Die Bischöfe wollen ihre weltkirchliche Hilfe stärken

Vor neuen Herausforderungen

Katastrophenhilfe und Entwicklungszusammenarbeit, missionarische Projekte und Gemeindeaufbau - die deutschen Bischöfe wollen ihrem weltkirchlichem Engagement neuen Schwung verleihen und streben dabei auch eine intensivere Vernetzung an. "Wir wollen diese Arbeit halten und soweit möglich noch verstärken", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, am Mittwoch in Fulda.

Autor/in:
Christoph Strack
 (DR)

Damit will die Bischofskonferenz nicht nur einem Rückgang der Finanzmittel begegnen - die sechs großen katholischen Hilfswerke verzeichneten von 2000 bis 2007 in Klingelbeuteln und Spendendosen einen Rückgang um rund 13 Prozent. Trotzdem stellte die katholische Seite insgesamt 677 Millionen Euro zur Verfügung; nicht wenige Länder in Europa haben einen kleineren Etat für Entwicklungspolitik. Kritisch sehen die Verantwortlichen auch, dass in vielen Gemeinden das Bewusstsein für das gemeinsame Engagement schwindet - vielleicht wegen der anhaltenden Sorge um Priestermangel und Strukturreformen.

Die Konferenz befasste sich an einem Studientag mit «Neuen Herausforderungen für die weltkirchliche Arbeit in Deutschland». In den vergangenen zehn Jahren stand das Thema Weltkirche bei Vollversammlungen wiederholt prominent auf der Tagesordnung, einen eigenen Studientag gab es 2004. Jetzt lag den Bischöfen auch eine rund 200-seitige wissenschaftliche Studie vor, die die Haltung der deutschen Katholiken zum weltkirchlichen Engagement analysiert.

Laut der repräsentativen Erhebung stehen für weltkirchlich engagierte Katholiken praktische Nächstenliebe und der Solidaritätsgedanke im Mittelpunkt ihres Handelns. Zentral ist das auch in der Werbung gängige Motiv «Hilfe zur Selbsthilfe».
Demgegenüber verwiesen sie bei der Studie fünf Mal seltener auf die Bedeutung missionarischen Wirkens. In den Pfarreien leisten vor allem Frauen konkrete weltkirchliche Arbeit. Vielfach fühlen sich jene, die vor Ort Informationsabende organisieren oder nach der Sonntagsmesse fair gehandelte Waren verkaufen, nicht hinreichend gewürdigt.

Zugleich versprechen sich viele Aktive Impulse von den neuen Freiwilligendiensten, die - entweder «weltweit» staatlich oder «Missionar auf Zeit» kirchlich - junge Leute für längere Zeit in Entwicklungsländer bringen. Sie werden nach ihrer Rückkehr oft zu neuen Lobbyisten des Engagements für die Länder des Südens. Klaus Kießling, Religionspädagoge der Hochschule Sankt Georgen, nannte die Bildungsarbeit in den Gemeinden «ausbaubedürftig». Generell gelte: Das weltkirchliche Engagement bewege sich «weitgehend in pastoralen Strukturen, die von gestern sind».

In der Konsequenz liegen Neuerungen. Die Zahl und die Eigenständigkeit der Werke bleiben jedoch bestehen. Der Bamberger Erzbischof Schick, der die weltkirchliche Kommission der Bischöfe leitet, verwies auf die unterschiedlichen Profile, die deutlicher werden sollten. So bekämpft Misereor eben Elend und fördert gezielt Entwicklung und Nachhaltigkeit, während andere Träger wie Adveniat oder Missio besonders Mission und Seelsorge in Lateinamerika oder Afrika im Blick haben.

Auf jeden Fall, darauf drängen die Experten und Bischöfe, sollen alle Beteiligten der kirchlichen Hilfe stärker zusammenarbeiten - auch in der Öffentlichkeitsarbeit, mit einem gemeinsamen Internetauftritt, einem gemeinsamen Jahresbericht, einer einheitlichen EDV. Das kann helfen, Kosten zu sparen. Darüber hinaus setzen die Bischöfe auf mehr Bewusstseinsbildung in den Gemeinden. «Wir empfangen auch viel, wenn wir uns engagieren», meinte Schick. Diese Hilfe sei «keine Einbahnstraße, sondern Brücke": Gaben verlassen deutsche Gemeinden, neue Ideen, ein «bunteres» kirchliches Leben kommt zurück.

Dass die Gemeinden im Durchschnitt älter werden und für viele Aufgaben die Helfer fehlten, räumten Schick und Zollitsch ein. Und doch verwies der Konferenz-Vorsitzende auf neue Dramatik angesichts der globalen Finanzkrise. Sie bringe die größten Lasten für jene, «die die geringste Verantwortung für Fehlentwicklungen tragen», sagte er. Heute sei in den reicheren Ländern ein neues Solidaritätsbewusstsein dringend erforderlich.