Dr. Matthias Daufratshofer

Besser keusch als verdammt?

Kirchenhistoriker wirft einen Blick auf die Lehre der Päpste zu Ehe und Sexualität im 20. Jahrhundert. Dabei wird deutlich, dass es dabei so manchen Ghostwriter gegeben hat, der dem Papst zuarbeitete.

Sexualität: Darf die Kirche heutzutage noch unter die Decke gucken? / © Gengwit Wattakawigran (shutterstock)
Sexualität: Darf die Kirche heutzutage noch unter die Decke gucken? / © Gengwit Wattakawigran ( shutterstock )

"Sex ist göttlich", sagt Papst Franziskus Anfang September 2020 in einem Interview. Für den Aachener Bibelwissenschaftler Simone Paganini ist klar: Der Papst versteht mit diesen Aussagen die Sexualität einschließlich der sexuellen Lust als Gottesgeschenk. In der Tat gibt im ersten Kapitel des Buches Genesis Gott, nach dem er die Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen und ihnen den Auftrag gegeben hat sich zu mehren, seinem Werk zum ersten Mal die Note "sehr gut". Doch wie kommt es, wenn Sexualität als göttlich gewollt gilt, dass die Lehre der Päpste zu Ehe und Sexualität mehr von Verbot, Verdammnis und Keuschheit erfüllt ist als von Lust, Freude und Sinnlichkeit?

Wie die päpstliche Lehre zu Ehe und Sexualität im 20. Jahrhundert entstand, dieser Frage geht der Kirchenhistoriker Matthias Daufratshofer aus Münster nach. Eine Frage wird dabei sein, ob die Päpste selbst zur Feder gegriffen haben oder ob dies eher von päpstliche Zuarbeitern geleistet wurde. Einer der bedeutendsten Ghostwriter des Papstes war der deutsche Jesuit und Moraltheologe Franz Hürth.

Dr. Daufratshofer hielt seinen Vortrag im Rahmen der mittwochsgespräche im Düsseldorfer Maxhaus im November 2022.

Erstsendung: 18.12.2022

Quelle:
DR