Diskriminierung von Frauen ist gravierendes Menschenrechtsproblem

Weit entfernt vom Ideal

Die Diskriminierung von Frauen ist nach Auffassung von UN-Menschenrechtskommissarin Navanethem Pillay nach wie vor eines der gravierendsten Menschenrechtsprobleme. "Zu viele Länder diskriminieren Frauen systematisch, trotz bindender internationaler Standards und der anerkannten Rolle der Frauen bei der Entwicklung und der Wahrung von Frieden und Sicherheit", sagte die Südafrikanerin in einem epd-Gespräch zum 60. Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte am 10. Dezember.

 (DR)

Gewalt gegen Frauen sei überall auf der Welt ein riesiges Problem. Dennoch werde es von den Entscheidungsträgern grob vernachlässigt. «Vergewaltigung ist ein Verbrechen und muss bestraft werden», betonte die Juristin, die sich als Richterin im Ruanda-Tribunal und am Internationalen Strafgerichtshof dafür einsetzte, dass Vergewaltigung in Konflikten als Kriegsverbrechen eingestuft werden kann. So sei die sexuelle Gewalt etwa in der Demokratischen Republik Kongo dermaßen verbreitet, weil sie dort erlaubt sei. «Straflosigkeit ist die größte Herausforderung.»

Ausmaß und Brutalität der sexuellen Gewalt im Kongo seien unvorstellbar. «Alle bewaffneten Gruppen, kongolesische wie ausländische, haben Vergewaltigung als Kriegswaffe eingesetzt», sagt Pillay. Auch wenn die Opferzahlen nur geschätzt werden könnten, seien es ziemlich sicher die höchsten weltweit in den vergangenen zehn Jahren. «Zurückhaltende Schätzungen gehen von Zehntausenden Frauen von hohem Alter bis zu wenigen Monaten alten Mädchen aus.» Und kaum ein Mann sei jemals bestraft worden. «Das muss sich ändern».

Gewalt gegen Frauen beschränke sich jedoch nicht auf Konfliktregionen. Trotz großer Fortschritte im vergangenen Jahrhundert bleibe ein bestimmtes Maß an Straflosigkeit für sexuelle und andere Form von Gewalt gegen Frauen rund um den Globus und in allen Gesellschaften, betonte Pillay. Ursache dafür seien oftmals mangelhafte Gesetze oder ihre mangelnde Umsetzung. Darin spiegele sich die kulturell bedingte Vorstellung wider, dass Frauen minderwertig seien und deshalb weniger Rechte hätten.

In einigen Gesellschaften seien sich die Männer bewusst, dass sie ihre Frauen oder Töchter schlagen, verletzen und in einigen Fällen sogar töten könnten, ohne vor Gericht zu landen. «Welche Botschaft vermittelt ein Staat der jungen Generation, wenn er Übergriffe eines Elternteils dem anderen gegenüber ignoriert?»