In diesem Jahr gibt es nur einen Freitag den 13.

Der Mythos vom Unglückstag

Die "Costa Concordia" kollidierte am Freitag dem 13. Januar 2012 mit einem Felsen. Für Abergläubische ein neuer Beweis für die Macht des Unglückstags. Doch Statistiken belegen das Gegenteil.

Autor/in:
Viola van Melis und Christoph Arens
Freitag, der 13. (dpa)
Freitag, der 13. / ( dpa )

Pleiten, Pech und Pannen: Für abergläubische Menschen ist der morgige Freitag ein riskanter Tag. Der Kalender kündigt einen "Freitag den 13." an, den einzigen im Jahr 2016. Einen solchen vermeintlichen Unglückstag gibt es mindestens einmal und höchstens dreimal pro Jahr.

Ein Viertel der Deutschen hält ihn laut Umfrage für einen Pechtag, der sich auf ihr Leben auswirkt: Besonders Abergläubische steigen nicht ins Auto oder Flugzeug. Die Feuerwehren nutzen die gesteigerte Aufmerksamkeit für Abergläubisches und Unglückserwartungen, um für die Brandbekämpfung durch Rauchmelder zu werben. Seit 2006 ist jeder Freitag der 13. auch ein "Rauchmeldertag".

"Statistisch gesehen kommt täglich bundesweit ein Mensch bei Feuern in Wohnungen und Häusern ums Leben. Der Großteil der Opfer stirbt dabei an den Folgen der Freisetzung giftiger Rauchgase", wirbt Hermann Schreck, Vizepräsident des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV), für die Ausstattung von Wohnräumen mit den kleinen Lebensrettern.

Immer wieder finden sich vermeintliche Beweise für die Wirkmächtigkeit des Unglückstags: Kollidierte nicht das Kreuzfahrtschiff "Costa Concordia", das übrigens über ein Deck 13 verfügte, 2012 an einem Freitag, dem 13. Januar, mit einem Felsen?

Judas machte die Zahl der 13 zur bösen Zahl

Laut Statistik sind die schrecklichen Freitage allerdings besser als ihr Ruf: Glaubt man einer Studie der Zurich Versicherung, so weisen Freitage, die auf den 13. eines Monats fallen, im Schnitt sogar weniger Schadensmeldungen auf als andere Tage.

Verliert der Freitag der 13. etwa seinen Schrecken? Oder hat das symbolträchtige Datum etwa gar nicht die Bedeutung, die ihm immer zugeschrieben wird? Fest steht: Der Unglückstag wird hierzulande erst seit 60 Jahren zu einem solchen stilisiert. Weiter reichen seine Wurzeln nicht zurück, wie der Bonner Volkskundler Gunther Hirschfelder herausfand.

Auf Spurensuche in Antike und Mittelalter: Schon die frühen Hochkulturen kannten eine ausgefeilte Zahlensymbolik, erläutert Hirschfelder. Da spielte die 12 eine zentrale Rolle, die 13 dagegen überschritt das geschlossene 12er-System und wurde so zur Unglückszahl. Im Christentum machte Judas die Zahl 13 zur bösen Zahl: Beim letzten Abendmahl waren 13 Personen anwesend. Und er war der Verräter.

Was die Wochentage angeht, galt der Freitag in der Antike als Tag der Liebesgöttin Aphrodite. Aber dann wurde Jesus freitags gekreuzigt. Und der Tag wurde zum Fasten- und Trauertag. Überhaupt bestimmten die Wochentage immer stärker den Rhythmus der Welt - aber nie in Kombination mit Zahlen.

Kokettieren mit dem Unglück

Bis zum 20. Jahrhundert verliefen die Stränge der Zahlen- und Wochentags-Symbolik parallel, ohne sich je zu berühren. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Volkskundler fündig: In der deutschsprachigen Presse der 50er Jahre finden sich laut Hirschfelder Berichte über die angeblich Unheil bringende Wirkung vom Freitag dem 13. - stets im Rückgriff auf Beispiele aus den USA.

"So wie wir Muttertag und Halloween aus Amerika importiert haben, wurde auch Freitag der 13. im Zuge eines allgemeinen Kulturtransfers aus den USA eingeführt", betont der Experte. Dabei verbinde die Spaßgesellschaft von heute - anders als die Menschen vor der Aufklärung - keine echte, elementare Angst mit den abergläubischen Vorstellungen. Freitag der 13. sei vielmehr ein "nicht ernsthaftes Kokettieren mit dem Unglück".

Die amerikanischen Ursprünge des vermeintlichen Unglückstages stammen aus dem 19. Jahrhundert, als europäische und jüdische Symbole verschmolzen. Ein findiger Journalist hatte im September 1869 die Idee, Kursschwankungen des amerikanischen Goldmarktes mit diesem besonderen Datum in Verbindung zu bringen. Hirschfelder: "Wer in einer solchen Symbolik stöbert, der findet immer etwas." Und zwar bis heute. Schließlich brauche auch die Postmoderne Markierungspunkte, mit denen sich das Leben einteilen lasse, meint der Forscher. Wo traditionelle Fixpunkte wie Kirchenjahr oder Erntebeginn wegfielen, suche sich der Mensch neue Kunst-Termine. Deshalb sei Freitag der 13. in Wirklichkeit auch kein ausgesprochener Unglückstag. Oder?

 


Quelle:
KNA