Äbtissin Hildegard über die Kirchenkrise und Reformen

"Die Dinge so nehmen, wie sie sind"

Wie blickt die Äbtissin des Benediktinerinnenklosters St. Walburg in Eichstätt, Mutter Hildegard Dubnick, auf die Kirchenkrise und Reformideen? DOMRADIO.DE-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen hat mir ihr auf seiner Pilgertour gesprochen.

 (DR)

DOMRADIO.DE: Sie sind die 60. Äbtissin hier. Ist das eine besondere Ehre, in einer so langen Tradition zu stehen?

Äbtissin Mutter Hildegard (Äbtissin des Benediktinerinnenklosters St. Walburg in Eichstätt): Es ist sicher ein besonderes Amt und es ist auch eine Ehre. Langsam gewöhne ich mich daran. Ich gehörte ja schon vorher der Wallburga-Familie an. Aber hier nun an der Quelle der Wallburga-Verehrung zu leben, ist doch etwas ganz Besonderes.

DOMRADIO.DE: Es ist aber auch eine große Verantwortung, wenn man in die Geschichte schaut. In 16 Jahren sind sie tausend Jahre hier an diesem Ort und prägen das geistige Leben!

Hildegard: Ja, das ist es. Da habe ich auch Ehrfurcht vor. Wir haben ja eine ganz schöne, ehrwürdige Geschichte. Wir müssen die Tradition fortführen und in die Zukunft hineingehen. Wir sind Benediktinerinnen im 21. Jahrhundert, das müssen wir uns immer wieder bewusst machen. Es ist eine lebendige Tradition.

DOMRADIO.DE: Sie sind auch missionarisch tätig. Wo liegen da die besonderen Herausforderungen? Die Gesellschaft entwickelt sich so rasant. Wie können Sie heute das Evangelium in die Welt hinein tragen?

Hildegard: Als Zeugen leben wir hier in einer christlichen Gemeinschaft. Wir sind den Benedictus-Regeln treu und dieser Tradition treu. Wir treffen uns mehrmals täglich zum Gebet. Gäste sind willkommen, mit uns zu beten und die Gruft der Heiligen Walburga zu besuchen. Diese benediktinische Beständigkeit und Stabilität ist wichtig. Wir sind hier und wir bleiben hier. Wir sind ein Ort, wo man sich festhalten kann. Wir gehen zwar nicht hinaus, aber die Christen können zu uns kommen.

DOMRADIO.DE: Die Kirche insgesamt ist ja in schwerem Fahrwasser. Wir haben eine große Vertrauenskrise. Man sucht nach Lösungen. Viele sagen, gerade die Orden könnten da durch die Stabilität und Tradition etwas zu beitragen.

Hildegard: Die Benediktiner zum Beispiel haben schon mehr Krisen mitgemacht und durchgestanden. Auch unsere Abtei hat in den fast 1000 Jahren schwere Zeiten durchlebt. Und trotzdem werden wir unseren Regeln und Gelübde treu bleiben. Dann geht es weiter. Wir haben unser Vertrauen in Gott und die Gnade Gottes. Wenn wir bereit sind, diese Gande zu empfangen und nicht unseren eigenen Vorstellungen folgen, dann geht es weiter. Wir müssen uns immer fragen: Was ist der Wille Gottes? Der zählt.

DOMRADIO.DE: Von den Frauen gibt es viele Anfragen, die sagen: Es kann nicht der Wille Gottes sein, dass wir Frauen nicht in alle Ämter reinkommen. 

Hildegard: Das ist eine heikle Sache. Man muss die Dinge so nehmen, wie sie sind. Wenn wir daran glauben, dass die Kirche durch Gott geführt wird, dann zählt die eigene Meinung nicht. Das ist keine Sache, über die man abstimmen könnte. Das macht man nicht in der katholischen Kirche. Wir müssen uns anpassen, sonst geht es nicht. 

DOMRADIO.DE: Aber was kann man denn tun?

Hildegard: Die katholische Kirche war immer auf der Seite der Armen und der Niedrigen. Das ist der Maßstab, der bleibt. Ich meine, dass das hilft.

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.


Quelle:
DR