Die Hoffnung auf Gerechtigkeit

„Tauet, Himmel, den Gerechten“

Obwohl es so viel Unrecht in der Welt gibt, glauben wir Christen an die Gerechtigkeit. Wie kann das sein? und wo nehmen wir unsere Hoffnung her? DOMRADIO.DE-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen findet die Antwort in einem Kirchenlied.

 (DR)

„Tauet, Himmel, den Gerechten“ ist eines meiner absoluten Lieblingslieder im Advent. Es gibt unterschiedliche Melodie- und Textüberlieferungen – aber im Kern geht es immer um ein uraltes menschliches Grundbedürfnis: Die Hoffnung auf Gerechtigkeit. Die Hoffnung, dass all diese Ungerechtigkeiten, die zum Himmel schreien, endlich beendigt werden. Kinder, die nie geboren werden, weil sie nicht gewollt sind. Alte, die an ihrer Einsamkeit zugrunde gehen. Kranke, für die es keine Zukunft gibt. Hungernde, die im Überfluss dieser Welt nicht satt werden. Traurige, die nie getröstet werden. Obdachlose, die keine Bleibe finden. Flüchtlinge, die keine Heimat mehr haben. Stimmlose und Unterdrückte, die kein Gehör finden. Die wunderbare Schöpfung Gottes, die skrupellos ausgebeutet und vernichtet wird…
Es gibt so viel Unrecht, das weltweit und oft auch direkt vor unseren Augen zum Himmel schreit! Und wir Christen glauben allen Ernstes daran, dass da einer kommt und für Gerechtigkeit sorgt? Wir erwarten wirklich einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen die Gerechtigkeit wohnt?
Ja – ich stimme aus vollem Herzen ein in das Lied, das im Text auf den Propheten Jesaja zurückgeht. Ich glaube daran, dass Gottes Sohn der Gerechte ist, auf den wir nicht nur im Corona-Advent 2020 so sehnsüchtig warten:
„Tauet Himmel den Gerechten, / Wolken, regnet ihn herab!“
Rief das Volk in bangen Nächten, / dem Gott die Verheißung gab,
einst den Mittler selbst zu sehen / und im Himmel einzugehen.
Denn verschlossen war das Thor, / bis ein Heiland trat hervor.
Laßt uns wie am Tage wandeln, / nicht in Fraß und Trunkenheit.
Suchet, um gerecht zu handeln, / Wahrheit, Fried und Einigkeit.
Jenem gänzlich nachzuarten, / dessen Ankunft wir erwarten.
Dieses ist der Christen Pflicht, / wie es der Apostel spricht.



Einen gesegneten Advent! Ihr Ingo Brüggenjürgen Chefredakteur DOMRADIO.DE