Kapitelsamt am fünfundzwanzigsten Sonntag im Jahreskreis im Kölner Dom

"Die eigene Herzenshaltung ist entscheidend"

DOMRADIO.DE übertrug am fünfundzwanzigsten Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Josef Sauerborn. In seiner Predigt rief er zur Demut auf. Es komme nicht auf die eigene Macht, sondern auf die Herzenshaltung an.

Kölner Dom  / © Gerald Mayer (DR)
Kölner Dom / © Gerald Mayer ( DR )

Im Evangelium dieses Sonntags träumen die Jünger von Macht und Größe. Sie verstanden Jesu Worte nicht, sodass er ein Kind in die Mitte nahm und deutlich machte: "Wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, der nimmt mich auf".

Für Domkapitular Sauerborn mache auch diese Stelle des Evangeliums nach Markus die Umwertung aller Werte deutlich. "Mit dem Evangelium ist alle Stufung relativ", erklärt Sauerborn.

Ob jemand falle oder stehe, entscheide sich, woran er Maß nehme. "Ist er sich selber Maß und Ziel, so fällt er. Mag er Pfarrgemeinderatsmitglied oder Papst sein", sagte der Domkapitular in seiner Predigt. Für ihn komme es immer auf die Herzenshaltung an, wie geredet und gelebt werde. Es sei eine uralte Frage, wer wohl der Größte und damit die meiste Macht innehabe.

Dieser menschliche Geltungsdrang zeige sich in vielen Ereignissen. Ein hoher Amtsträger könne zum Beispiel öffentlich geschmäht werden, aber dennoch vor Gott bestehen. Es komme darauf an, wie die eigene Herzenshaltung ist.
An diesem fünfundzwanzigsten Sonntag im Jahreskreis sang das Vokalensemble Kölner Dom unter der Leitung von Eberhard Metternich. An der Orgel spielte Winfried Bönig.

Impuls zum Sonntagsevangelium (Mk 9,30–37)
von Klemens Stock

… Wie ein Kind sollen die Jünger das Reich Gottes annehmen. Damit ist gesagt, dass sie den Eintritt nicht durch ein eigenmächtiges Streben erzwingen können. Wie Kinder sollen sie sich in der Liebe Gottes geborgen wissen. Wie Kinder sollen sie sich von Gott beschenken lassen. Jesus selber spricht Gott als „lieber Vater“ an (Mk 14, 36) und weiß sich in der Liebe Gottes geborgen. So sollen auch seine Jünger zu Gott Vertrauen haben wie Kinder. Nur diejenigen, die Gott als ihren lieben Vater gelten lassen, können in das Reich Gottes hineinkommen. Damit ist nicht aufgehoben, was Jesus gesagt hat über den Willen Gottes als die Orientierungsmarke des Handelns oder was er gesagt hat über die Verpflichtung zum Dienst. Neben das eigene Mühen tritt aber das Vertrauen auf Gott. Das Eingehen in sein Reich bleibt immer sein Geschenk. Wir können es nicht verdienen, wir können uns aber dafür bereiten …

Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. September 2021


Hochaltar im Hochchor mit Dreikönigenschrein / © Gerald Mayer (Erzbistum Köln)
Hochaltar im Hochchor mit Dreikönigenschrein / © Gerald Mayer ( Erzbistum Köln )