Die Ausstellung "man spricht Deutsch" in Bonn

Perlhühner abchecken

Was passiert wohl bei einer Gammelfleischparty? Das Jugendwort des Jahres 2008 ist ein Synonym für die in vielen Städten angebotenen "Ü-30-Party", bei der sich eine Klientel jenseits der dritten Lebensdekade zum Feiern trifft. Eben Jugendsprache - und Thema der neuen Ausstellung im Haus der Geschichte in Bonn.

Autor/in:
Julia Grimminger
 (DR)

Die deutsche Sprache ist ein weites Feld und Jugendsprache nur ein Teil davon, der aber maßgeblich zu ihrer Entwicklung beiträgt. Einen Überblick über das komplexe Phänomen bietet das Haus der Geschichte mit seiner Ausstellung "man spricht Deutsch", die am Freitag ihre Pforten öffnete.

Über 500 Exponate "wollen Sprache erlebbar machen", wie Ausstellungsdirektor Jürgen Reiche erläutert. Kern des Konzeptes ist es, den Besucher zum Benutzer zu machen. Sprache für die Sinne sozusagen. Es darf getastet, geklickt und getippt werden. Wahlweise erzählt dann "Tiger" Ahmed vom krassen Leben auf dem Kiez in Berlin-Kreuzberg, oder es sind Szenen aus dem Mafia-Epos "Der Pate" auf Sächsisch zu hören. Experimentierfreudige Naturen können an der Phrasen-Dreschmaschine eine "paradigmatische Innovations-Kompetenz" erwerben.

Sprache ist mehr als Kommunikation
Ob Literatur-Automat oder Schreib-Roboter: Sprache ist mehr als Kommunikation. Schon die Gebrüder Grimm stellten fest, dass die deutsche Sprache und Kultur verbindende Elemente eines einigen Staates seien. Zugleich zeigen jüngere Erscheinungen wie das "Kiezdeutsch" von Ahmed, dass auch Jugendliche mit Migrationshintergrund mit Hilfe besonderer und oftmals kreativer Ausdrucksformen ihre eigene Identität erschaffen. Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Abgrenzung ist seit langem fester Bestandteil der jeweiligen Jugendkultur. Schauten männliche Heranwachsende in den 1960er-Jahren gerne mal einem "steilen Zahn" hinterher, wird heute das "Filet" oder das "Perlhuhn" "abgecheckt".

"Die Deutsche Sprache ist robust, stabil und lebendig", lautet das Fazit von Hans Walter Hütter, Präsident der Stiftung "Haus der Geschichte". Deshalb sei es unnötig, das Grundgesetz mit ihrer Aufnahme zu belasten, wie kürzlich auf dem CDU-Parteitag gefordert.

Oder "Poetry Slams"
Stattdessen verweist die Schau auf die sogenannten "Poetry Slams".  Dabei tragen vorwiegend Jugendliche selbst verfasste Texte vor.  Erlaubt ist alles, was mit Stimme und Körper möglich ist. Was in einigen Kneipen mit lockeren Treffen begann, ist mittlerweile bundesweit zu einem echten Trend geworden. Sprache, so die Botschaft, funktioniert auch ohne Schützenhilfe durch den Staat.

Die Bonner Schau entstand in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Historischen Museum Berlin. Dort eröffnet am 15. Januar 2009 die Ausstellung "die Sprache Deutsch" über die Entwicklung der deutschen Sprache seit ihren Anfängen. "man spricht Deutsch" wird bis 1. März
2009 in Bonn gezeigt. Danach ist die Schau als Wanderausstellung acht Jahre lang in verschiedenen Goethe-Instituten im In- und Ausland zu sehen. Sprache verbindet die Menschen eben über alle Grenzen hinweg.