Die beliebtesten Papstnamen und ihre Bedeutung

Nomen est Omen

Ein neuer Papst hat kaum Zeit, seinen künftigen Namen zu wählen. Dabei ist die Entscheidung wichtig: In einigen stecken ganze Regierungsprogramme, andere sind historisch verbrannt. Eine Namens-Übersicht.

Hauptapsis der Lateranbasilika mit Kathedra des Papstes / © Massimo Salesi (shutterstock)
Hauptapsis der Lateranbasilika mit Kathedra des Papstes / © Massimo Salesi ( shutterstock )

Johannes: Ist der am häufigsten gewählte Papstname, insgesamt 24 Päpste (inkl. Gegenpäpste) benannten sich bislang nach Johannes dem Täufer. Umstritten ist die Zählung, es gab Abschreibfehler und andere Unklarheiten, irrtümlich wurde bei der Zählung Johannes XX. übersprungen. Der Name geht auf das hebräische „Jochanan“ zurück und bedeutet „Gott ist gnädig“. Der erste war Johannes I., der am 13. August 523 Papst wurde. Johannes XXIII. (1958-1963) gilt als der bekannteste der Neuzeit und ging als „Konzilspapst“ in die Geschichte ein, weil er das 1962 das Zweite Vatikanische Konzil einberief. 

 

Der Legende nach wird Papst Gregor die Urheberschaft des gregorianischen Chorals zugeschrieben. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Der Legende nach wird Papst Gregor die Urheberschaft des gregorianischen Chorals zugeschrieben. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Gregor: Insgesamt 18 Päpste (inklusive zwei Gegenpäpste) gaben sich den Namen Gregor, der abgeleitet aus dem lateinischen grex („Herde“) Wächter“, „Hüter“ oder „Hirte“ bedeutet. Gregor I. („Gregor der Große“) war von 590 bis 604 Papst und gilt als einer der vier großen lateinischen Kirchenväter der Spätantike. Papst Gregor XIII. prägte die Zeit nachhaltig, weil er 1582 die Kalenderreform durchsetzte. Der nach ihm benannte Gregorianische Kalender war durch die Schaltjahres-Regelung war präziser als sein Vorgänger, der Julianische Kalender. Er wurde aber nicht überall akzeptiert und durchgesetzt. 

Porträt von Papst Benedikt XV. (KNA)
Porträt von Papst Benedikt XV. / ( KNA )

Benedikt: Der Name wurde ebenfalls 18 Mal (inklusive 3 Gegenpäpste) verwendet, er stammt aus dem Lateinischen von „bene dicere“ ab, was „gut sprechen“ oder „segnen“ bedeutet und untrennbar mit Benedikt von Nursia verbunden ist, der um das Jahr 529 den Benediktinerorden gründete. 1964 erhob Papst Paul VI. ihn zum Patron und Beschützer Europas.  Auf ihn nahm auch Joseph Ratzinger Bezug, als er sich nach seiner Wahl 2005 den Namen „Benedikt XVI.“ gab. Seine Namenswahl war – wie er in seiner ersten Generalaudienz erklärte – auch eine Hommage an Papst Benedikt XV., der sich während des Ersten Weltkriegs für den Frieden eingesetzt hatte. 

Grab von Papst Clemens II. im Bamberger Dom / © Katharina Gebauer (KNA)
Grab von Papst Clemens II. im Bamberger Dom / © Katharina Gebauer ( KNA )

Clemens: Insgesamt 16 Päpste (inklusive drei Gegenpäpste) beriefen sich auf den Heiligen Clemens, der als dritter Nachfolger des Heiligen Petrus gilt. Dieser erlangte Bekanntheit durch den ersten Clemensbrief an die Gemeinde in Korinth, eine wichtige Quelle für die Geschichte des Urchristentums. Auch wenn der Name (aus dem Lateinischen abgeleitet) so viel wie: der „Sanftmütige“ und „Gnädige“ bedeutet, verhielten sich nicht alle Päpste entsprechend. Clemens VII. war vor allem daran gelegen, die weltliche Macht des Papsttums und seiner Familie Medici zu vergrößern. Papst Clemens V. löste auf Druck des Königs den Templerorden auf, auch dabei ging es vor allem um finanzielle Interessen. 

