Die Zeit zwischen Sommer und Herbst hat begonnen

Der sanfte September

Der sanfte September hat begonnen, bunt, voller Blüten und Früchte. Ein Genuss – würde da nur nicht die Sonne Tag für Tag eher am Horizont versinken.

Der Berlepsch reift / © St.Q.
Der Berlepsch reift / © St.Q.

Mit dem September hat in dieser Woche die Zeit des Übergangs begonnen, die Zeit zwischen Sommer und Herbst. Der Sommer der Extreme ist vorbei, die Hitze, der Durst, die Dürre, alles hat sich beruhigt, auch die Wespen sind nicht mehr so nervös. Und der Herbst scheint noch weit fort, nur oben in den Bergen verfärbt sich schon das Laub.

Ausgeglichen ist der Himmel, Wolken und Sonne halten sich die Waage. Nahezu ausgeglichen sind die Längen von Tag und Nacht. Karl Förster nennt es den jungfräulichen Zauber der Septembertage, und Liane Dirks schreibt in ihrem „Buch vom strahlenden September“:
„Der September ist der weiblichste unter den Monaten. Mit dem gelassenen Charme einer schönen Frau verführt er uns, indem er uns verwöhnt, durch und durch.“

Der September verwöhnt

Der September verwöhnt tatsächlich durch und durch. Der vollbehangene Apfelbaum hat was vom Paradies. Dazu die Zwetschgen, die Trauben, die Kürbisse. Alle voll mit Sommersonne gefüllt. Und da blühen zugleich noch in diesen Tagen die Sommerbeete mit der gelben Pracht der Sonnenblumen und Sonnenstauden. Das Laub ist noch grün, ja geradezu entspannt erfrischt wirkt das Grün vom Septembertau und Septemberregen, nachdem es von der sengenden Hitze des Sommers so ermattet war. Alles ist in Fülle da und wirkt zugleich auch vollendet. „Die Natur hält den Atem“, schreibt Kurt Tucholsky:

„Nun ist alles vorüber: geboren ist, gereift ist, gewachsen ist, gelaicht ist, geerntet ist – nun ist es vorüber. Nun sind da noch die Blätter und die Gräser und die Sträucher, aber im Augenblick dient das zu gar nichts; wenn überhaupt in der Natur ein Zweck verborgen ist: im Augenblick steht das Räderwerk still. Es ruht.“

„Die fünfte und schönste Jahreszeit.“

Das hat auch etwas Sentimentales. Zumal wir sehr deutlich merken, wie die Tage kürzer werden. Zum Sommeranfang ist der Tag 16 Stunden lang. Jetzt Anfang September dauert er noch gut 13 Stunden, täglich wird es jetzt zwei Minuten früher dunkel. Ende September nimmt die Nacht dann überhand.

Das ist die Zeit, so Tucholsky, in der ältere Herren sehr sentimental werden, aber das sei nicht der „Johannistrieb“, sondern etwas anderes: „Es ist: optimistische Todesahnung, eine fröhliche Erkenntnis des Endes. Spätsommer, Frühherbst und das, was zwischen ihnen beiden liegt. Eine ganz kurze Spanne Zeit im Jahre. Es ist die fünfte und schönste Jahreszeit.“

Gartenarbeit mit neuem Elan

Der September geht also zu Gemüte. Wem da etwas bange wird, der kann mit Elan zur Gartenarbeit zurückkehren. Rasen, der jetzt gesät wird, wächst noch an. Auch Blumenzwiebeln wie Tulpen und Narzissen können jetzt gesetzt werden. Der Boden überhaupt braucht noch einmal Nährstoffe, Gründüngung hilft wie zum Beispiel Raps und Klee. Außerdem sind da ja noch die Früchte, die geerntet, gepflückt und verarbeitet werden wollen. Und es keimt die Frage auf, wie er denn aussehen soll, der  Garten im Frühling?

Der Duft des Pflaumenkuchens ist das Aroma des Septembers

Hat der September frischen Wind parat und Regenschauer, dann ist das die Gelegenheit, endlos Pflaumenkuchen zu backen, denn der Duft des Pflaumenkuchens ist das Aroma des Septembers schlechthin. Und wenn man den Pflaumenkuchen verspeist, kann man auf den nächsten schönen Septembermorgen warten – so wie Eduard Mörike:

Im Nebel ruhet noch die Welt,
Noch träumen Wald und Wiesen:
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt,
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.

(St.Q.)