Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Die Not der Menschen sehen und handeln!

"Die Not des anderen sehen, hören und handeln ist ein zutiefst christlicher Wesenszug." Der Heilige Nikolaus ist dafür ein Paradebeispiel. Aber diese Art zu handeln findet man auch anderswo, wie Schwester Katharina erläutert.

Heiliger Nikolaus - in der Kapelle Sankt Niklausen ob Kerns / © Burkhard Jürgens (KNA)
Heiliger Nikolaus - in der Kapelle Sankt Niklausen ob Kerns / © Burkhard Jürgens ( KNA )

Es gibt keine liebenswürdigeren Heiligen, zumindest in den Augen der Kinder, auch wenn sie nichts von ihm wissen. Sie werden beschenkt, weil er es so gemacht hat vor vielen Jahrhunderten. Und beschenkt werden liebt jeder, ob kleine oder große Leute.

Die vielen Legenden, die sich um sein Leben ranken, zeigen etwas von seinem ursprünglichen Wesen. Er hat immer wieder versucht, die Not des anderen zu sehen, den in Not Geratenen zuzuhören und wann immer es ihm möglich war, dann zu handeln und der Not abzuhelfen. Und dabei war es ihm völlig egal, ob es Kinder, Eltern, Studenten, Soldaten, Seeleute, Menschen aus seiner Stadt oder Fremde waren. Die Not des anderen sehen, hören und handeln ist ein zutiefst christlicher Wesenszug. Und wenn ein Land, ein Reich, ein Unternehmen Glück hat, dann ist es auch ein Wesenszug ihrer verantwortlichen Regierungschefs, Leiter von Unternehmen oder auch Bistümern.

Ich gebe sehr gerne zu, dass ich sehr beeindruckt bin von der Abschiedsrede von Angela Merkel beim Großen Zapfenstreich am vergangenen Donnerstag. Darin hat sie in unglaublich dichter und kurzer Art wesentliche Züge ihres Politik- und Demokratieverständnisses dargelegt. Der Satz, den sie gesagt hat, den ich mir dann in den Tagen danach immer wieder angeschaut habe, ist folgender: "Ich möchte dazu ermutigen, auch zukünftig die Welt immer auch mit den Augen des anderen zu sehen, also auch die manchmal unbequemen und gegensätzlichen Perspektiven des Gegenübers wahrzunehmen, sich für den Ausgleich der Interessen einzusetzen."

Ich bin zutiefst beeindruckt von dieser Zusammenfassung ihrer Denk- und Handlungsweise und spüre, dass es genau das ist, was uns als Menschen und als Christen auszeichnen sollte. Mit den Augen des Gegenübers ein Problem, eine Sorge, ein Anliegen anschauen und dann vielleicht sogar einen eigenen Perspektivwechsel zu vollziehen und sich für den Ausgleich der Interessenten einzusetzen. Und es gibt ja noch eine andere Sichtweise, die genau das schon lange versucht. Die Menschen und die Welt mit den Augen Gottes sehen, der unser Schöpfer ist und in seiner Liebe der unendlich Gebende bleibt – wie Nikolaus und alle, die das heute versuchen.

 

Quelle:
DR