"Churches for Future" ruft zu Handeln gegen Klimawandel auf

"Die Klimakrise macht keine Pause"

Mehr als 40 Millionen Christen leben in Deutschland. Sie alle hätten die Verantwortung, sich verantwortungsvoll gegenüber der Schöpfung einzusetzen und gegen den Klimawandel zu kämpfen, so Astrid Hacke vom Ökumenischen Netzwerk Klimagerechtigkeit.

Symbolbild Klimawandel / © Seamind 224 (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Welches Ziel verfolgt "Churches for Future" heute?

Astrid Hake (Ökumenisches Netzwerk Klimagerechtigkeit): Heute steht die Solidarisierung mit "Fridays for Future" auf dem Programm. Wir wollen auch als Kirchen ein Zeichen setzen für eine sofortige Umkehr in der Klimapolitik, weil wir der Ansicht sind, dass die bisherigen Anstrengungen noch verstärkt und intensiviert werden müssen.

DOMRADIO.DE: Inwiefern kann die Kirche denn auch eine Vorbildfunktion übernehmen?

Hake: Wir haben bundesweit 40 Millionen Christinnen und Christen, die in ihrer Verbundenheit mit der Bewahrung der Schöpfung aufgerufen sind, sich dafür einzusetzen. Insofern sprechen wir hier von einer großen Gruppe, die sich engagieren kann. Kirche hat insofern auch eine Vorbildfunktion. Auch kirchenintern, sowohl auf landeskirchlicher Ebene als auch in den Bistümern, gibt es viele Programme, viele Initiativen und Ansätze, die sich dem Klimaschutz, aber auch der Klimagerechtigkeit verschreiben.

DOMRADIO.DE: Viele Kirchengemeinden oder kirchliche Initiativen bundesweit beteiligen sich mit Aktionen. Können Sie ein Beispiel nennen?

Hake: Wir haben im Vorfeld dieses Klimastreiks dazu aufgerufen, sich an den Protesten zu beteiligen. Es gibt zum Beispiel eine Gemeinde, die wird heute den ganzen Tag über ihre Kirchturmuhr auf fünf vor zwölf stehen lassen. Es gibt aber auch in Mannheim eine Gemeinde, die werden um fünf vor zwölf ihre Kirchenglocken läuten.

Andere bilden, wie die Klosterschwestern in Oberzell bei Würzburg, eine Menschenkette entlang des Klosters. Am vergangenen Sonntag gab es schon einige Aktionen, zum Beispiel in Hamburg: Vor dem Kraftwerk Moorburg wurde mit Pauken und Trompeten für den Ausstieg aus der Kohleenergie trompetet, mit den sieben Posaunen gegen Jericho. Das war insofern eine Aktion, die jetzt im Vorfeld stattgefunden hat. Aber es gab eben auch Klimaandachten und Gottesdienste in verschiedenen Gemeinden.

DOMRADIO.DE: Wird das reichen, um die Politiker zum Handeln zu bringen?

Hake: Wir sind der Ansicht, dass wir kirchinintern noch mehr Leute für dieses Thema sensibilisieren müssen aber uns auch aktiv einsetzen müssen. Deswegen ist es für uns ganz wichtig, sich an solchen Protestaktionen wie heute sichtbar zu beteiligen. Die Initiative "Churches for Future" ist entstanden, um aktiv zu sagen: Wir stehen hinter den Anliegen der Jugendlichen und der Schülerinnen und Schüler.

DOMRADIO.DE: Klima- und Corona-Krise vermischen sich momentan. Welche Auswirkungen hat das denn?

Hake: Sicherlich beherrscht im Moment die Corona-Krise die Medien und auch die politischen Diskussionen. Nichtsdestotrotz lässt "Fridays for Future" verlautbaren: die Klimakrise macht keine Pause und es drängt die Zeit. Die aktuellen Entwicklungen - seien es die Brände in Kalifornien oder die Dürren, die auch im globalen Norden schon zu erleben sind - sind erste Anzeichen dafür, in welche Richtung es gehen wird. Daher ist es schwierig sich in der Corona-Krise Gehör zu verschaffen. Umso wichtiger ist es, auch heute sichtbare Zeichen zu setzen.

Das Interview führte Dagmar Peters.


Zu früh kommen, ist auch keine Lösung / © Jennifer Rumbach (Hohe Domkirche zu Köln, Dombauhütte)
Quelle:
DR