Innozenz: Diesen Namen wählten 14 Päpste (inklusive eines Gegenpapstes). Innozenz I. (lateinisch innocentius, „der Unschuldige“) war von 401 bis 417 Papst und möglicherweise Sohn seines Vorgängers Papst Anastasius I. Papst Innozenz III. (1198 bis 1216) gilt als einer der bedeutendsten Päpste des Mittelalters, weil er den territorialen Besitz des Kirchenstaates in Italien erheblich ausweitete und dem Papst Entscheidungsgewalt bei der Thronfolge im Heiligen Römischen Reich verschaffte. Unter Papst Innozenz II. beschloss man 1139 auf dem zweiten Laterankonzil, den Zölibat für christliche Priester auf der ganzen Welt zur Pflicht zu machen.

Gemälde von Papst Innozenz III.  / © Romano Siciliani (KNA)
Gemälde von Papst Innozenz III. / © Romano Siciliani ( KNA )

Leo: Insgesamt 13 Päpste nannten sich Leo, Bezug nehmend auf Leo I., der im 5. Jahrhundert die Stellung des Bischofs von Rom festigte: Dieser sollte damals das Oberhaupt aller Bischöfe sowie der gesamten abendländischen Kirche sein, weshalb Leo I. als der erste richtige Papst gilt. Als Theologe hat er geklärt, ob Jesus Gott oder Mensch war und als Politiker bewies er – gemäß seines Namens – Löwenmut und Stärke, als die Hunnen unter Führung ihres Königs Attila im Jahr 452 durch Italien zogen und raubten, mordeten und brandschatzten. Leo betete drei Tage und Nächte und stellte sich dann mutig vor den Hunnenkönig. Einer der bekanntesten Namensvetter der Neuzeit war Papst Leo XIII., der 1891 mit „Rerum Novarum“ die Mutter aller Sozialenzykliken schuf. 

Papst Pius XII. im Vatikan (KNA)
Papst Pius XII. im Vatikan / ( KNA )

Pius: Zwölf Päpste wählten den Namen, der auf die das lateinische „pius“ für „fromm“, „gottesfürchtig“ und „gewissenhaft“ zurückgeht. Pius IX. (1846–1878) war mit 31 Jahren und 8 Monaten am längsten Papst. Der heilige Pius X. wird häufig als „konservativer Reformpapst“ bezeichnet, weil er sich um innerkirchliche Reform und Erneuerung bemühte, um die katholische Kirche im Kampf gegen Einflüsse der Moderne zu stärken. Papst Pius XII. war von 1939-1958 Papst. Bist heute wird vor allem seine Positionierung während des Zweiten Weltkrieges diskutiert: Er galt lange als der Papst, der dem Holocaust wort- und tatenlos zusah, die Fluchthilfe für hochrangige Nazis nach Kriegsende fiel ebenfalls in sein Pontifikat. 

Darstellung des Heiligen Stephanus in Annecy, Frankreich / © godongphoto (shutterstock)
Darstellung des Heiligen Stephanus in Annecy, Frankreich / © godongphoto ( shutterstock )

Stephan: Insgesamt neun Päpste beriefen sich in der Vergangenheit auf den heiligen Stephanus, der als erster Märtyrer des Christentums gilt. Stephan I. war Papst von 254-257, er setzte sich für die Unauflöslichkeit der Ehe ein und er erfand den Verlobungsring. Den Namen Stephan II. trugen zwei Päpste, der erste wurde im Jahr 752 zum Papst bestimmt, er starb nur vier Tage später, noch ohne die Bischofsweihe empfangen zu haben, deswegen wird sein Pontifikat heute nicht mehr anerkannt. Der zweite Stephan II. gilt als einer der bedeutendsten Päpste des Mittelalters, sowohl kirchengeschichtlich als auch weltgeschichtlich. Während seines fünf Jahre andauernden Pontifikats (752 bis 757) kam es sowohl zur Gründung des Kirchenstaates als auch zu wichtigen Etappen auf der Loslösung der römisch-katholischen Kirche von Byzanz.

