Die Heiligen Drei Könige machten auch mal Station in Arnsberg

Morgenland, Mailand, Sauerland

Kaum bekannt ist es, dass die Dreikönigs-Reliquien zehn Jahre lang im Sauerland aufgebahrt wurden: auf der Flucht vor der Französischen Revolution. Erst 1804 kehrten die Heiligen Drei Könige von Arnsberg nach Köln zurück.

Autor/in:
Alexander Brüggemann
 (DR)

Die frühen Reisestationen der Heiligen Drei Könige sind legendär: Morgenland, Heiliges Land, dann wieder Morgenland, später Mailand. Ab 1164, seit 850 Jahren, gilt der Weg der Dreikönigs-Reliquien als historisch gesichert: Auf Befehl Rainalds von Dassel, Erzkanzler Kaiser Friedrich Barbarossas, wurden sie aus dem unterworfenen Mailand in seine Bischofsstadt Köln verschleppt, wo sie sich auch heute befinden. Dazwischen jedoch lag eine weitere unfreiwillige Station: zehn Jahre Sauerland, auf der Flucht vor der Französischen Revolution. Erst 1804 kehrten die Heiligen Drei Könige von Arnsberg nach Köln zurück.

Die Entscheidung des Kölner Domkapitels zum Exil fiel im Juni 1794. Das Rheinland drohte von den heranrückenden Truppen der jungen französischen Republik besetzt zu werden. Der Kölner Erzbischof, Kurfürst Maximilian Franz, war bereits geflohen. Auch ein letzter Aufruf des kaiserlichen Oberbefehlshabers an alle "deutschen Brüder zwischen Maas und Rhein", einen Landsturm zur Verteidigung des Vaterlandes zu bilden, verhallte ungehört. Nach der Einnahme Triers beschloss das Kölner Kapitel, die Archive des Domstifts, die Bibliothek, den Domschatz und die wichtigsten Reliquien nach Arnsberg schaffen zu lassen. Domarchivar Anton Joseph Wallraff, der die rund 400 wertvollen Kisten am 29. September 1794 begleitete, berichtete später: "32 zweispännige Fuhren reichten nicht hin, um alles wegzubringen."

Dramatische Umstände

Am nächsten Tag folgten auch die Gebeine der Drei Weisen aus dem Morgenland auf dem beschwerlichen Weg vom Rheinland ins Sauerland unter dramatischen Umständen: Nachts um zwei Uhr, so ein zeitgenössischer Bericht, sei der Fuhrknechtsmeister Ludger aus Salwey aus der Wirtschaft heraus vergattert worden, die heilige Fuhre unter strengster Geheimhaltung und größter Vorsicht zu übernehmen: "Noch hatte er die Schiffsbrücke nicht erreicht, als bereits französische Kugeln an seinem Kopf vorbeipfiffen. Eilends hieb er auf die Pferde ein und erreichte glücklich Deutz." Bei seiner Ankunft in der Arnsberger Prämonstratenserabtei Wedinghausen, die dem Domkapitel Asyl gewährte, habe der Abt dem Knecht zur Belohnung "so viele Kronentaler in den aufgehaltenen blauen Kittel geworfen, wie dieser tragen konnte".

Über die Jahre freilich wurde dem exilierten Domkapitel in Arnsberg das Geld knapp. Nicht geringe Teile des Domschatzes mussten abtransportiert, in Prag eingeschmolzen und veräußert werden. 5 Pfund Gold und 155 Pfund Silber brachten einen Erlös von 13.513 Gulden. Der kostbare mittelalterliche Dreikönigsschrein des Nikolaus von Verdun landete schließlich schwer beschädigt in Frankfurt. Zahlreicher Perlen und Edelsteine entledigt, entkam er immerhin dem Schmelzofen.

Von der französischen Unterpräfektur beschlagnahmt

Im Juni 1803 kehrte der Schrein wieder nach Köln zurück, wurde jedoch sofort von der dortigen französischen Unterpräfektur beschlagnahmt. Die Gebeine selbst verblieben zunächst in Arnsberg, wohl in der heutigen Propsteikirche. Erst als der Kölner Dompfarrer Dr. Marx um die Rücksendung bat, willigte das Kapitel ein. Die Zustellung erfolgte zunächst an Marx' Privatadresse, da öffentliche Prozessionen nicht gestattet waren.

Am 12. Januar 1804 erhielten die Reliquien zwar vorübergehend einen Platz in der alten Dreikönigskapelle. Doch immer noch fehlte der Schrein. Am 9. März endlich willigte Napoleon persönlich in die Rückgabe an die Dompfarrei ein. Zum Dreikönigstag 1805 hatte der Dom seine Drei Könige wieder lädiert, doch verehrt wie eh und je. Und bedingt durch die turbulenten Zeitläufte kamen sogar noch neue Verehrer von jenseits des Rheins hinzu: Bis heute besuchen am 6. Januar viele Sauerländer den Gottesdienst im Kölner Dom, um "ihren" Königen die Ehre zu erweisen.

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Quelle:
KNA