Die Heimat hält auch nach Rücktritt Kontakt zu Benedikt XVI.

Die Bayern und ihr Papst

65 Jahre ist es her, dass der emeritierte Papst Benedikt XVI. zum Priester geweiht wurde. Und im Herbst jährt sich sein Besuch in seiner bayerischen Heimat zum zehnten Mal. Die hat "ihren" Papst nicht vergessen.

Autor/in:
Barbara Just und Christoph Renzikowski
Ständchen einer Trachtengruppe für Papst em. Benedikt XVI. / © Gregorio Borgia (dpa)
Ständchen einer Trachtengruppe für Papst em. Benedikt XVI. / © Gregorio Borgia ( dpa )

Karl Steininger ist schon in Reiselaune. Am Dienstag macht sich der Landeshauptmann der Bayerischen Gebirgsschützen mit einer Delegation von gut 120 Leuten, darunter auch Trachtler und Musiker aus Traunstein, wieder einmal auf den Weg nach Rom. Die Bayern halten "ihrem Papst" die Treue, auch drei Jahre nach dessen Amtsverzicht. Wenn der emeritierte Benedikt XVI. am 29. Juni den 65. Jahrestag seiner Priesterweihe feiert, dann ist es für die Gebirgsschützen Ehrensache, dem Ehrenmitglied der Tegernseer Kompanie ihre Aufwartung zu machen.

Dass es erneut so viele Mitreisende sein dürfen, hat Steininger überrascht, aber auch gefreut. Denn erfahrungsgemäß wolle der frühere Papst "mit jedem kurz ratschen", und so seien solche Besuche "immer etwas Besonderes". Zur Audienz des Nachfolgers gehen die Bayern ebenfalls. "Wenn, dann machen wir schon alle zwei", erläutert der Landeshauptmann. Franziskus sei nämlich immer für eine Überraschung gut. Beim letzten Mal habe er auf dem Petersplatz sogar einen Stopp eingelegt, als die bayerische Blaskapelle ein Ständchen darbrachte.

Regelmäßiger Besuch aus Bayern

Seit seinem Amtsverzicht 2013 lebt Benedikt XVI. im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan. Zurückgezogen von der Welt wollte er die Zeit in Einkehr und Gebet verbringen. Doch regelmäßig klopft Besuch an, vor allem aus Bayern. Zweimal im Jahr ist sein älterer Bruder Georg Ratzinger zu Gast. Aber auch andere Regensburger Freunde wie Albert Schmid, Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, schauen bisweilen auf einen Plausch vorbei.

Im Herbst 2015 hat Hubert Gschwendtner (SPD), Bürgermeister des Papst-Geburtsortes Marktl am Inn, bei ihm in der Bibliothek gesessen. Mit dabei war auch der Bürgermeister aus Marktls Partnerstadt Sotto il Monte, dem Geburtsort von Johannes XXIII. Von einer "sehr lockeren, privaten Atmosphäre" schwärmt Gschwendtner. Gute 45 Minuten dauerte das Gespräch. Der emeritierte Papst habe sich gefreut, dass mit dem Geburtshaus alles so gut klappe.

Jedem Besucher ist das hohe Alter des einstigen Kirchenoberhaupts bewusst, auch wenn dessen Geist rege ist. Rupert Berger, Mitglied des Ratzinger-Weihejahrgangs, ist gerade 90 geworden. Noch immer schreibt der Traunsteiner seinem Jugendfreund Briefe - in Sütterlin. Benedikt XVI. sei begeistert von seiner nach wie vor gut leserlichen Handschrift und habe ihm stets eigenhändig geantwortet, erzählt er. Doch dies falle Benedikt mittlerweile schwer, sodass er lieber diktiere.

Bischof Voderholzer feiert mit Benedikt XVI.

Gute Drähte bestehen auch in weitere bayerische Orte, die mit der Vita des emeritierten Kirchenoberhaupts verbunden sind, nach Tittmoning etwa und nach Pentling, vor allem aber nach Regensburg. Mitarbeiter des dortigen Instituts Papst Benedikt XVI. müssen schließlich regelmäßig mit dem Ruheständler die Herausgabe weiterer Bände seiner gesammelten Werke besprechen. Bischof Rudolf Voderholzer und der stellvertretende Institutsleiter Christian Schaller zählen deshalb auch zum kleinen Kreis derer, die in der Sala Clementina das Jubiläum mit dem Emeritus feiern werden.

90. Geburtstag von Benedikt XVI. im April 2017

Schaller sagt, Benedikt freue sich über die vielen, nach wie vor lebendigen Verbindungen nach Bayern - das "seinem Papst" längst mehr als ein Denkmal gesetzt hat. Mittlerweile gibt es Büsten in München, Freising und Traunstein und Benediktsäulen in Marktl und Kloster Metten. Deren Schöpfer, der Bildhauer Joseph Michael Neustifter, soll auch für die Stadt Regensburg ein neues Objekt ins Werk setzen.

Zum 90. Geburtstag von Benedikt XVI. im April 2017 dürften erneut viele bayerische Delegationen gen Rom pilgern. Vielleicht kann dann auch die von einer ehemaligen Passauer Hoteliersfrau initiierte weltweit erste Papst-Benedikt-XVI.-Kapelle geweiht werden. Sie soll mit seinem Segen und dem des Passauer Bischofs Stefan Oster auf einer Anhöhe im niederbayerischen Luftkurort Thurmansbang entstehen.


Quelle:
KNA