Grünen-Chef Cem Özdemir sprach in der "Schwäbischen Zeitung" am Samstag (18.12.2010) davon, die Union wolle wohl einen "Kulturkampf" ausrufen. Er finde, "dass der Papst im Bundestag reden sollte, wenn er das möchte", so Özdemir. Er sei grundsätzlich für einen ehrlichen und offenen Dialog, der bekanntlich nur möglich sei, wenn man zuhöre, miteinander rede und nicht die Tür verschließe. Angesichts der globalen Herausforderungen habe der Werte-Kompass der Religionen eine wichtige Funktion. Der Papst sei Repräsentant einer der bedeutendsten Religionen weltweit, die gerade in Deutschland eine zentrale Rolle habe. "Ich bin daher gespannt, welche Themen der Papst in seiner Rede ansprechen wird", meinte Özdemir.
Dagegen kündigte Christian Ströbele an, den Plenarsaal zu verlassen, wenn Papst Benedikt XVI. dort eine Rede halten werde. "Ich halte davon nichts", sagte Ströbele der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung". Er habe auch bei den Reden von Wladimir Putin und George W. Bush das Plenum verlassen. Er kritisierte mit Blick auf "unseren Heiligen Vater" explizit die Rolle der katholischen Kirche in Lateinamerika. Dort habe die Kirche Schuld auf sich geladen.
Auch Beck kritisch
Zuvor hatte sich bereits Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck kritisch zu dem geplanten Auftritt geäußert. Der Bundestag sei "zu Recht zurückhaltend bei der Einladung ausländischer Staatsgäste", so Beck. Zugleich kündigte ein Sprecher der Fraktion an, die Grünen würden bei einer Rede des Papstes "selbstverständlich nicht fehlen".
Die Sorge der Grünen "galt und gilt der Gleichbehandlung der Religionen durch den Bundestag", meinte Pressesprecher Michael Schroeren in einer offiziellen Mitteilung.
Die Grünen bewerten die Papstrede im Bundestag unterschiedlich
Alles andere als unisono
Nach ersten ablehnenden Kommentaren wird deutlich: Bei den Grünen gibt es völlig unterschiedliche Bewertungen der geplanten Rede von Papst Benedikt XVI. im Bundestag. Zugleich wehrt sich die Partei gegen Kritik von Union und SPD.
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