Die österreichischen Bischöfe beraten schwierige Themen auf der Frühjahrsvollversammlung

"Es geht immer um die gleiche Frage"

In Innsbruck hat am Montag die Frühjahrsvollversammlung der Österreichischen Bischofskonferenz begonnen. Unter dem Vorsitz von Kardinal Christoph Schönborn wollen die Bischöfe vor allem über die Hintergründe der Kirchen-Turbulenzen der vergangenen Wochen sprechen. Für Prof. Erich Leitenberger, Pressesprecher der österreichischen Bischofskonferenz, geht es "im Grunde immer um die gleiche Frage, nämlich um die Umsetzung des Zweiten Vatikanischen Konzils in die Praxis der Kirche".

 (DR)

Bei ihrer viertägigen Konferenz beschäftigen sich die Bischöfe ansonsten mit den Auswirkungen der Steuerreform, mit dem Verhältnis von Religionsunterricht und Ethikunterricht, mit dem „Paulus-Jahr" und mit dem Stand der Neubearbeitung der liturgischen Bücher. Dabei geht es im einzelnen um die Einheitsübersetzung der Bibel, das Messbuch und das gemeinsame Gebet- und Gesangbuch „Gotteslob". Auch die Begegnung mit der Slowenischen Bischofskonferenz im Rahmen der Sommervollversammlung im Juni in Mariazell wird in Innsbruck vorbereitet. Im domradio-Interview räumt Prof. Leitenberger ein, dass sich die Kirche in Österreich in einer schwierigen Situation befindet:

domradio: Befindet sich die katholische Kirche in einer Krise?
Leitenberger: Die katholische Kirche in Österreich befindet sich an sich nicht in einer Krise. Aber die Situation der geistlichen Berufe ist wie überall in Westeuropa und Noramerika natürlich auch in Österreich schwierig. Und es geht den Bischöfen darum, eine günstige Atmosphäre, sozusagen ein positives Biotop zu erzeugen, damit geistliche Berufe wachsen können. Das ist eine große Aufgabe nicht nur für die Bischöfe, sondern für das ganze Volk Gottes, insbesondere auch für die Pfarrgemeinden.

domradio: Mit welchen Themen werden sich die Bischöfe in den vier Tagen noch beschäftigen?
Leitenberger: Natürlich ist die aktuelle Situation in Kirche und Gesellschaft das große Thema. Die katholische Kirche in Österreich hat schwierige Wochen hinter sich. Es hat Turbulenzen gegeben. Auch hier wurde die Diskussion um die Aufhebung der Exkommunikation der vier Lefebvre-Bischöfe sehr intensiv mitvollzogen. Natürlich vor allen Dingen die Auseinandersetzung um die gravierenden Aussagen des Herrn Williamson. Unmittelbar danach gab es die Turbulenzen um die Ernennung und die Rücknahme der Ernennung des oberösterreichischen Pfarres Wagner zum Linzer Weihbischof.

domradio: Gibt es eine einheitliche Position der Bischöfe zu diesem Fall?
Leitenberger: Die Position ist völlig einmütig. Kardinal Schönborn, der Vorsitzende der Bischofskonferenz, hatte ja die Diözesanbischöfe zu einer außerordentlichen Konsultation nach Wien berufen, da wurde eine ganz klare Stellungnahme abgegeben. Man kann diese Stellungnahme auf einen Punkt bringen: Es geht bei Bischofsernennungen immer darum, dass die hervorragende römische Methode sehr korrekt eingehalten wird. Und es sieht so aus, dass bei dieser umstrittenen Ernennung, die dann ja auch zurückgenommen wurde, die römische Methode nicht so korrekt eingehalten wurde.

domradio: Werden sich die österreichischen Bischöfe zur Pius-Bruderschaft äußern?
Das lässt sich noch nicht abgesehen.

domradio: Ein weiteres Thema ist die Debatte um Religions- und Ethikunterricht.
Auch da sind die Bischöfe einer Meinung: Ethikunterricht kann immer nur ein Ersatz sein für jene, die keine Religionszugehörigkeit haben oder sich vom Religionsunterricht abgemeldet haben. Er darf nie eine Konkurrenz sein.