Die Bischofskonferenz tagt am Ort ihrer Gründung

Es begann in Würzburg

Es ist ein kleines Jubiläum, aber eines, das gefeiert wird: Mit einem Gedenkgottesdienst hält die Deutsche Bischofskonferenz am Montag im Würzburger Dom Rückschau auf ihre bewegte 160-jährige Geschichte. Einen Tag später wird die Frühjahrsvollversammlung mit den Beratungen über die Nachfolge von Kardinal Karl Lehmann ein neues Kapitel aufschlagen. Lange Zeit war die Bischofskonferenz keine gesamtdeutsche Versammlung.

 (DR)

In ihrer ersten Phase von 1848 bis 1933 gehörte ihr der auf seine Eigenständigkeit bedachte bayerische Episkopat nicht an. Nach dem Mauerbau 1961 durften knapp drei Jahrzehnte lang die ostdeutschen Bischöfe nicht an den Vollversammlungen teilnehmen. Als auf Betreiben der DDR und des Vatikan 1976 die Berliner Bischofskonferenz errichtet wurde, stieß das bei den westdeutschen Bischöfen auf schwerste Bedenken. Sie wollten auch kirchenrechtlich an der deutschen Einheit festhalten. Erst nach der Wiedervereinigung wuchsen beide Konferenzen wieder zusammen.

Bis zur Anerkennung durch Rom dauerte es. Der Vatikan verfolgte die Gründungsbestrebungen 1848 mit Argwohn. Er misstraute der revolutionären Stimmung, von der die deutschen Katholiken nicht ausgenommen waren. Papst Pius IX. verweigerte einem gewünschten Nationalkonzil seine Zustimmung und lehnte weitere Versammlungen der Bischöfe ab. Nach einem ersten Treffen in Würzburg vergingen 19 Jahre bis zur Neuauflage. Die Vorbehalte aus Rom rührten daher, dass sich die Bischöfe auch mit Reformen in Kult und Ritus sowie dem Gebrauch der Landessprache befasst hatten.

Heute ist die deutsche eine von 113 Bischofskonferenzen weltweit
Jährliche Tagungen gab es seit 1869, aber ohne institutionelle Verankerung. Dies änderte sich erst mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 - 1965), das die Rolle der Bischöfe und ihre Kollegialität unterstrich. Ihr vom Apostolischen Stuhl 1966 approbiertes Statut verlieh der Deutschen Bischofskonferenz, die bis dahin nach ihrem Tagungsort Fuldaer Bischofskonferenz hieß, ein dem neuen Kirchenverständnis entsprechendes Gewicht. Heute ist die deutsche eine von 113 Bischofskonferenzen weltweit.

Zu ihrer Erfolgsgeschichte gehören die in ihrer Mitte gegründeten Hilfswerke, heute international renommierte und staatlich geförderte Instrumente der Entwicklungszusammenarbeit. Neuen kirchlichen Diensten wie dem der Pastoralreferenten bereitete die Konferenz den Weg. In der Mediengesellschaft ist ihr Vorsitzender das "Gesicht der katholischen Kirche in Deutschland". Für organisatorische Schlagkraft und Kontinuität sorgt ein im internationalen Vergleich gut ausgestattetes Sekretariat in Bonn.

Belastungsprobe Schwangerschaftskonfliktberatung
Die größte Belastungsprobe in der jüngeren Vergangenheit hatte die Bischofskonferenz in den 1990-er Jahren zu bestehen. Am Ende des langen Streits um eine kirchliche Beteiligung an der Schwangerschaftskonfliktberatung setzte sich Papst Johannes Paul II. gegen die Konferenzmehrheit durch. Seither stellen kirchliche Beratungsstellen nicht mehr jenen Schein aus, der den Weg für eine straffreie Abtreibung eröffnet.

Für Diskussionsstoff unter den Bischöfen wie mit Rom sorgt bis heute die Frage der Kompetenzen. In manchen Bereichen wie der Priesterausbildung fungiert die Bischofskonferenz auf nationaler Ebene quasi als Gesetzgeber. Aber ihre Beschlüsse binden keineswegs immer den einzelnen Bischof. So sind gemeinsame Leitlinien, wie etwa die "zum Vorgehen bei sexuellem Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz" von 2002 ein Orientierungsrahmen, nicht aber geltendes Recht.

Theologisch ist die Frage noch nicht beantwortet, inwieweit die Bischofskonferenz am Lehramt teilhat. Während manche besorgt beobachten, dass der Vatikan seit einigen Jahren den Einfluss der Bischofskonferenzen zurückdrängen möchte, ist anderen das in diesen Gremien entfaltete Eigenleben schon zu viel.

Von Christoph Renzikowski (KNA)