Dr. Rudolf Laufen

Lessings Ringparabel – nur eine Interimslösung?

Theologischer Blick auf Lessings Parabel von den drei Ringen, die sich mit dem Wahrheitsanspruch der Weltreligionen auseinandersetzt und nach über 200 Jahren immer noch hochaktuell für die heutige Situation in der Welt ist.

Symbolbild: Interreligiöser Dialog / © godongphoto (shutterstock)
Symbolbild: Interreligiöser Dialog / © godongphoto ( shutterstock )

Gotthold Ephraim Lessings Parabel von den drei Ringen gilt zurecht als ein Juwel der deutschen Literatur; und zwar nicht nur wegen ihrer sprachlichen Schönheit, sondern auch und vor allem wegen ihres glänzenden und überzeugenden Plädoyers für religiöse Toleranz und Friedfertigkeit. Viele sehen in ihr geradezu das Evangelium der Humanität und das Hohelied der Toleranz. Allerdings birgt diese Parabel auch einige Interpretationslücken, so dass schon mancher hermeneutischer Streit um sie entbrannt ist. Um richtig verstehen zu können, welchen Stellenwert Lessing der Ringparabel im Zusammenhang seiner Ringphilosophie einräumt, ist es wichtig, sie nicht isoliert zu betrachten, sondern in ihrem ursprünglichen Kontext zu sehen. Vor 243 Jahren hat Lessing im Geist der Aufklärung das Drama "Nathan der Weise" geschrieben. Dort gibt es deutliche Anzeichen dafür, dass der Autor das Gleichnis nicht als sein letztes Wort in Sachen friedlicher Koexistenz der Religionen betrachtet, sondern für sich eine weiterreichende Vision entwickelt hat. Rudolf Laufen ist Germanist und promovierter Theologe. In seiner aktiven Zeit als Dozent am Institut für Lehrerfortbildung in Mülheim an der Ruhr widmete er sich insbesondere den Arbeitsgebieten Theologie und Religionspädagogik.

Seinen Vortrag hielt Dr. Laufen im Rahmen der mittwochsgespräche im Juni 2022 im Düsseldorfer Maxhaus.

Erstsendung: 10.07.2022

Quelle:
DR
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