Drei Millionen Haushalte überschuldet

Leben auf Pump

Wenn die finanzielle Situation eng ist, kann schon eine defekte Waschmaschine zum Kollaps führen. Mit 36.000 Euro sind die Hilfesuchenden im Durchschnitt verschuldet, wenn sie eine der Schuldnerberatungsstellen in Deutschland aufsuchen. Das hat heute das statistische Bundesamt mitgeteilt. In Deutschland seien derzeit etwa drei Millionen Haushalte überschuldet, das sei fast jeder zwölfte Haushalt. "Alleinerziehende und -lebende sind am häufigsten betroffen", sagte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler.

 (DR)

Der stellvertretende Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände, Marius Stark, mahnte eine Aufstockung des Personals an. «Der Bedarf ist längst nicht gedeckt: Wir erreichen nur 10 bis 15 Prozent der Betroffenen», sagte Stark bei der Präsentation der Zahlen. Etwa 1,2 Millionen Menschen liefen Gefahr, bald in die Schuldenfalle zu tappen. «Sie können von ihrem Geld gerade so leben. Eine defekte Waschmaschine oder weiter steigende Energiepreise könnte schon ihr finanzieller Kollaps sein», sagte Stark.

Es sei erwiesen, dass die öffentliche Hand durch eine qualifizierte Schuldnerberatung Geld spare. Stark bemängelte, dass sich Banken und Kreditinstitute nicht an der Finanzierung der Beratungsarbeit beteiligten.

Dem Bundesamt lagen nach Angaben Egelers statistische Angaben von 56.000 Personen vor. Das erlaube eine verlässliche Datenbasis. Sie kamen zum einen von 212 der rund 950 Schuldnerberatungsstellen in Deutschland, zum anderen aus den monatlichen Ergebnissen der Gerichte zu Insolvenzverfahren.

Nach Angaben Egelers waren in fast 40 Prozent aller Fälle in den überschuldeten Haushalten auch Kinder von Überschuldung betroffen.

Alleinerziehende zählten mit 14 Prozent mehr als doppelt so häufig zur Klientel der Schuldnerberatungsstellen, wie es ihrem Anteil an allen Haushalten von sechs Prozent entspreche.