Die Bischöfe äußern sich zum Moscheebau in Deutschland

Maßhalten und Dialogbereitschaft

Zur Versachlichung der Diskussion beitragen - diese Formulierung fällt immer wieder im Zusammenhang mit der Stellungnahme der Deutschen Bischofskonferenz zum Moscheebau in Deutschland, das der Vorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch, heute vorstellen will. Dabei werden die 67 Bischöfe der Linie treu bleiben, die sie in früheren Dokumenten verfolgte: Das Recht auf Religionsfreiheit umfasst das Recht auf den Bau von Gotteshäusern, also auch von Moscheen.

Autor/in:
Christoph Strack
 (DR)

Um aber deren Akzeptanz sicherzustellen, heißt es weiter, sei auf beiden Seiten Maßhalten und Dialogbereitschaft gefragt. Das Thema Moscheebau bewegt Deutschland. Ende August machte der Kölner Stadtrat nach langem Ringen den Weg frei für den Bau der Zentralmoschee im Stadtteil Ehrenfeld. Mitte Oktober wird die Moschee im Ostberliner Stadtteil Pankow-Heinersdorf ihrer Bestimmung übergeben. Und am 26. Oktober öffnet in Duisburg-Marxloh die größte Moschee Deutschlands für 1.200 Beter. Dieser Bau gilt aus kirchlicher Sicht durchaus als positives Beispiel. Der katholische Pfarrer Michael Kemper gehört dem Projektbeirat an und konnte Einfluss nehmen. Zugleich kümmert er sich immer wieder um ängstliche Bürger, die sich bei ihm melden.

Vorbehalte oder Irritationen werden dort besonders groß, wo - wie in Köln und Duisburg - die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) das Projekt vorantreibt. Sie ist der bundesweit größte Bauherr - und wegen des strikten Einflusses der türkischen Religionspolitik Ankaras sind die auf Repräsentation angelegten Projekte oft umstritten. Kontroversen um islamische Gotteshäuser gibt es in Köln, München, Berlin und weiteren Orten.

Lange vor diesen Auseinandersetzungen hatte sich die katholische Kirche in Deutschland mit dem Thema Islam befasst. Bereits 1982 und 1993 legte die Bischofskonferenz eine Arbeitshilfe «Christen und Muslime in Deutschland» vor. Eine Neufassung 2003 ging dann detaillierter auch auf den Moscheebau ein. Schon damals hieß es unter anderem: «Grundsätzlich dürfen religiöse Bauten nicht zum Ausdruck von Rivalität oder eines aggressiven Gegeneinanders der Religionen missbraucht werden.»

In diese Richtung wird, so ist zu hören, mit etwas deutlicherer Mahnung auch das neue Wort der Bischöfe zum Moscheebau gehen.
Zollitsch plädiert dafür, stärker den Kontext zu sehen: Ob es tatsächlich vor Ort einen entsprechenden Bedarf für ein Gotteshaus gebe, ob es um Konfrontation oder Machtbeweis gehe, ob Dialog gesucht und genutzt werde und woher das Geld zum Bau komme. 2003 erlaubten sich die Bischöfe den Hinweis, dass die Akzeptanz einer Moschee gläubigen Christen nicht leichter falle, wenn die Moschee in Erinnerung an den Eroberer von Konstantinopel «Fatih-Moschee», also Eroberer-Moschee, genannt werde - «was in Deutschland mehrfach geschehen ist». Fünf Jahre später führt «Wikipedia» knapp 50 «Fatih-Moscheen» in Deutschland an.

Eine direkte Verbindung der Themen Moscheebau in Deutschland und Kirchenbau in islamisch geprägten Ländern stellen die Bischöfe auch in ihrem neuen Wort nicht her. Aber gerade weil sie den Bau von Moscheen in der Bundesrepublik grundgesetzlich verankert sehen, erwarten sie entsprechende Freiheiten in islamischen Ländern für die Kirche. Am Montag bricht der Kölner Kardinal Joachim Meisner mit zehn weiteren Bischöfen zu einer Pilgerreise in die Türkei auf. Seit längerem steht der Erzbischof im Kontakt mit türkischen Regierungsstellen und bittet um die Zusicherung einer Kirche im südtürkischen Tarsus, dem Geburtsort des Paulus - «dauerhaft» und über das derzeit laufende Paulusjahr hinaus. Bislang ohne Ergebnis.