Dieckmann und Töpfer sollen an die Spitze der Welthungerhilfe

Neue Führungsspitze

Umbruch bei der Welthungerhilfe: Nach zwölf Jahren an der Spitze der Bonner Hilfsorganisation gibt Ingeborg Schäuble, Frau des Bundesinnenministers, das Amt der Vorstandsvorsitzenden ab. Die 64-jährige Volkswirtin soll am Mittwoch mit einem Empfang im Bonner Rathaus verabschiedet werden.

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Christoph Arens
 (DR)

An ihre Stelle wird dann voraussichtlich die Bonner Oberbürgermeisterin und SPD-Politikerin Bärbel Dieckmann treten. Sie hatte im August überraschend angekündigt, nach 15 Jahren als Oberbürgermeisterin bei den kommenden Kommunalwahlen nicht mehr antreten zu wollen. Als Stellvertreter Dieckmanns bei der Welthungerhilfe ist der frühere Bundesumweltminister und ehemalige Chef des UN-Umweltprogramms UNEP, Klaus Töpfer (CDU), im Gespräch. Die endgültige Entscheidung soll am 27. November bei der Mitgliederversammlung in Berlin fallen.

Doch der Personalwechsel ist noch nicht alles: Die Welthungerhilfe, die 1962 auf Initiative von Bundespräsident Heinrich Lübke ins Leben gerufen wurde, unterzieht sich einer umfassenden Strukturreform. Mit im Boot ist die Unternehmensberatung McKinsey, die auch schon katholische Bistümer beraten und der Welthungerhilfe nun kostenlosen Beistand angeboten hat.

Drei Monate lang haben drei Berater Arbeitsabläufe unter die Lupe genommen und ein 175 Seiten umfassendes Konzept erarbeitet. Das hat bei den 150 Mitarbeitern in der Bonner Zentrale für erhebliche Unruhe und - für zwei Drittel von ihnen - auch zu Veränderungen geführt. Kündigungen allerdings, so Generalsekretär Hans-Joachim Preuß, habe es nicht gegeben.

"Wir sind in den zurückliegenden Jahrzehnten enorm gewachsen, aber die Struktur ist nicht mitgewachsen", erläutert Marion Aberle, Sprecherin der Hilfsorganisation, die Gründe für das Reformprojekt, das bis 2010 umgesetzt werden soll. Nicht erst seit dem Skandal um Unicef sei man dabei, die Strukturen und Abläufe an die Erfordernisse des 21. Jahrhunderts anzupassen.

Eine der größten Hilfsorganisationen in Deutschland
Mit einem Etat von mittlerweile 135,5 Millionen Euro im Jahr 2007 zählt die Welthungerhilfe zu den größten Hilfsorganisationen in Deutschland. 31,7 Millionen Euro stammen aus Spenden, der Rest aus Geldern der Bundesregierung, der EU und der UN-Organisationen, die strenge Vorgaben für die Verwendung der Mittel machen. Die Zahl der Mitarbeiter im In- und Ausland ist auf 300 gestiegen, dazu kommen 2.500 lokale Kräfte.

Ein Ergebnis der Reform: Die gesamte Führungsstruktur wird umgekrempelt. Aus dem ehrenamtlichen Vorstand, der bislang alle Entscheidungen verantwortete, wird ein ehrenamtliches Präsidium, das die strategischen Linien vorgibt. Es setzt auch den künftig arbeitenden hauptamtlichen Vorstand ein, der die täglichen Geschäfte führen soll.

Eingeführt wird auch ein zentrales und unabhängiges Controlling.
Darüber hinaus soll das Fachwissen etwa zu ländlicher Entwicklung, Katastrophenvorbeugung und Aidsbekämpfung in einer Expertengruppe in der Bonner Zentrale länderübergreifend gebündelt werden. Dem steht eine Dezentralisierung bei der Projektarbeit gegenüber. Die Verantwortung für die Gestaltung und Finanzierung von Hilfsprojekten soll stärker zu den Mitarbeitern in die jeweiligen Länder und Regionen verlagert werden. Aberle begründet das mit der größeren Nähe zu den Partnern, aber auch mit veränderten Finanzierungsmodellen bei EU und UNO. Sie würden Gelder zunehmend auch über Vertretungen in den Partnerländern vergeben.