Die Suche der Republikaner in den USA nach ihrem Präsidentschaftskandidaten

Erstmals haben Katholiken eine Chance

John F. Kennedy war der bisher einzige katholische US-Präsident. Bei den Demokraten sind katholische Politiker inzwischen keine Seltenheit. Bei den Republikanern war dagegen lange kein Platz für Katholiken. Dies scheint sich eine Woche vor dem Super "Tuesday" zu ändern.

Autor/in:
Konrad Ege
 (DR)

Katholische Christen stellen in den mehrheitlich protestantischen USA rund ein Viertel der Wähler. Doch noch nie ist ein Katholik zum Präsidentschaftskandidaten der Republikanischen Partei gewählt worden. Die gegenwärtigen Vorwahlen könnten das ändern. Der Ex-Senator und Katholik Rick Santorum liegt seit neuestem gleichauf mit seinem Rivalen Mitt Romney, der wochenlang als klarer Favorit galt. Auf Platz drei befindet sich Newt Gingrich, ebenfalls Katholik und früherer Sprecher des US-Repräsentantenhauses. Romney ist Mormone - auch das hat Neuheitswert.



Santorum und Gingrich sind auf unterschiedlichen Wegen zum Glauben gekommen. Der 53-jährige Santorum wuchs im US-Bundesstaat Pennsylvania auf, sein Vater war Einwanderer aus Italien. Rick und seine Frau Karen haben sieben Kinder.



Santorum, ehemaliger Messdiener, ist Darling der Sozialkonservativen. Als Senator (1995-2007) stellte sich der gelernte Rechtsanwalt entschlossen gegen Schwangerschaftsabbruch und gleichgeschlechtliche Ehe. Auf die Frage, was es bedeute, katholischer Politiker zu sein, antwortete Santorum: Ein Katholik müsse seinem Gewissen folgen. Allerdings müsse er sein Gewissen "entsprechend der Lehre der Kirche" ausrichten.



Seit 2009 Katholik

Gingrich sieht die Kirchenregeln möglicherweise etwas lockerer. Der 68-Jährige besuchte als Kind eine lutherische Kirche. Als Erwachsener ließ er sich in einer Baptistengemeinde taufen. Zur katholischen Kirche kam er 2009, unter dem Eindruck von Papst Benedikts USA-Besuch. "Ich war ergriffen von seiner Glückseligkeit", erklärte Gingrich. Nach zwei Scheidungen ist Gingrich zum dritten Mal verheiratet. Mit dem Thema traditionelle "Familienwerte" hat er daher Probleme. Doch Gingrich ist ein verlässlicher Gegner der Abtreibung und Homo-Ehe - und er beklagt sich bitter über den angeblichen "Krieg gegen die Religion", den US-Präsident Barack Obama seiner Ansicht nach führe.



Gingrich und Santorum haben es schon jetzt weiter gebracht als andere katholische Präsidentschaftsanwärter ihrer Partei. Die wenigen, die es versucht haben, scheiterten sehr früh in den Vorwahlen, darunter der Bürgermeister von New York, Rudolph Giuliani, und Senator Sam Brownback (beide 2008) sowie der Publizist Patrick Buchanan (1992 und 1996). Santorum hat diesen Zustand angesprochen. Es wäre doch "keine schlechte Idee", sagte er, einmal mit einem Katholiken anzutreten, wenn man die wichtigen US-Staaten Iowa, Pennsylvania und Florida mit ihren vielen katholischen Wählern berücksichtige.



Katholisch: "normal" bei den Demokraten

Die von den katholischen Einwanderern im 19. und 20. Jahrhundert geprägte Demokratische Partei erlebte ihren "großen katholischen Augenblick" bereits im Jahr 1961, als mit John F. Kennedy der erste - und bisher einzige - Katholik Präsident wurde. Den ersten katholischen Präsidentschaftskandidaten, Al Smith, hatten die Demokraten bereits 1928 aufgestellt. Aber damals wollte die protestantische Mehrheit nichts wissen von einem möglicherweise "papsthörigen" Kandidaten von einer "fremden Kultur", wie die protestantische Zeitschrift "Christian Century" warnte. Smith verlor haushoch.



Inzwischen ist katholisch "normal" bei den Demokraten. John Kerry, Präsidentschaftskandidat 2004, ist Katholik. Vizepräsident Joe Biden ist Katholik. Bei den Republikanern, der Partei des protestantischen angelsächsischen Bürgertums, war lange kein Platz für die katholischen Neuankömmlinge aus der Arbeiterschicht. Die Vorurteile hielten sich. Erst Präsident Ronald Reagan (1981-89) hat erkannt, dass die Katholiken wegen ihrer oft konservativen Haltung zur Abtreibung und manchen gesellschaftlichen Fragen in der Republikanischen Partei integriert werden konnten.



Kein "fester Wählerblock"

Im Vorfeld der Hauptwahlen am 6. November haben die Politiker ein Auge auf die katholischen Wähler. Die Katholiken seien wichtig, kommentierte der Direktor des "Instituts für Politik und katholische Studien" an der Katholischen Universität in Washington, Stephen Schneck. Obama habe 2008 und George W. Bush 2004 mit Hilfe der Katholiken gewonnen.



Die Katholiken seien allerdings kein "fester Wählerblock", warnte Schneck im Sender CNN. Die Latino-Katholiken wählten überwiegend demokratisch, theologisch konservative Wähler republikanisch und progressive demokratisch. Aber in der Mitte gebe es Katholiken, die Obama, oder auch Gingrich, Santorum beziehungsweise Romney für sich gewinnen könnten.



Und sollte es diesmal nicht klappen mit einem katholischen Republikaner: Für die Wahlen in vier Jahren steht möglicherweise der in der Partei geschätzte Jeb Bush bereit, Sohn von George Bush und Bruder von George W. Bush. 2005 ist Jeb von den Anglikanern zur katholischen Kirche übergetreten.