Die Kölner Kirchenzeitung feiert 75. Geburtstag

"Die Vielfalt der Diözese zeigen"

Die Kölner Kirchenzeitung feiert ihr 75-jähriges Bestehen mit einer Jubiläumsausgabe. Sogar Ministerpräsident Armin Laschet formulierte dazu ein Grußwort. Der Chefredakteur der Kirchenzeitung, Robert Boecker, freut sich darüber besonders.

Die Kölner Kirchenzeitung feierte 2021 75. Geburtstag / © Kölner Kirchenzeitung (Kirchenzeitung Koeln)
Die Kölner Kirchenzeitung feierte 2021 75. Geburtstag / © Kölner Kirchenzeitung ( Kirchenzeitung Koeln )

DOMRADIO.DE: Die Kölner Kirchenzeitung ist ein wichtiger Ankerpunkt für die Katholiken im mitgliederstärksten deutschen Bistum, sagte Ministerpräsident Armin Laschet in seinem Grußwort zum Jubiläum. Freut es einen Chefredakteur, wenn der Ministerpräsident die Zeitung so lobt?

Robert Boecker (Chefredakteur der Kölner Kirchenzeitung): Das hat mich ganz besonders gefreut, denn Armin Laschet ist nicht nur Ministerpräsident, sondern er ist auch Ex-Kollege. Er hat über viele Jahre hinweg die Aachener Kirchenzeitung als Chefredakteur geleitet. Wir sind zwar gleich alt, aber wir sind uns nie begegnet. Das ist eigentlich bedauerlich. Aber umso mehr freut es mich, dass der Ministerpräsident nicht nur ein normales Grußwort geschrieben hat, sondern als ehemaliger Chefredakteur auch genau weiß, wovon er geschrieben und gesprochen hat.

DOMRADIO.DE: Im Frühjahr 1946, da ist die erste Ausgabe der Kirchenzeitung erschienen. Aber das stimmt nicht so ganz. Es gab schon vorher eine Kirchenzeitung in Köln.

Boecker: Es gab schon vorher Kirchenzeitungen im Erzbistum Köln. Die Nationalsozialisten haben Mitte der 30er Jahre den damaligen Erzbischof gezwungen, sich auf eine Kirchenzeitung zu verständigen. Es gab bis dahin in Siegburg, in Düsseldorf und in Wuppertal eigene Kirchenzeitungen, die zum Teil relativ kritisch den Nazis gegenüber waren.

Die Machthaber haben den Bischof gezwungen, diese ganzen eigenen Blätter unter einem Dach zu vereinen. Das führte dann - ich glaube 1936 - zur Gründung der Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln, die aber dann schon 1941 wieder verboten wurde, angeblich wegen Papiermangels. Und von da an gab es keine Kirchenzeitung mehr bis 1946 Kardinal Frings bei den Engländern, die Besatzungsmacht waren, darauf gedrängt hat, wieder eine Kirchenzeitung zu erlauben.

DOMRADIO.DE: Eine Drucklizenz war wahrscheinlich nicht einfach zu bekommen, oder?

Boecker: Das war nicht ganz so einfach. Am Ende hat Frings entschieden, wir behalten das Modell einer Kirchenzeitung bei. Es gab durchaus auch Bestrebungen 1945-46 doch wieder selbstständig werden zu können. Aber Frings hat sich für eine Kirchenzeitung entschieden. Er hat die Lizenz dann letztlich Bachem übertragen und dem Bachem Verlag die Erlaubnis gegeben, diese Zeitung zu drucken und unter seiner Herausgeberschaft dann auch zu publizieren. Bachem hat sich mit den anderen Häusern geeinigt.

Es hat bis vor wenigen Jahren noch die Degensche Druckerei in Siegburg gegeben, die unter dem Label "Kirchenzeitung Köln" einen eigenen Verlag gehabt hat. Aber seit wenigen Jahren ist es allein der J.P. Bachem Verlag, der die Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln herausgibt.

DOMRADIO.DE: Seit wenigen Jahren gibt es die Kirchenzeitung erst in Farbe. Und auch sonst hat sie sich wahrscheinlich ein bisschen geändert. Die Zeitung war wahrscheinlich damals sehr viel missionarischer als heute?

