Die Piusbruderschaft weiht in Bayern weitere Priester - Nächste Weihe bereits am Montag in der Schweiz

Fortdauernde Provokation

Der Medienrummel war beträchtlich, aber eine Sensation fand nicht statt. Für die Piusbruderschaft war es "Business as usual", als der spanische Traditionalistenbischof Alfonso de Galarreta am Samstag im bayerischen Dorf Zaitzkofen drei Priester und zwei Diakone weihte. Am Status der Bruderschaft und ihrem weiter gespannten Verhältnis zur katholischen Kirche hat das nichts geändert. - Bereits am Montag sollen im schweizerischen Econe die nächsten Priesterweihen stattfinden.

Autor/in:
Hans-Georg Becker
 (DR)

Bei zunächst trüben und schließlich hellblauem Himmel verlief Zeremonie im Schlosspark des Seminars der Priesterbruderschaft Pius X. störungsfrei. Viereinhalb Stunden dauerte die Feier, allein die Predigt umfasste eine Stunde, de Galarreta sprach auf Französisch, seine Worte wurde übersetzt. Die rund 1.200 Besucher, darunter viele Familien, harrten diszipliniert auf den Holzbänken aus, spielende Kinder im Park: Fehlanzeige. Die Piusbruderschaft hatte auf dem Gelände Beichtstühle aufstellen lassen, die von den Teilnehmern eifrig genutzt wurden.

Die Weihen sind unerlaubt, das hatte der Vatikan vor wenigen Tagen noch einmal klargestellt. Von Sanktionen oder gar einem Verbot war nicht die Rede. Und so haben die Piusbrüder auch am Samstag nichts anderes getan als das, was sie schon 21 Jahre lang tun. Nach der Aufhebung der Exkommunikation ihrer vier Bischöfe im Januar diesen Jahres war es ihre dritte Priesterweihe. Der Gnadenakt hatte weltweit Aufsehen erregt, weil er mit dem Briten Richard Williamson auch einem erklärten Holocaust-Leugner galt. Inzwischen zählt die nach wie vor kirchlich nicht anerkannte Gruppe weltweit mehr als 500 Priester.

Kritik deutscher Bischöfe
Weitaus heftiger als in anderen Ländern wird dieses hartnäckige Festhalten an bisherigen Gepflogenheiten aber von den deutschen Bischöfen als Provokation gebrandmarkt, und das seit Wochen. Sie vermissen ein sichtbares Zeichen des Entgegenkommens, nachdem der Papst einseitig zunächst die breitere Wiederzulassung der alten Messe ermöglicht und dann die Exkommunikation der vier Traditionalistenbischöfe aufgehoben hatte. Diese Bedingungen hatten die abtrünnigen Piusbrüder für die Wiederaufnahme des Dialogs gestellt.

Noch bis kurz vor der Weihe lieferte sich der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller über die Presse einen Schlagabtausch mit dem deutschen Distriktoberen der Traditionalisten, Pater Franz Schmidberger, in Stuttgart. Müllers Appell, die Weihe abzublasen oder wenigstens vorerst auszusetzen, verhallte ungehört. Der Bischof ist besonders von dem Eklat betroffen: Liegt doch Zaitzkofen nur wenige Kilometer vor seiner Haustür im Bistum Regensburg. Und zur gleichen Stunde erteilte er im Regensburger Dom selbst neun jungen Männern die Priesterweihe.

Warten auf den Papst
Bleibt die Frage, welchen Einfluss die fortgesetzten Weihen auf die angekündigten theologischen Gespräche der Piusbrüder mit der Kirchenleitung haben wird. Bisher steht nicht viel mehr fest, als dass die Glaubenskongregation die Zuständigkeit für rückkehrwillige Traditionalisten erhält. Wann und mit wem der Dialog beginnen soll, darüber erwarten sich Beobachter Aufschluss durch ein Motu Proprio, das der Papst angeblich in Kürze veröffentlichen will. In einer nach der Weihe angesetzten Pressekonferenz erklärte der Generalobere der Piusbrüder, Bernard Fellay, er gehe davon aus, dass es nach den Sommerferien weitere Gespräche mit dem Vatikan geben werde.

Die Motive der Gäste der Priesterweihe in Zaitzkofen sind im übrigen diffus. Von den Bewohnern des bayerischen Ortes selbst war nur die freiwillige Feuerwehr vertreten. Ansonsten ist es etwa die Gruppe von Moselanern, die ein paar Mal im Jahr in das Seminar kommt, um eine lateinische Messe zu erleben. Da ist aber auch der harte Kern, darunter mehrere französische Adelige, die das Zweite Vatikanische Konzil in Bausch und Bogen ablehnen, vor allem Religionsfreiheit und Ökumenismus.

Die nächsten Weihen von Neupriestern stehen bereits für Montag im schweizerischen Econe an. Und auch darüber hinaus gehen die Planungen weiter: Ein dritter Diakon konnte am Samstag nicht geweiht werden. Beim Fußballspielen hatte er sich das Bein gebrochen. Seine Feier wurde auf das kommende Jahr verschoben.