„domradio" hofft nach fünfjährigem Bestehen auf UKW-Frequenz

„Gott sei Dank, wir sind auf Sendung"

 (DR)

Kurz bevor das Kölner „domradio" zum ersten Mal auf Sendung ging, gab es Feueralarm: Kein geringerer als Kardinal Joachim Meisner hatte ihn ausgelöst, wie der Erzbischof sich am Samstag beim Festakt zum fünfjährigen Bestehen des Senders lachend erinnerte - mit dem Weihrauch, mit dem er die Räume des bundesweit ersten und bis heute einzigen Bistumssenders am Pfingstsonntag im Jahr 2000 einweihte.
„Weihwasser wurde mir wegen der sensiblen Sendetechnik untersagt", erzählte Meisner. An die Rauchmelder aber hatte niemand gedacht. „Gott sei Dank, wir sind auf Sendung"', atmete Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen denn auf, als sich das Mikrofon öffnete und sein Sender on air ging.
Freudige Nachrichten beim Festakt mit Kabarett und Musik: Die neue Landesregierung in NRW will sich für die vom „domradio" lang ersehnte UKW-Frequenz einsetzen. Das versprach der designierte NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP): „Wir werden Dampf machen, die Verantwortlichen dazu zu treiben." Schließlich müsse der Privatfunk auch seine Chancen bekommen- Auch der Direktor der Landesanstalt für Medien, Norbert Schneider, bedauerte, dass der Sender noch nicht im Auto zu hören sei.
Im Kölner Raum gebe es zu wenig Frequenzen. Der WDR habe zu viele davon. Darüber müsse gesprochen werden. Bislang kann das Programm des Kirchensenders über Kabel von 4,1 Millionen Haushalten in NRW sowie über das neue Digitalradio (DAB) empfangen werden. Europaweit wird es inzwischen über den Satelliten Astra verbreitet.
Die Idee zum „domradio" war - wie der Name schon sagt - 1998 beim 750-Jahre-Jubiläum des Kölner Doms entstanden. Damals gab es ein 14-tägiges Veranstaltungsradio-im Stadtgebiet. Zwei Jahre später startete der Bistumssender als kirchliches Spartenradio, das mit mittlerweile fast 40 Mitarbeitern im 24-Stunden-Programm jede halbe Stunde Welt- und Kirchennachrichten bietet, außerdem regelmäßig Berichte und Interviews über Politik, Bildung, Lebens-
hilfe, Unterhaltung, Kultur, religiöses Brauchtum sowie nicht zuletzt Gottesdienstübertragungen.
„Es ist ein kleines, feines, aber vor allem freies Radio", lobt Journalist Franz Alt zum Jubiläum. In dem Sender gehe es nicht dogmatisch zu: „Ich habe da auch schon ordentlich Kirchenkritik üben dürfen." Der Chefredakteur sagte bei seiner Moderation des Festaktes: „In fünf Jahren hat sich Kardinal Meisner nicht ein Mal in die operative Ebene des ,domradios' eingemischt. Dafür bin ich ihm dankbar", sagte darauf Brüggenjürgen.
Auch Kollegin Alke Schwarzer gratuliert augenzwinkernd: „Also wenn das mit der EMMA nicht mehr klappt, dann komme ich gerne zum ,domradio' ...". Und Karl-Heinz Böhm dankt dem Sender, dass er mit vielen Beiträgen geholfen habe, die Arbeit seiner Organisation „Menschen für Menschen" bekannt zu machen.
Entwicklungshilfe ist ein wichtiges Thema des Senders, der, wie der Chefredakteur sagt, „an der Schnittstelle zwischen Kirche und Gesellschaft" stehen will. Zum Beispiel: „Wenn in Athen Olympiade ist, sprechen wir mit dem Olympiapfarrer. Wenn Frankreich die europäische Verfassung ablehnt, fragen wir bei der europäischen Bischofskonferenz nach." Ziel sei es, so Brüggenjürgen, „christliche Werte tagesaktuell in den gesellschafüichen Dialog zu bringen". Das Kirchenprogramm mit harmonischer Pop-und Rockmusik und ohne Werbung komme an, ist der Journalist überzeugt.
60 000 regelmäßige Hörer hat der Sender laut einer Allensbach-Studie im Jahr 2004. Sie zeigte auch, dass er jedem dritten Katholiken der Erzdiözese Köln bekannt ist. Die Website „www.domradio.de" wird laut Brüggenjürgen täglich 40000 Mal abgerufen. Hier Iässt sich das Programm in der ganzen Welt hören.
Seit dem Sendestart am Pfingstsonntag 2000 wurden rund 2,6 Millionen Sendeminuten produziert. All das wurde am Samstag gefeiert. Diesmal richtete der Kardinal mit dem Weihrauch kein Unheil an: Er segnete die fj-Wagen des Senders vor dem Dom unter freiem Himmel.