Die kfd-Vorsitzende Magdalena Bogner im domradio zur Rolle der Frau in der Kirche

"Es geht um Wertschätzung"

Die Rolle der Frau in der Katholischen Kirche ist in diesen Tage gleich zweimal Tagungs-Thema: Sein 90-jähriges Bestehen feiert der Diözesanverband der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands kfd Köln. In Rom tagt seit Donnerstag der erste vatikanische Kongress über Frauen in der Kirche. Am Vatikan-Treffen nimmt auch Magdalena Bogner teil. Im domradio sprach die kfd-Bundesvorsitzende über Probleme und Ziele der katholischen Frauenarbeit.

 (DR)

domradio: Sind Frauen gut aufgehoben in der Kirche?

Magdalena Bogner: Da muss man unterscheiden nach Alter. Ältere Frauen sind noch immer sehr stark in der Kirche engagiert und fühlen sich durchaus in der Kirche zu Hause. Wenngleich sie oft wahrnehmen, dass das, was sie engagiert tun, doch nicht die Wertschätzung und Anerkennung findet wie anderes, das in leitender Funktion von Männern getan wird. Aber jüngere Frauen fühlen sich dieser Kirche - das ist auch das Ergebnis einer Studie, die wir durchgeführt haben - nicht mehr zu Hause und angenommen mit dem, was ihre Lebenswirklichkeiten und ihre religiösen Bedürfnisse betrifft.

domradio: Haben jüngere Frauen  keine Lust, sich mit der Kirche zu beschäftigen?

Magdalena Bogner: Ich glaube nicht, dass es eine Lustfrage ist. Und es ist auch keine Frage nur unseres Verbandes. Es ist eine Frage der Katholischen Kirche insgesamt, vielleicht auch eine Frage unserer Gesellschaft insgesamt. Es ist wahrzunehmen, dass jüngere Menschen - Frauen wie Männer - religiöse Sehnsucht haben. Aber sie finden nicht in den großen Kirchen nicht mehr die Orte, wo sie das beantwortet finden, was sie an Sehnsucht haben. Die Herausforderung für uns als Verband besteht darin, dass wir uns dem stellen und sagen: Wir wollen Heimat für Kirche sein, in verbandlichen Zusammenhängen, in denen wir Lebenswirklichkeiten und Situationen auch von jüngeren Frauen aufgreifen und ihre Spiritualität zum Tragen kommen lassen können.

domradio: Aufbruch ins Handeln ist das Motto Ihre Kongresses - wo muss den gehandelt werden?

Magdalena Bogner: Es geht um Würdigung und Wertschätzung dessen, was Frauen in der Kirche tun und wie sie Kirche prägen. Kirche ist im Wesentlichen eine Kirche von Frauen.

domradio: Wer genau soll und muss den Frauen mehr wertschätzen?

Magdalena Bogner: Das sollen die tun, die in Verantwortung tun. Aber das soll auch das ganz konkrete Lebensumfeld tun. Das heißt zum Beispiel die Gemeinde, in der Frauen tätig sind. Die Arbeit der Frauen soll nicht unsichtbar bleiben - sie soll wahrgenommen als etwas, das entscheidend fehlen würde, wenn es nicht getan wird! Da sind alle herausgefordert.

domradio: Was bringen Frauen anders ein als Männer?

Magdalena Bogner: Eine Pfarrgemeinde ohne Frauen könnte nicht leben. Angefangen bei der Sakramentenkatechese, über die Kirchenreinigung, Kleinkinderbetreuung bis hin zu zahlreichen anderen karitativen Diensten.

Das Vatikan-Treffen
Das vom päpstlichen Laienrat organisierte internationale Treffen in Rom unter dem Titel "Frau und Mann, die Menschheit als Ganzes", erinnert an den 20. Jahrestag des Apostolischen Schreibens "Mulieris Dignitatem" von Papst Johannes Paul II. zur Würde und Berufung der Frau.

Mehr als 260 Frauen und Männer aus fünf Kontinenten nehmen an der bis Samstag dauernden Konferenz teil. Weiter sind religiöse Bewegungen und Repräsentanten von mehr als 40 Bischofskonferenzen vertreten.

kfd-Jubiläum - das Programm
Sein 90-jähriges Bestehen feiert der Diözesanverband der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) unter dem Motto "Um Gottes Willen - lebenswert". Das traditionelle Frauenwort am 8. Februar um 16.30 Uhr im Kölner Dom bildet den Auftakt zu einer Reihe von Veranstaltungen und steht unter dem Wort "Ich setze meinen Bogen in die Wolken, dies ist das Zeichen des Bundes zwischen Mir und euch" (Gen 9,13). Die musikalische Gestaltung übernimmt ein dafür gegründeter Projektchor, geleitet von Barbara Bannasch; er bringt eigens dazu komponierte Gesänge zu Gehör. domradio überträgt live.

In der "Residenz am Dom" findet anschließend ein Festakt statt. Vom 29. Februar bis 1. März organisiert die kfd ein Filmfestival im Kardinal-Schulte-Haus unter dem programmatischen Titel "Starke Frauen". Es versteht sich als Einladung, sich mit sechs im filmisch vorgestellten starken Frauenpersönlichkeiten auseinander zu setzen. Bistumsweite regionale Studientage werden das Jahresmotto in spezifischen Bildungsangeboten aufgreifen. Beim "Politischen Nachmittag" am 15. Mai steht "Gerechtigkeit für Frauen- weltweit und vor Ort" zur Diskussion; angeregt und geleitet von Sr. Lea Ackermann, die  über ihre Arbeit bei "Solwodi" berichtet. Prof. Agnes Wuckelt referiert am 16. und am 21. September am Beispiel des biblischen "Hohen Liedes" über das Thema "Schönheit und Frausein". Die beiden Veranstaltungen richten sich gezielt an Mitarbeiterinnen im Pfarrbesuchsdienst.

Einen eigenen Beitrag leistet die  kfd zur Domwallfahrt des Erzbistums am 27. September: In vier Kölner Innenstadtkirchen starten die Teilnehmer eine Sternwallfahrt zum Dom. Zur Kreativität lädt der ausgelobte Schreibwettbewerb unter dem Motto "Erleben, Bewahren, Erinnern" ein; besondere Geschichten oder bemerkenswerte Anekdoten sollen zu einem Abriss der 90-jährigen Verbandsgeschichte beitragen.

Das Jubiläumsjahr beschließt am 13. Dezember ein Pontifikalamt mit Joachim Kardinal Meisner im Kölner Dom. 95.000 Frauen gehören derzeit dem Kölner kfd-Diözesanverband an. Seinen Ursprung hat der Verband in den 1918 gegründeten Jungfrauen- und Müttervereinen. Die größte kirchliche Freuenorganisation hat bundesweit etwa 620.000 Mitglieder.