Bonifatius: Neun Päpste, unter ihnen ein Gegenpapst, wählten diesen Namen, der sich zusammensetzt aus den lateinischen Worten „bonum“ (gut) und „fatum“ (Schicksal, Geschick). In Deutschland ist der Name untrennbar mit dem Heiligen Bonifatius (7.-8. Jahrhundert) verbunden, der zwar nie Papst war, aber als einer der wichtigsten Missionare im damals noch nicht-christlichen Germanien gilt und seit dem 16. Jahrhundert von der katholischen Kirche als „Apostel der Deutschen“ verehrt wird. 

Alexander: Acht Päpste, inklusive eines Gegenpapstes, wählten diesen Namen, der aus dem Altgriechischen stammt und "der Verteidiger" oder "der Beschützer" bedeutet. Alexander III. (12. Jahrhundert) ist der einzige Papst in der Geschichte, der insgesamt mit vier Gegenpäpsten hintereinander konfrontiert wurde. Unter ihm kam es zum Schisma. Papst Alexander VI. (1492 bis 1503) hatte seiner Wahl mit finanziellen Mitteln nachgeholfen. Der Mann aus der berühmt-berüchtigten Familie Borgia wählte seinen Namen in Anspielung auf Alexander den Großen und dokumentierte damit seinen Machtanspruch. Er hatte neun Kinder von verschiedenen Mätressen, die er durch Heirat in gute Positionen brachte, unter ihm blühte die Günstlingswirtschaft. Daher ist es eher unwahrscheinlich, dass ein neuer Papst diesen Namen wählen würde.

Paul: Sechs Päpste wählten den Namen Paul, der auf den Apostel Paulus zurückgeht. Dieser wurde um das Jahr 10 nach Christus in Tarsus in der heutigen Türkei geboren, verfolgte als Saulus zunächst unerbittlich die Christen, machte dann im Laufe seines Lebens einen Wandel durch und wurde zum Paulus. Bekanntester Papst mit diesem Namen ist Paul VI. (1963 bis 1978), der das Zweite Vatikanische Konzil zu Ende führte und zahlreiche Reformen in der Kirche einleitete. Johannes Paul I. (der erste Papst mit einem Doppelnamen) nahm auf ihn Bezug, er wollte bei der Namenwahl das Erbe seiner beiden Vorgänger Johannes XXIII. und Paul VI. wahren. 

Papst Paul VI. am 6. Januar 1964 am See Genezareth in Israel / © KNA-Bild (KNA)
Papst Paul VI. am 6. Januar 1964 am See Genezareth in Israel / © KNA-Bild ( KNA )

Die schlichte Begründung für seine Namenswahl war allerdings, dass Johannes XXIII. ihn zum Bischof und Paul VI. ihn zum Erzbischof beziehungsweise Kardinal ernannt hatte. Johannes Paul I. starb nach nur 33 Tagen. Es wird berichtet, dass sein Nachfolger Karol Wojtyla eigentlich den Papstnamen „Stanislaus“ annehmen wollte, die versammelten Kardinäle ihn jedoch davon abbrachten. So kam Johannes Paul II. zu seinem Namen. 

Martin: Drei Päpste trugen den Namen, allerdings nicht richtig durchnummeriert. Papst Martin II. und III. existieren nicht, da im späten Mittelalter Marinus I. und Marinus II. irrtümlich unter diesen Namen gelistet waren. Papst Martin I. (649 bis 655) wurde als Märtyrer verehrt, weil er sich gegen Kaiser Konstantin II. aufgelehnt und die Irrlehre des Monotheletismus verurteilt hatte. Dafür wurde er wegen Verrats verurteilt. Der bekannteste war Papst Martin V. (1417-1431), der dem damaligen Chaos und den Machtstreitigkeiten in der Kirche ein Ende setzte. 

Als er 1417 beim Konzil von Konstanz gewählt wurde, gab es drei Päpste, die sich gegenseitig verfluchten und exkommunizierten, weil jeder sich für den einzig legitimen hielt. Oddo di Colonna (wie er mit bürgerlichem Namen hieß), galt als eher blasser Kompromisskandidat, doch er schrieb Kirchengeschichte, weil es ihm gelang, die Kirche nach einer seit 30 Jahren andauernden Spaltung wieder zu einen. Die von ihm erreichte Einheit der Kirche währte 100 Jahre, bis zum Thesenanschlag eines störrischen Augustinermönchs an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg.

Quelle:
DR

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