Diakon zur handwerklichen Auseinandersetzung mit dem Tod

"Grenzen gehören zum Leben"

Seinen eigenen Sarg zimmern - das klingt erstmal makaber. Diakon Heribert Siek erzählt im domradio.de- Interview, warum das ungewöhnliche Angebot bei den Männern in seiner Gemeinde trotzdem gut ankam.

 (DR)

domradio.de:  Sich selbst einen Sarg bauen. Klingt erstmal makaber und skurril. Wie kam es zu der Idee?

Heribert Siek (Diakon im Pfarrverband Efferen/Hermülheim): Die Auseinandersetzung mit dem Tod ist natürlich eine spezielle Frage, aber sie ist auch eine Auseinandersetzung mit dem Leben. Es ist sehr grenzwertig, sich einen Sarg zu schreinern. Die Grenzen gehören allerdings zum Leben dazu. Die Idee kam aus der Schweiz, dort gab es die Veranstaltung in der Männerseelsorge.

Bei der Einrichtung De Flo vom Sozialdienst katholischer Männer war die Bereitschaft groß und sie haben uns ihre Schreinerei für dieses Projekt geöffnet. Die Männer können sich den Sarg mit einer Kostenbeteiligung dann mit nach Hause nehmen oder aber wir spenden die Särge für einen gemeinnützigen Zweck.

domradio.de: Wie waren die ersten Reaktionen?

Siek: Viele in meinem Alter sagten: Das muss ja wohl nicht sein. Es gab aber auch interessierte Nachfragen und schließlich auch Anmeldungen, so dass das Thema scheinbar doch berührt.

domradio.de: Sie selbst begleiten die Gruppe seelsorgerisch. Wie kann man sich das Treffen genau vorstellen?

Siek: Die Männer machen sich zunächst Gedanken zum Thema Tod: Wie lange habe ich statistisch noch zu leben? Was bedeutet der Tod für mich? Welche Beziehung habe ich zum Tod? Dadurch kommen die Männer gut ins Gespräch und tauschen sich automatisch über die wichtigen Lebensstationen aus.

Damit dann aber keine allzu traurige Stimmung aufkommt und nicht nur philosophiert wird, ist es dann wichtig, mit dem handwerklichen Arbeiten zu beginnen. Gerade der Umgang mit Holz und die Arbeit mit den Händen führt dazu, sich selbst mit dem Thema auseinanderzusetzen. Es gibt aber auch Pausen für die Begegnung untereinander. Zum Schluss kann man sich auch in den Sarg reinlegen.

Das Gespräch führte Silvia Ochlast.


Quelle:
DR

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