Domkapitular Prälat G. Bachner predigte im Kölner Dom

Von Geboten und Verboten

domradio.de übertrug am 22. Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt im Kölner Dom. Es zelebrierte Domkapitular Prälat G. Bachner. Wie zeigt sich im Leben eines Christen, einer Christin, dass er, dass sie an Gott glaubt? Gibt es Vorschriften, die eingehalten werden müssen? Eine Glaubensgemeinschaft braucht Regeln und Gesetze. Ebenso aber braucht sie Menschen, die sich mit offenem Herzen täglich neu auf die Suche nach Gott und einem lebendigen, frohen Leben machen und die dieses Leben so leben, dass auch ihre Mitmenschen ein lebendiges, frohes Leben haben können.

 (DR)

Wortgottesdienst
Erste Lesung
Gesetze, die Gott dem Volk Israel gibt, sind ein Geschenk. Ein Geschenk, das das Leben besser gelingen lässt.  Ein Geschenk, das das Leben bereichert. Sie für das eigene Leben und das Leben der Gesellschaft fruchtbar werden zu lassen setzt voraus, sie hören und umsetzen zu lernen. Wer dies tut, wird erkennen, welche Weisheit und Lebenskraft in ihnen steckt.

Zweite Lesung
Das Wort zu finden, das einem ins Herz eingepflanzt wurde, ist eine Lebensaufgabe. Letztlich geht es darum, zu erkennen, was die Mitte des eigenen Seins ausmacht, wer man ist im tiefsten Inneren. In dieser innersten Tiefe ist Gott zu finden, weil es Gottes Wort, das Wort der Wahrheit, ist, das uns ins Leben gerufen hat. Wer dieses Wort in sich findet und darauf hören lernt, dem wird es leicht fallen, auch für die zu sorgen, die durch die gesellschaftlichen Sicherungssysteme fallen. Im alten Israel waren es die Witwen und Waisen. Und heute?

Evangelium
"Wie wichtig ist es eigentlich für Gott, dass wir uns an die Vorschriften halten, die unsere kirchliche Gemeinschaft aufgestellt hat?" So könnte man die Fragestellung des Evangeliums in die heutige Zeit übertragen. Letztlich spiegelt der Text des Evangeliums eine Diskussion wider, die es gibt, seit es Religionen und den mit ihnen verbundenen Kult gibt: An welche Vorschriften muss ich mich halten, damit ich noch zur Religionsgemeinschaft gehöre? Braucht Gott die Einhaltung der Vorschriften oder brauchen diese Einhaltung doch eher die Menschen, mit denen gemeinsam ich meinen Glaube lebe? Jesus gibt im Evangelium eine eindeutige Antwort: "Gott schaut nicht, wie ihr euch äußerlich verhaltet, Gott sieht ins Herz. Auf eure innere Haltung kommt es zuallererst an. Wenn die nicht stimmt, könnt ihr euch auch die Einhaltung der äußeren Regeln sparen." Diese Antwort Jesu fordert heraus. Sie fordert den einzelnen Menschen zu äußerster Wachsamkeit auf: sich selbst und seinen eigenen Handlungen und Haltungen gegenüber.

(Quelle: Messbuch 2009, Butzon & Bercker Verlag)