Diözese Rottenburg-Stuttgart unterstützt Protest gegen Flatrate-Bordelle

"Entfesselte Frauenerniedrigung"

Einmal zahlen - unbegrenzt mit Prostituierten verkehren. Das ist das fragwürdige Konzept der sogenannten Flatratebordelle. Während sich Boulevardmedien mit gewohnter Doppelmoral bilderstark auf das Thema stürzen und die Kundschaft Schlange steht, laufen Frauenrechtsorganisationen und die Politik Sturm. Auch die Diözese Rottenburg-Stuttgart wendet sich nun entschieden gegen den Betrieb von Flatratebordellen.

 (DR)

In Fellbach bei Stuttgart eröffnete vor wenigen Wochen ein Bordell, das mit einer "Sex-Flatrate" für sich wirbt. Der Freier kann demnach bei einem Besuch des Clubs je nach Tageszeit einen festen Preis von 70 oder 100 Euro zahlen und dann beliebig oft die Dienste der Prostituierten in Anspruch nehmen. Ein weiteres Flatrate-Bordell gibt es nach Angaben der Grünen-Fraktion auch in Heidelberg. Weitere sollen in zwei anderen Bundesländern existieren.

"Diesem frauenverachtenden und menschenunwürdigen Treiben muss Einhalt geboten werden", so die Sprecherinnen der Frauenkommission der Diözese, Monika Bormann MdL und Margret Schäfer-Krebs. Sie fordert Landesregierung und Justiz auf, alle rechtlichen Möglichkeiten zu prüfen und auszuschöpfen, um derartige Angebote zu unterbinden. Das Grundrecht auf Selbstbestimmung sei durch das Geschäftsmodell der Flatratebordelle ad absurdum geführt und der sexuellen Ausbeutung Tür und Tor geöffnet. Als "frauenverachtend und als Aufforderung zum Machtmissbrauch" bezeichnen Bormann und Schäfer-Krebs dieses Angebot. Es werfe aber auch ein beschämendes Licht auf die Gesellschaft, dass dafür offensichtlich eine entsprechende Nachfrage und damit ein Markt bestehe. "Wie in jedem Billigmarkt werden hier Frauen zur Billigware degradiert und in ihrer Menschenwürde missachtet", so die Sprecherinnen der diözesanen Frauenkommission.

Die Diözese unterstützt damit die vielfältigen Proteste, wie sie von zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern, vom Fellbacher Oberbürgermeister Christoph Palm und jüngst durch einen interfraktionellen Antrag der frauenpolitischen Sprecherinnen des baden-württembergischen Landtags geäußert worden waren.

Sr. Dr. Lea Ackermann: "Ich hoffe auf massive Proteste."
Für die SOLWODI-Chefin Sr. Dr. Lea Ackermann sind Flatrate-Bordelle nichts anderes als "entfesselte Frauenerniedrigung". "Ich bin empört", sagt die streitbare Ordensfrau, die sich seit 25 Jahren unermüdlich für Frauen und Mädchen in der Zwangs- und Armutsprostitution engagiert: "Aber ich wundere mich nicht." Flatrate-Tarife für die sexuelle Ausbeutung von Prostituierten seien eine zu erwartende Folge des 2002 in Kraft getretenen Prostitutionsgesetzes (ProstG), das die freiwillig ausgeübte Prostitution legalisierte und herkömmlichen Dienstleistungen gleichstellte. "

Anscheinend sei das Rotlichtmilieu in Deutschland inzwischen so salonfähig geworden, dass JournalistInnen kritische Stimmen geflissentlich überhören. Schließlich sei die so genannte "Sexindustrie" ein wichtiger Wirtschaftsfaktor mit schätzungsweise 14,5 Milliarden Euro Umsatz im Jahr. "Und auf einmal ist die Aufregung in den Medien wegen des Fellbacher Pussy-Clubs groß." Dagegen hat Sr. Dr. Lea Ackermann nichts einzuwenden. "Endlich bewegt sich was." Dafür spreche zwar nicht, dass in den Stuttgarter Nachrichten stand, Polizei und Behörden seien machtlos. "Das sind sie", erklärt die SOLWODI-Chefin, "weil die Frauen angeblich freiwillig zum Flatrate-Tarif alles mit sich machen lassen." Aber "die Basis" komme durch die Medien-Berichterstattung in Bewegung. "Ich hoffe auf massive Proteste von Frauen - und von Männern." Denn: "Die Menschenrechte haben kein Geschlecht."