domradio-Spezial zum 11.11.2007

Karneval, Kultur, Kirche

Jedes Johr im Herbst jeit dat Spillche widder los: der Beginn der "fünften Jahreszeit" Karneval. Das Motto der Kölner Session 2008: "Jeschenke för Kölle - uns Kulturkamelle". Ein gutes Motto? domradio hat sich bei Vertretern von Kirche, Karneval, Kultur und Politik umgehört.

 (DR)

Schock-Werner: Das Motto sehe ich durchaus ironisch
"Das Motto sehe ich durchaus ironisch", sagt Frau Dombaumeister Barbara Schock-Werner im domradio. Köln gebe zwar vor, eine Kulturstadt zu sein, das merke man aber nicht immer. "Auch beim Umgang der Stadt mit dem Kölner Dom."

Der Dom sei das erste Kulturgut Kölns, so die 60-jährige. "Gerade am Rosenmontagszug wird mir immer wieder bewusst, wie präsent der Kölner Dom im Karneval ist. Es gibt kein Bauwerk auf der ganzen Welt, das so fest im Gemüt der Bevölkerung einer Stadt verankert ist wie der Kölner Dom."

Im domradio bekennt sich die gebürtige Schwäbin außerdem zu ihrer Liebe zum Karneval. "Ich bin eine begeisterte Karnevalistin geworden. Wie diese Stadt Jahr für Jahr aussteigt, das fasziniert mich nach wie vor." (mehr: großes domradio-Portrait zum 60. Geburtstag von Barbara Schock-Werner)

Angela Spitzig: Will man die Kulturpolitik der Stadt geißeln?
Auch das diesjährige Dreigestirn (Prinz Rainer I. (Herschel), Bauer Harald (Kloiber), Jungfrau Albertina (Thomas Albert Heinen) macht sich im domradio Gedanken über das Motto - und gibt zu, es habe erstmal eine Weile darüber nachdenken müssen. Das Ergebnis: Ironie sehen die Drei nicht. Im Gegenteil. Sie erkennen ein Bekenntnis des Kölner Karnevals zur Kultur-Identität der eigenen Stadt. "So können wir wieder den Kölner klar machen, welchen Status Köln als Kultur-Stadt in der Welt hat."

Die neue Intendantin des Kölner Schauspiel und gebürtige Kölnerin, Karin Beier, sagt im domradio: "Ich liebe den Kölner Karneval - aber ins Theater holen muss ich ihn nicht." (mehr: großes domradio-Interview mit Karin Beier)

Die Kölner Bürgermeisterin Angela Spitzig (Grüne) fragt im domradio: "Will man die Politik vorstellen? Oder will man die Kulturpolitik der Stadt geißeln?" Und hofft, dass das Erstere im Vordergrund stehen wird. Für die "Kulturbaustellen der Stadt", die es "leider" auch gebe, schlägt Spitzig selbstironisch vor, einen eigenen Wagen an den Start zu bringen. Das Motto selber interpretiert die Politikerin positiv: "Kulturkamelle, also Kunst wie Bonbons, die verteilt werden - so sollte das sein: das Kultur auf der Straße stattfindet und wirklich lebt."

Der Zugleiter des Kölner Rosenmontagszuges, Vize-Präsident des Festkomitees des Kölner Karnevals und Erfinder des diesjährigen Mottos, Christoph Kuckelkorn, erklärt im domradio: "Karneval ist Kultur - und nicht nur Volkskultur. Karneval ist Hochkultur. Gleichzeitig wollten wir bei den Kölnern noch mal das Bewusstsein dafür wecken, dass wir mit einem vielfältigen Kulturleben sehr reich beschenkt sind."