Domkapitular Meiering ermutigt zu Sensibilität für Mangel im Leben

"Zu Vollendung bringen, was in uns steckt"

Die Hochzeit zu Kana sei vielen Bibelauslegern ein Dorn im Auge, hat Domkapitular Dominik Meiering am Sonntag im Kölner Dom gepredigt. Dabei steckt in dem Gleichnis eine grundlegende Glaubensbotschaft.

In seiner Predigt im Kapitelsamt am zweiten Sonntag im Jahreskreis sprach Domkapitular Dominik Meiering über die zentrale Bedeutung des ersten Wunders Jesu auf der Hochzeit von Kana: die Wandlung von Wasser in Wein. "Was bedeutet es, wenn Jesus Wasser zu Wein wandelt?"

In dem Gleichnis gehe es nicht darum, dass Jesus die Party retten möchte oder als der größte Magier dargestellt werden soll. Vielmehr sei es grundlegend für die Botschaft Jesu und ein Grundstein des Johannes-Evangeliums. Denn nicht das erste Wunder stehe im Mittelpunkt, sondern die Verwandlung, die Jesus anstößt, erklärte Meiering. "Die reine Natur des Wassers wird durch die Hilfe der Diener, also die Kultivierung durch den Menschen, und die Gnade Gottes zum köstlichen Wein und damit zur Vollendung gebracht." Beispielhaft stehe die Geschichte für den Weg, wie Gott die Welt verwandelt.

Maria erkennt Mangel und bittet Jesus zu helfen

Eine zentrale Rolle spiele dabei auch auch Maria, die den Mangel im Leben der Menschen erkennt und Jesus auffordert, etwas zu ändern. Den anderen sagt sie: "Was er euch sagt, das tut" und fordert sie so auf, bei der Verwandlung zu helfen. Die Botschaft dahinter: Wer Jesus nachfolgt, bei dem setzt ein Verwandlungsprozess ein. So sei es auch kein Zufall, dass Jesus sechs Krüge Wasser in Wein verwandelt, denn vor der Hochzeit rief er die ersten sechs Jünger auf, ihm zu folgen, erklärt Meiering. Die Wasserkrüge seien symbolisch für die Jünger, in denen Jesus eine Verwandlung angestoßen hat. 

Die Natur, so führte Domkapitular Meiering weiter aus, müsse mit der Hilfe der Menschen und durch Kultivierung erst zur Vollendung gebracht werden. Dies ließe sich ebenso auf die Natur des Menschen beziehen. "Wir müssen, was wir in uns vorfinden, kultivieren – wir müssen ernten."

Sensibel sein für Mangel im Leben

"Unser ganzes Leben ist eine überdimensionale Hochzeitsfeier, die immer wieder unter Mangel leidet und verwandelt werden will", schließt Meiering in seiner Predigt. Die Menschen versuchten eine große Lebensparty, bis irgendwann ein Mangel sichtbar ist. "Oft schwanken und stolpern wir als trinkende Gäste auf unserer Lebensparty – aber hoffentlich sind wir auch immer wieder sensibel für den Mangel unseres Lebens, so wie Maria und die Jünger." 

Wie auf der Hochzeit zu Kana müssten die Menschen mit Vertrauen auf die Hilfe Jesu und die Gnade Gottes an dem Mangel im eigenen Leben arbeiten. Die Gemeinde sei eingeladen, sich verwandeln zu lassen. 

DOMRADIO.DE übertrug am zweiten Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Dominik Meiering. Der Mädchenchor am Kölner Dom sang unter der Leitung von Oliver Sperling und Cécilia Bazile die Missa in g-moll op. 187 von Josef Gabriel Rheinberger sowie "Laudate pueri" von Felix Mendelssohn Bartholdy und "Jauchzet Gott, alle Lande" von Walter Schmid. Die Orgel spielte Winfried Bönig.


"In Kana in Galiläa fand eine Hochzeit statt und die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen. Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. ..." (Joh 2,1 ff.)

Impuls zum Evangelium Joh 2,1-11

»Unser Leben sei ein Fest« heißt ein Neues Geistliches Lied. In der dritten Strophe heißt es, dass der Wein Trank neuen Lebens sei. Im Festmahl des neuen Bundes ist der gewandelte Wein Blut Christi – er selbst schenkt sich den Festgästen. 

Weil Christus unter uns ist, er mit uns auf dem Weg ist, deshalb ist das Leben ein Fest. Deshalb wird das Wasser im Evangelium in einen sehr guten, besonderen Wein gewandelt – weil seine Gegenwart unter den Menschen ein besonderes Geschenk Gottes ist. Und seine Gegenwart ist eine liebende, erbarmende, menschenfreundliche. 

Wenn wir vom neuen Bund sprechen, den Christus in seinem letzten Abendmahl gestiftet hat, dann wird deutlich: Mit ihm kommt eine neue Qualität von Leben ins Leben. Ein neuer Geist, der wahre Geist Gottes, der Gemeinschaft stiftet, Frieden fördert, der will, dass das Leben für den Einzelnen und in Gemeinschaft gelingt. ...

Zacharias Heyes OSB. Aus: TeDeum – Das Stundengebet im Alltag, Januar 2025, www.tedeum-beten.de