Dossier zum New Yorker UN-Gipfel zu den Millenniumszielen

Das Versprechen halten

Zehn Jahre ist es her, dass sich die Staatengemeinschaft an der Schwelle des neuen Jahrtausends Ziele für eine bessere Welt gesetzt hat. Deutlich weniger Armut und Hunger soll es bis 2015 geben. Mit dem UN-Gipfel bis Mittwoch steht die letzte große Zwischenbilanz der Millenniumsziele an. Die Kirche fordert „mehr als bisher zu tun“, um die Ziele zu erreichen.

 (DR)

Die Staats- und Regierungschefs aus aller Welt wollen in New York über Fortschritte und Rückschläge beraten, den Bemühungen um die Millenniumsziele neuen Schwung verleihen: "Das Versprechen halten" ist der Entwurf des Abschlussdokuments überschrieben.



Vor zehn Jahren hatten sämtliche Staaten und führende Entwicklungsorganisationen beim sogenannten UN-Millenniumsgipfel acht Ziele beschlossen. Sie reichen von einer Halbierung der Armut bis 2015 bis hin zu einem weltweiten Angebot von Grundbildung.



Deutsche Bischöfe fordern mehr Einsatz

Die Millenniumsziele finden international ungewohnt breiten Zuspruch. Auf sie berufen sich der Internationale Währungsfonds ebenso wie Globalisierungsgegner.



Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, und der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, haben in einer gemeinsamen Erklärung die Bundesregierung und die Regierungen der UN-Mitgliedstaaten eindringlich aufgefordert "mehr als bisher zu tun", um die Millenniums-Entwicklungsziele zu erreichen.



Hungerhalbierung kaum erreichbar

Es gibt Erfolge und Misserfolge: So wird die Welt das große Ziel, den Anteil der extrem Armen an der Bevölkerung zu halbieren, nach der Prognose der Vereinten Nationen auf globaler Ebene wohl erreichen. Das gelingt aber vor allem dank der Erfolge Chinas. Afrika oder Indien werden eine Halbierung kaum schaffen.



Weit schlechter sieht es beim Hunger aus: Hatte man 1996 auf dem Welternährungsgipfel in Rom noch mutig eine Halbierung der absoluten Zahl der damals 800 Millionen Hungernden auf 400 Millionen angepeilt, war man im Jahr 2000 schon davon abgerückt. In den Millenniumszielen geht es nur noch um eine Halbierung des Bevölkerungsanteils, der hungern muss. Er sank zwischen 1990 bis 2007 von 20 auf 16 Prozent.



Kaum Fortschritte im Kampf gegen Müttersterblichkeit

Auch bei Bildung und Gesundheit ergibt sich ein gemischtes Bild: Stehen die Staaten insgesamt im Bemühen um einen Grundschulabschluss für alle Jungen und Mädchen recht gut da, sind die Fortschritte bei der Kinder- und Müttersterblichkeit viel zu gering, um die geplante Reduzierung um zwei Drittel oder drei Viertel bis 2015 zu schaffen.



Obwohl die meisten der acht Millenniumsziele mit ihren 21 Unterzielen verfehlt werden, möchte sie kaum ein Politiker als Utopie abtun. "Ein Aufgeben der Ziele, ein Zurückweichen darf es nicht geben", sagt etwa Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP).



Arbeitsplätze können Wende bringen

Kirchliche und private Hilfswerke mahnen die Erhöhung der staatlichen Entwicklungshilfe an. 0,7 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung, doppelt so viel wie heute, sollen bis 2015 an Länder des Südens gehen. Klaus Seitz, Leiter der Abteilung Politik und Kampagnen bei "Brot für die Welt", fordert einen grundlegenden Kurswechsel "Hunger ist vor allem ein Einkommensphänomen", sagt er. "Den hungernden Familien fehlt die Kaufkraft, um sich ausreichend Nahrungsmittel zu kaufen. Neben der Förderung der Bäuerinnen und Bauern bedarf es einer ländlichen Entwicklung, die Arbeitsplätze schafft."