Boecker: Natürlich. Kardinal Frings hat darauf Wert gelegt, dass in jedem katholischen Haushalt die Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln gehört. Das wäre schön, wenn es heute noch so wäre. Ist es aber nicht mehr. Die Kirchenleitung hat ihren Charakter schon verändert. Es ist nicht mehr das bebilderte Amtsblatt, wie es vielleicht von vielen damals gesehen wurde.

Wir versuchen schon, die Vielfalt der Diözese zum Ausdruck zu bringen. Aber es ist natürlich ganz klar, der Erzbischof von Köln ist der Herausgeber dieser Zeitung und dementsprechend erscheinen wir auch. Wir sind schon ein Tendenz-Blatt, das versucht, seinen Stellenwert innerhalb des Bistums in der Publizistik des Erzbistums Köln zu behaupten.

DOMRADIO.DE: Das heißt, die Erzbischöfe mischen auch ein bisschen mit bei den Themen oder Artikeln?

Boecker: Nein. Das ist, das muss ich ganz klar an dieser Stelle sagen. Sowohl Kardinal Meisner als auch Kardinal Woelki mischen sich nicht in die Kirchenzeitung ein. Sie vertrauen dem Team, das diese Zeitung macht. Sie lassen uns Freiheiten und das genießen wir. Und wir nutzen diese Freiheiten im Rahmen der Möglichkeiten auch aus.

DOMRADIO.DE: Aber es gab auch schon mal Ärger. Ich erinnere mich an eine Heiratsanzeige, die veröffentlicht wurde und eine ausgetretene Nonne, die einen Ehemann suchte. Da war schon was los, oder?

Boecker: Da war was los. Das ist jetzt viele Jahre her. Es war ein Abschiedsgeschenk der damaligen Anzeigenleiterin, die sich ein bisschen im Streit vom Verleger getrennt hat. Und die hat dann diese Anzeige in die Zeitung lanciert. Das hat richtig Wirbel gegeben. Und da muss ich natürlich sagen, als Redaktion haben wir mit dem Anzeigengeschäft wenig zu tun.

Das Amüsement von Kardinal Meisner war relativ gering. Herr Bachem, als der damals schon im Haus tätige Verleger, hat dann einen Besuch im Erzbischöflichen Haus gemacht, um die Sache klarzustellen und das wieder zu regeln. Es hat aber immerhin bundesweite Aufmerksamkeit erregt, denn der Focus hat eine ganze Seite zu diesem Thema gemacht. Über diese Publicity waren wir zunächst mal nicht glücklich, aber unterm Strich gesehen haben wir Resonanz gefunden.

DOMRADIO.DE: Jetzt ist es so, dass viele Zeitungen unter Auflagenschwund leiden. Bei der Kirchenzeitung ist das nicht anders. Wie gehen Sie mit den neuen Zeiten um?

Boecker: Print geht einfach zurück. Da lässt sich ganz klar ein Zusammenhang herstellen, zwischen zurückgehender Kirchenbesucherzahl und sinkender Abonnentenzahl. Wir haben den Auftrag des Erzbischofs angenommen, zu versuchen uns digital aufzustellen. Wir nehmen die Herausforderung an und versuchen eben auch, in den neuen Medien präsent zu sein.

Allerdings muss man ganz klar sagen: Die Kirchenzeitung finanziert sich im Wesentlichen durch die Abonnenten und die Anzeigen, die in den Printprodukten geschaltet werden. Die ganzen digitalen Angebote sind gut und schön, aber bringen kein Geld. Wir haben ein Team von engagierten Journalistinnen und Journalisten und den Menschen, die im Bachem Verlag für die Anzeigen zuständig sind, die bezahlt werden wollen. Sie werden durch die Erlöse, die wir im Print erzielen, bezahlt. Und natürlich ist das Ziel, irgendwann auch im digitalen Bereich Geld zu verdienen. Aber davon sind wir noch weit entfernt.

Da wir uns im Wesentlichen aus den Erlösen finanzieren, die wir durch den Verkauf der Zeitung haben, stehen wir natürlich unter einem gewissen Druck. Daher freuen wir uns über jeden neuen Abonnenten und jede neue Abonnentin.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Robert Boecker / © Schröer (DR)
Robert Boecker / © Schröer ( DR )
Quelle:
DR