Domkapitular Hofmann lädt zur Vorfreude auf die Ewigkeit ein

"Tod nicht mit Heidenangst begegnen"

Im Kapitelsamt am ersten Adventssonntag erklärte Domkapitular Markus Hofmann im Kölner Dom die Bedeutung des Advents für unser Leben. Wie würde man leben, käme Christus bald wieder? Diese Frage gelte es in der Adventszeit zu stellen.

Msgr. Markus Hofmann am Hochaltar des Kölner Domes. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Msgr. Markus Hofmann am Hochaltar des Kölner Domes. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Seine Predigt im Kapitelsamt am ersten Adventssonntag eröffnete Domkapitular Markus Hofmann mit einem Vergleich: Mit dem Leben sei es wie im Straßenverkehr. 

Domkapitular Markus Hofmann (DR)
Domkapitular Markus Hofmann / ( DR )

"Das Leben ist immer der Ernstfall. Es gibt kein Leben auf Probe oder die Möglichkeit, eine Zeit des Lebens oder sogar das ganze Leben, wenn es nicht so gelungen ist, wie gedacht, zu wiederholen."

Das sei zunächst sicher eine ernste, aber "auch eine wichtige und schöne Wahrheit". Denn die Besinnung auf diese Realität verdeutliche die Kostbarkeit jedes Augenblicks unseres Lebens. 

Wachsamkeit in Erwartung der Wiederkehr des Herrn

Diese Unwiederholbarkeit mache die Einzigartigkeit und den Wert einer jeden Stunde wesentlich aus, betonte Domkapitular Hofmann mit Blick auf das Tagesevangelium. 

In dem Gleichnis von den wachsamen Knechten, das die Besucher des Kapitelsamts im Kölner Dom zuvor gehört hatten, ging es schließlich auch um die Wachsamkeit in Erwartung der Wiederkehr des Herrn.

"Jesus will uns mit dem Gleichnis vom Türhüter nicht erschrecken. Aber er will uns durchaus wach machen", legte Domkapitular Hofmann das Evangelium aus. 

Nichts ist so gewiss das Ende eines jeden Lebens

Vielmehr meine Jesus es gut mit uns und wolle uns deshalb aufwecken, wie ein Beifahrer einen eingeschlafenen Autofahrer zu wecken suche.

Denn kaum etwas über die Zukunft eines jeden Menschen stehe so sicher fest wie der Umstand, dass jeder einmal sterben müsse.

Christus ist der Sieger über den Tod / © Beatrice Tomasetti (DR)
Christus ist der Sieger über den Tod / © Beatrice Tomasetti ( DR )

"Es sei denn, die Wiederkunft des Herrn ereignet sich zuvor. Aber auch dann ist unser Leben in der gewohnten Weise zu Ende. Diese Gewissheit zu verdrängen, sich zu betäuben, einfach dagegen zu leben, so zu tun, als wäre dem nicht so, scheint eine der schlechtesten Weisen zu sein, damit umzugehen."

Christen brauchen dem Tod nicht mit "Heidenangst" zu begegnen

"Verbringen wir aber nicht tatsächlich einen gewissen Teil unseres kostbaren Lebens damit, uns in Illusionen und Träumereien zu flüchten, weil wir uns dieser Wahrheit, dieser ernsten Wahrheit nicht wirklich stellen wollen?", sprach Domkapitular Hofmann seinen Zuhörer ins Gewissen.

Zwar bräuchten Christen nicht ständig an ihren Tod zu denken. "Aber wir brauchen dem Tod auch nicht mit einer Heidenangst zu begegnen." 

Schließlich sei "das ganze Leben hier auf Erden wie ein großer Advent, eine große Vorbereitung, ein Zugehen auf die Begegnung mit dem, der uns dieses Leben geschenkt hat, damit wir uns vorbereiten auf die Zeit danach."

Der Advent erinnert an die Vorfreude auf das ewige Leben

Der Advent sei eine Zeit der Vorfreude, nicht des bangen Wartens. Kinder zeigten immer wieder, wie schön es sein könne, jemanden oder etwas mit Spannung zu erwarten – sei es die Wiederkehr der eigenen Eltern oder etwa Weihnachten, "die Feier des ersten Kommens Gottes in unsere Welt". 

Sternenhimmel / © Andrey Prokhorov (shutterstock)

"Aber zugleich ist der Advent immer auch die Erinnerung und die Vorbereitung auf das zweite Kommen Jesu am Ende der Geschichte." 

Der Advent erinnere uns jedes Jahr aufs Neue daran, dass unser ganzes irdisches Leben eine Zeit der Vorfreude auf das ewige Leben sein kann und soll, so Domkapitular Hofmann.

Wer an Christus glaubt, hat immer eine Ewigkeit vor sich

"Denn als Christen leben wir in der frohen Erwartung, Gott einmal von Angesicht zu Angesicht schauen zu dürfen und darin für immer unendlich glücklich zu werden." 

