holen will, sollte wie in alten Zeiten, als der „Wohnbereich“ noch „gute Stube“ hieß und nur bei besonderen Anlässen beheizt wurde, die Zwiebel der Hyazinthe wässern. Mutter holte dafür zur Adventszeit spezielle Vasen aus dem Schrank. Sie wurden nach oben erst schmaler und weiteten sich dann zu einer Art aufgesetzten Schale. Gerade so groß, dass eine Hyazinthenzwiebel hineinpasste.

Blühende Hyazinthen in der guten Stube

In dieses spezielle Hyazinthenglas legt man obenauf die Zwiebel, mit der Spitze nach oben. Wasser gibt es gerade so viel, dass die Zwiebel knapp nicht nass wird. Ideal ist zunächst ein kühler, dunkler Standort, wo sich dann nach rund zehn Wochen die Wurzeln Richtung Wasser entwickeln. Wird die Blütenknospe sichtbar, holt man die Hyazinthe dann in die gute Stube und kann der Blüten- und Duftentfaltung zuschauen.
Das ist faszinierender Biologieunterricht mit dem einen Nachteil, dass es in heutigen Wohnzimmern oft zu warm ist und Blühen und Verblühen in wenigen Tagen geschieht. Und der Duft ist dann schon zu intensiv. Aber das Wachsen und Aufblühen der Hyazinthe passt gut als Symbol des Wartens in den Advent.

Anregend für Dichter

Der Duft der Blumen wurde von Dichtern oft besungen, Charles Baudelaire nennt ihn den „Atemzug des Unbegrenzten“. Und ähnlich fasst der englische englischer Dichter und Naturmystiker William Blake das Staunen, Entzücken und Entrücken über den Duft der Blumen in diese Verse:

„Du spürst,
wie die Blumen die köstlichen Düfte versenden
und grübelst,
wie aus so winzigem Ort dieser Duftstrom mag kommen -
und begreifst:
daß in solcher Mitte
die Ewigkeit
ihre unvergänglichen Tore öffnet.“

(St.Q./Claudia Vogelsang)