Drama im Irak

 (DR)

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gerät wegen der US-Luftschläge im Nordirak zunehmend unter Druck. Die USA flogen am Wochenende zunächst vier neue Luftangriffe auf die Dschihadisten im Nordirak.

Wie das US-Zentralkommando in Tampa (Bundesstaat Florida) mitteilte, galt der Einsatz dem Schutz der Religionsgemeinschaft der Jesiden, die vor den Gräueltaten der Dschihadisten in das Sindschar-Gebirge geflüchtet und von den Terroristen willkürlich angegriffen worden seien. Alles deute darauf hin, dass die US-Angriffe erfolgreich gewesen seien.

Nach UN-Angaben sind allein seit dem vergangenen Montag rund 200 000 Menschen im Nordirak vor den vordringenden IS-Kämpfern geflohen. Die meisten stammten aus christlichen und jesidischen Dörfern. Weiterhin seien noch Tausende vornehmlich jesidische Familien bei Temperaturen von mehr als 40 Grad Celsius im Sindschar-Gebirge eingeschlossen. Die UN-Mission im Irak schätzt deren Zahl auf 15 000 bis 55 000. Insgesamt haben sich der UN zufolge bereits mehr als 600 000 Menschen aus Syrien und dem Irak in die kurdische Autonomieregion im Nordirak in Sicherheit gebracht.

Die jesidische Parlamentsabgeordnete in Bagdad, Vian Dachil, warnte nach Angaben des kurdischen Nachrichtenportals Basnews, dass die jesidischen Flüchtlinge innerhalb von zwei Tagen in Sicherheit gebracht werden müssten, sonst drohe ein Massensterben. Ihren Angaben nach starben bereits 50 jesidische Kinder in den Bergen. Bislang gingen die Hilfsmaßnahmen nicht schnell genug voran. Die Jesiden sind eine alte monotheistische Glaubensgemeinschaft, der vor allem Kurden angehören.

Informationen des kurdischen Zentrums für Öffentlichkeit "Civaka Azad" zufolge konnten mindestens zehntausend Menschen inzwischen durch einen von kurdischen Milizen geschützten Korridor in kurdische Gebiete in Syrien fliehen.

US-Flugzeuge versorgten derweil die Menschen in Sindschar-Gebirge zum dritten Mal mit Wasser und Lebensmittel. Das teilte das US-Militär in der Nacht zum Sonntag mit. Mehr als 52 000 Packungen Fertigessen und Behälter mit mehr als 40 000 Liter Wasser seien abgeworfen worden.

US-Präsident Barack Obama hatte zuvor bekräftigt, dass der Militäreinsatz der USA begrenzt sei und keine Bodentruppen in den Irak zurückkehren würden. Er verwies darauf, dass die USA die Irakkrise letztendlich nicht lösen könnten, auch nicht militärisch. Nötig sei die Bildung einer Regierung im Irak, die die religiöse und gesellschaftliche Vielfalt im Land widerspiegele. Er glaube nicht, "dass wir dieses Problem innerhalb von Wochen lösen können", sagte Obama mit Blick auf die IS-Miliz. "Es ist wird ein Langzeit-Projekt sein."

Nach Angaben des Zentralrats der Jesiden in Deutschland warten neben den Flüchtlingen auf dem Berg noch weitere 200 000 Angehörige der Religionsgemeinschaft in ihren Dörfern in der Region Sindschar auf Hilfe.

In Syrien eroberten IS-Kämpfer derweil laut Aktivisten nach tagelangen Kämpfen drei Städte in der ölreichen und strategisch wichtigen Provinz Dair as-Saur von anderen Rebellengruppen zurück. (dpa)