Wer nichts mehr zu erwarten habe, für den sei das Leben eigentlich vorbei, er werde "wirklich alt" und verliere sich in der Sinnlosigkeit.

Dagegen setzt Domkapitular Hofmann den Blickwinkel des Christgläubigen: "Mit der Perspektive des ewigen Lebens haben wir Christen immer viel mehr vor uns als schon hinter uns. Ganz gleich, wie viele Jahre wir hier auf Erden zählen, immer haben wir eine Ewigkeit vor uns."

Nicht nur Vorweihnachtszeit mit wachem Geist und Herzen gestalten

Daran habe auch der ehemalige Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner immer zu Recht erinnert. 

Der erste Advent erinnere uns dementsprechend daran, "diese Zeit vor Weihnachten wie auch unser ganzes Leben mit wachem Geist und wachem Herzen zu gestalten, als eine Zeit freudiger Erwartung, nicht als eine Zeit rastloser Hektik oder permanenter Ablenkung". 

Fußgängerzone in der Weihnachtszeit / © Harald Oppitz (KNA)
Fußgängerzone in der Weihnachtszeit / © Harald Oppitz ( KNA )

Um das eigene Leben nicht zu verschlafen, gelte es, dieses "nach Möglichkeit von Dingen, Aktivitäten oder Illusionen, die uns den Blick auf diese Wirklichkeit verstellen, uns ablenken oder gar einschläfern" freizumachen, so Domkapitular Hofmann.

Was wäre, wenn Jesus Christus am 25.12.2023 wiederkommt?

"Fragen wir uns wirklich einmal: Was wäre denn, wenn der 25. Dezember 2023 tatsächlich der Tag des zweiten Kommens Jesu Christi wäre, wenn an diesem Tag mein Leben hier auf Erden, meine Vorbereitungszeit auf das ewige Leben enden würde. Wie würde ich mein Leben gestalten, wenn ich nur noch drei Wochen Zeit hätte?" 

Mit Joseph Kardinal Höffner zitierte Domkapitular Hofmann zur Beantwortung der Frage gleich einen zweiten ehemaligen Kölner Erzbischof. 

Dieser habe gesagt, dass es nicht entscheidend sei, lange und erfolgreich zu leben, sondern gut zu leben, als guter Mensch. 

Frage nicht als unangenehm oder unwahrscheinlich beiseiteschieben 

Zum Ende seiner Predigt mahnte Domkapitular Hofmann gegenüber seinen Zuhörern an: "Lassen wir diese ernste, vielleicht aufrüttelnde Frage einmal an uns heran. Schieben wir sie nicht gleich als unangenehm oder unwahrscheinlich beiseite."

Jesus-Pantokrator-Darstellung in der Kuppel der orthodoxen Kirche über dem Jakobsbrunnen in Nablus, Palästina / © Harald Oppitz (KNA)
Jesus-Pantokrator-Darstellung in der Kuppel der orthodoxen Kirche über dem Jakobsbrunnen in Nablus, Palästina / © Harald Oppitz ( KNA )

Die Beantwortung dieser Frage helfe auch bei der persönlichen Lebensplanung, wenn es um die Setzung und möglicherweise Nachjustierung von Prioritäten gehe. Gegebenenfalls komme auch ein wertvoller Gedanke zur richtigen Nutzung der Adventszeit.

Ein Gedanke reiche schon, "damit wir weder am 25. Dezember noch an einem anderen Tag ein böses Erwachen erleben, darum sagt uns Christus heute diese Wachsamkeit der Worte im Evangelium. Seien wir ihm dankbar dafür", schloss Domkapitular Hofmann seine Predigt am ersten Adventssonntag.


Mädchenchor am Kölner Dom / © Beatrice Tomasetti (DR)
Mädchenchor am Kölner Dom / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Unter der Leitung von Oliver Sperling und Cécilia Bazile sang der Mädchenchor am Kölner Dom. An der Orgel: Winfried Bönig.


"Zu dir, Herr, erhebe ich meine Seele,
mein Gott, auf dich vertraue ich. ..."
(Erster Adventssonntag: Introitus Ps 25,1 f.)


Das mit dem ersten Adventssonntag beginnende neue Kirchenjahr will in uns die Haltung der wachsamen Erwartung wieder neu wecken. Die biblischen Texte sprechen am ersten Adventssonntag noch stark vom Ende der Welt und der Wiederkunft Christi. Die weiteren Sonntage stellen uns dann den Täufer Johannes, den Vorläufer Jesu, und Maria, die Mutter Jesu, als adventliche Gestalten vor Augen. 

Das violette Messgewand und der Verzicht auf das Gloria in der Messfeier verdeutlichen etwas vom Bußcharakter dieser Zeit, der aber die erwartungs-volle Freude auf den Kommenden nicht verdrängt. Deshalb erklingt auch weiterhin das Halleluja. Gott will bei uns ankommen. Deshalb sind wir gefragt, ob auch wir bei ihm ankommen wollen, ob wir uns für die Begeg-nung mit ihm bereiten wollen.

Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. Dezember 2023

Quelle:
DR
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