Bischof Gerber sieht Bestärkung für deutschen Reformprozess

Die Last des Klerikalismus

Mit den Dokumenten zur im Oktober beginnende zweijährige Weltsynode beendet Papst Franziskus die Vorbereitungen. Doch um die Deutung des Inhalts wird gerungen. Nun hat sich auch der Fuldaer Bischof Michael Gerber geäußert.

Bischof Michael Gerber / © Angelika Zinzow (KNA)
Bischof Michael Gerber / © Angelika Zinzow ( KNA )

Nach Ansicht des Fuldaer Bischofs Michael Gerber bestärkt Papst Franziskus den Reformdialog Synodaler Weg in Deutschland und mahnt zur Einigung in strittigen Fragen.

Gerade das neue Dokument zur Weltsynode sei eine wichtige Orientierung für die anstehenden Entscheidungen, betonte er in einem Beitrag für die Zeitschrift "basis", die von der Schönstatt-Bewegung herausgegeben wird: "Ich sehe darin eine Ermutigung für die anstehenden Beratungen sowohl in der Bischofskonferenz als auch beim Synodalen Weg."

Das am Dienstag vorgestellte Vatikan-Dokument "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung" benenne "ungeschönt" wesentliche aktuelle Herausforderungen, so der Bischof weiter: "Dazu gehört der sexuelle und geistliche Missbrauch, die hier nicht nur als Tat Einzelner qualifiziert werden." Vielmehr werde "auf systemische Ursachen hingewiesen" mit dem Aufruf, sich "der Last einer Kultur bewusst zu werden, die vom Klerikalismus gekennzeichnet ist."

Fliehkräfte und Polarisierungen

Ähnlich wie bei der Bundestagswahl gehe es auch beim Synodalen Weg um wichtige Entscheidungen für die Zukunft von Gesellschaft und Kirche. Und auch hier seien "Fliehkräfte und Polarisierungen" unübersehbar. Zu deren Überwindung gehöre auch die Fähigkeit, in Alternativen denken zu können, fügte Gerber hinzu: "Kann ich zulassen, dass in dem, was mir an gegensätzlichen Überzeugungen begegnet, eine wichtige Botschaft liegen könnte?"

Auch das Synodendokument des Papstes betone, wie wichtig es sei "sich eine andere Zukunft für die Kirche und für ihre Institutionen vorstellen zu können." Diese Fähigkeit, zitiert der Bischof weiter, hänge "zum großen Teil von der Entscheidung ab, Prozesse des Zuhörens, des Dialogs und der gemeinsamen Unterscheidung in Gang zu setzen, an denen alle teilnehmen und ihren Teil beitragen können."

Zum Teil heftige Debatten über den Synodalen Weg

In den letzten Tagen hatte es zum Teil heftige Debatten über den Synodalen Weg gegeben. Einige Teilnehmer hatten Alternativvorschläge zu den offiziellen Texten vorgelegt und beklagt, kritische Stimmen würden zu wenig gehört oder gar unterdrückt.

Der Synodale Weg ist ein Reformprojekt, das Bischofskonferenz und Laienvertretung ZdK (Zentralkomitee der deutschen Katholiken) 2019 gestartet haben - vor allem als Reaktion auf den Missbrauchsskandal und die daraus resultierende Vertrauenskrise. In vier Foren diskutieren mehr als 200 Delegierte über die Themen Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche.


Quelle:
KNA
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