Die Lage in der Sahelzone ist ernst

Die Krise als Normalzustand

Niger, Mali, Senegal, Tschad und Mauretanien – diese Länder der Sahel gehören zu den ärmsten der Welt. Nun droht Millionen Menschen eine Hungersnot, warnen Hilfswerke. Die Lage sei ernst, sagt auch Caritas International. Eine großflächige Krise befürchtet das Hilfswerk aber nicht - noch nicht.

 (DR)

Am Freitag hat die Hilfsorganisation Care vor einer Hungerkrise in Westafrika gewarnt. Bereits heute seien über zehn Millionen Menschen in der Sahelzone vom Hunger bedroht. Im Niger litten 5,4 Millionen Menschen unter der Nahrungskrise, weil unregelmäßige Regenfälle und Insektenplagen zu Missernten geführt hätten. Mindestens 1,3 Millionen benötigen sofort Hilfe. Zwar habe die Europäische Union vergangene Woche ihre humanitäre Hilfe für die Region verdoppelt, erklärte Care. Es würden aber noch wesentlich mehr Mittel benötigt. Einige Familien im Niger nehmen demnach nur noch einmal am Tag verwässerten Hirsebrei zu sich. Dabei beginne die alljährliche Knappheit normalerweise erst im April oder Mai. Die Situation ist Care zufolge besonders schwierig, da die am schlimmsten betroffenen Regionen über das ganze Land verstreut liegen.



Die schwierigste Zeit der Krise wird laut Care im März erwartet. In einigen Regionen seien die Nahrungsvorräte aber schon jetzt aufgebraucht. "Die Welt muss begreifen, dass viele Teile des Nigers und der Sahelzone jetzt schon in einem Zustand chronischer Krise leben", sagte der Care-Länderdirektor im Niger, Johannes Schoors. Die Hilfsorganisation habe daher bereits im vergangenen Oktober damit begonnen, die laufenden Programme aufzustocken. Sie unterstütze rund 220.000 Menschen im Niger mit Bargeld, Schulspeisungen, Nahrung, Tierfutter und Wasser.



Auch die internationale Kinderhilfsorganisation World Vision hatte vor einer Woche vor einer Hungersnot in Westafrika gewarnt. Sie mahnte größtmögliche Anstrengungen der internationalen Staatengemeinschaft an, um eine Krise vergleichbar der am Horn von Afrika zu vermeiden.



Caritas International analysiert die Sahelsituation

Auf seiner Internetseite analysiert das katholische Hilfswerk Caritas International: "Dürren und Überschwemmungen treten lokal und regional sehr unterschiedlich in Häufigkeit und Ausmaß auf. Es hilft daher nicht, von "Dürren im Sahel" oder "Überschwemmungen in Westafrika" zu reden." Lokal und regional müsse die Situation differenziert betrachtet werden



Weder seien Überschwemmungen noch Dürren alleine verantwortlich für die Katastrophen in der Region. Die Armut eines Großteils der Bevölkerung verhindere eine bessere Vorsorge: "Es fehlt an Vorratshaltung, an landwirtschaftlichem Management, an Geld, um Lebensmittel in Krisenzeiten zu kaufen." Die Ursachen der Armut wiederum seien vielfältig. In einzelnen Portraits stellt Caritas International weiter die Situation in den Ländern der Sahelzone dar.



Man stünde über die Länderreferenten im regelmäßigen Kontakt mit der Region, betonte gegenüber domradio.de Caritas-International-Pressesprecher Michael Brücker. Ein Spendenaufruf sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht geplant, aber jederzeit möglich, sollte sich die Lage entsprechend zuspitzen. Mit der eigenen Darstellung auf der Internetseite wolle man der öffentlichen Diskussion eine sachliche Analyse zugrunde legen. Grundsätzlich sei die Lage natürlich ernst, so Brücker.