Die Bischofssynode als beratende Institution der Kirche kommt wieder zusammen

Den Konzilsgeist im Kollegium fortsetzen

In den kommenden drei Wochen tagt im Vatikan die Bischofssynode. Die Ursprünge des Treffens gehen auf das Zweite Vatikanische Konzil zurück. Im Anschluss daran äußerten die Teilnehmer den Wunsch, den "Geist der Kollegialität" dieser Kirchenversammlung in irgendeiner Form fortzusetzen.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Papst Paul VI. griff die Idee auf und richtete bereits im September 1965 die Bischofssynode ein. Sie solle "in gewisser Weise das gesamte Weltepiskopat repräsentieren" und "den Geist der Gemeinschaft zeigen, der den Papst und die Bischöfe miteinander verbindet", so das Gründungsdokument.



25-mal beriefen die Päpste seither Bischofssynoden ein. Und obwohl sie - im Gegensatz zum Konzil - keine verbindliche Entscheidungsfunktion haben, sondern "nur" beratend wirken, sind die Versammlungen der Weltbischofssynode wichtige Wegmarken in der Entwicklung der katholischen Kirche.



Ihre Bedeutung wird auch dadurch unterstrichen, dass der Papst an fast allen Beratungsrunden mindestens als Zuhörer, mitunter aber auch mit eigenen Beiträgen teilnimmt. Die wesentlichen Thesen der Redebeiträge werden täglich in Kurzzusammenfassungen an die Journalisten weitergegeben. Anders als Parteitage sind die Versammlungen der Synode nicht komplett medienöffentlich. Damit soll erreicht werden, dass die Bischöfe nicht "Reden für die Galerie" halten, sondern sich auf die Sacharbeit konzentrieren.



Alle drei bis vier Jahre treffen sich die Bischöfe

Die bevorstehende Weltbischofssynode vom 7. bis 28. Oktober gilt dem Thema "Neuevangelisierung". Es ist die 13. Ordentliche Synode; daneben gab es zwei Außerordentliche Synoden, etwa 1985 ein Bilanztreffen 20 Jahre nach Konzilsende. Hinzu kamen Spezialsynoden für einzelne Kontinente oder Weltregionen.



Erst nach und nach hat die Bischofssynode ihre heutige Gestalt angenommen. Der anfängliche Zwei-Jahres-Rhythmus wurde auf drei bis vier Jahre ausgedehnt. Anders als beim Konzil, zu dem alle 3.000 Bischöfe geladen waren, nimmt an den Synoden nur etwa ein Zehntel des Episkopats teil. Die Bischofskonferenzen entsenden nach einem bestimmten Schlüssel Delegierte; dazu beruft der Papst weitere Mitglieder, zudem Berater, Experten und Gäste. Meist nehmen auch die Oberen der wichtigsten männlichen Ordensgemeinschaften und Delegierte der mit Rom unierten Ostkirchen daran teil.



Als Synodensprache ist nicht nur das (inzwischen selten gewordene) Latein erlaubt. Die meisten Beiträge werden in einer der modernen Weltsprachen vorgetragen und simultan übersetzt. Am Ende der Beratungen werden Papiere verabschiedet. Meist richten die Synodalen eine "Botschaft der Hoffnung" an die Welt. Die internen Beratungsergebnisse ("Propositiones") gehen an den Papst, der daraus ein "Nachsynodales Apostolisches Schreiben" erstellt.



Benedikt XVI. reformiert und strafft den Ablauf

Von den Bischofssynoden sind viele Impulse für die Weltkirche ausgegangen. Das erste Treffen 1967 über "Bewahrung und Stärkung des katholischen Glaubens" gab die Idee für die Gründung der "Internationalen Theologenkommission", die bis heute die Glaubenskongregation berät. Auch stellte es die Weichen für die schon bei der Konzilsankündigung 1959 erwähnte Neufassung des Kirchenrechts, das 1983 fertig wurde. Zwei Jahre später legte die erste außerordentliche Synode Grundlagen für die Zusammenarbeit zwischen dem Vatikan und den nationalen Bischofskonferenzen.



Klare Aussagen zur Unauflöslichkeit der Ehe und zum Lebensschutz machte die Synode 1980 über die christliche Familie. Von der außerordentlichen Synode 1985 kam die Anregung zu einem neuen Katechismus für die Weltkirche, der 1992 fertiggestellt wurde.



Die Ordentlichen Synoden zwischen 1987 und 2001 befassten sich mit den verschiedenen Gruppen in der Kirche: Laien, Priester, Ordensleute und Bischöfe. Bewegend wurde 1991 die Europa-Synode, als erstmals Bischöfe aus dem Osten offen über die Kirchenverfolgungen in kommunistischer Zeit sprachen. Das Schlusspapier der Ozeanien-Synode veröffentlichte Papst Johannes Paul II. 2001 nicht mit einer Reise vor Ort - sondern erstmals offiziell per Enter-Taste via Internet.



Benedikt XVI. reformierte und straffte den Ablauf. Er verkürzte die Tagungsdauer auf drei Wochen, damit die Abwesenheit der Bischöfe von ihrer Heimat nicht zu lang wird. Und er ließ neben den Kurzstatements mehr Zeit für freie Diskussionen mit Rede und Gegenrede. 2008 stand die Rolle der Bibel im Mittelpunkt. Zudem berief Benedikt XVI. Sondersynoden für zwei kirchliche Problemregionen ein: für Afrika (2009) und für den Nahen Osten (2010).