Die Situation in Süd-Afrika vor der WM

"Jeder Funke kann zu einem Feuer führen"

Zehn Wochen vor der Fußball-WM in Südafrika hat die Ermordung eines bekannten Rechtsextremisten Angst vor Rassenunruhen ausgelöst. Im Interview spricht Pfarrer Stefan Hippler, Seelsorger in Kapstadt, über die Lage in Südafrika.

 (DR)

domradio: Wie haben die Anhänger von Eugene Terreblanche auf seine Ermordung reagiert?
Hippler: Erst einmal sehr aggressiv, es war von Revanche die Rede und davon, dass dieser Mord gerächt werden müsse. Einen Tag später hat man dann doch wieder dazu aufgefordert, erst einmal Ruhe zu bewahren. Es ist allen Parteien klar, dass Südafrika zur Zeit unter sehr viel Druck steht, gerade wegen der WM, und dass jeder Funke durchaus dann zu einem Feuer führen kann.

domradio: Wer war dieser Eugene Terreblanche?
Hippler: Eine sehr umstrittene Person, der in den 90er Jahren sehr bekannt war im Land, weil er gegen die neue Demokratie gekämpft hat. Hoch zu Ross ist er immer wieder aufgetaucht, hat auch versucht, die Verhandlungen zwischen Weißen und Schwarzen zu unterbrechen. Er ist aber dann auch verurteilt worden wegen Misshandlung von Farmarbeitern und in der Versenkung verschwunden. Sein Tod hat ihn erst wieder richtig hervorgebracht.


domradio: Wie groß ist die Bedeutung seiner Organisation (Afrikaaner Weerstandsbeweging)?
Hippler: Die Bedeutung ist momentan relativ gering, das kann sich jetzt aber ändern durch die Ermordung. Sie war in den 90er Jahren wesentlich größer.

domradio: Was ist in den kommenden Tagen oder Wochen zu erwarten? Wie reagiert die Regierung auf diese Ermordung?
Hippler: Ich war sehr überrascht, dass Präsident Zuma, der lange nichts von sich hören hat lassen, direkt reagiert hat und zur Ruhe aufgerufen hat. Alle politischen Parteien haben den Mord verurteilt und dazu aufgerufen, Ruhe zu bewahren.

domradio: Was erwarten sie nun?
Hippler: Das kann man nie genau sagen, Süd-Afrika steht unter Druck, alles muss jetzt funktionieren, weil die Welt auf uns schaut. Ich denke, dass vor der WM wenig passieren wird. Die Frage ist, was passiert nach der WM? Es gibt momentan hier ein Stillhalteabkommen zwischen den politischen Parteien, dass vor der WM möglichst wenige Händel ausgetragen werden, deshalb wartet jeder hier gespannt darauf, was passiert, wenn die Handschuhe wieder ausgezogen werden.


domradio: Hat dieser Vorfall einen Einfluss auf das Turnier?
Hippler: Auf jeden Fall. Ich höre immer wieder, wie negativ die Berichterstattung im Ausland über Süd-Afrika ist, und ich weiß, dass bestimmte Reisebüros von Reisen nach Süd-Afrika abraten.