DOMRADIO.DE: Mit über zwei Metern Körpergröße fallen sie auch liturgisch etwas aus dem Rahmen. Wo bekommen Sie Ihre liturgische Ausstattung her?
André Sühling (designierter Domkapitular in Münster): Es gibt entsprechende Schneidereien, die auf Maß arbeiten, sodass ich ohne Probleme Kunde sein kann.
DOMRADIO.DE: Das heißt, sie müssen ihre Sachen von Gemeinde zu Gemeinde mitschleppen.
Sühling: Es ist abhängig von der Situation. Zumindest mein Untergewand habe ich gerne auf mein Maß geschnitten. Wenn ich in Kirchen bin, in denen ich zum ersten Mal zelebriere, muss ich immer davon ausgehen, dass sich im Fundus der Sakristei nichts Passendes findet.
Besonders, wenn es um Festgottesdienste geht, fühle ich mich natürlich wohler in den passend geschnittenen Gewändern.
DOMRADIO.DE: Haben Sie schon einmal die Erfahrung gemacht, dass das Gewand nur bis zum Knie ging?
Sühling: Man hat den Vorteil, dass man predigen kann, was man will, das Gesprächsthema ist später das Gewand. Es ist aber nicht der Liturgie und den Festen zuträglich. Insgesamt fühle ich mich wohler, wenn das Gewand passend sitzt.
DOMRADIO.DE: Wie kommen Sie mit Ihrer Pfarrwohnung klar, ist diese auf Ihre Höhe passend gemacht worden?
Sühling: Vor drei Jahren bin ich in eine Wohnung gezogen, die grundlegend auch der Überarbeitung bedurfte, unter anderem auch Rohbaumaßnahmen.
Der Kirchenvorstand schlug mir vor, den Sturz der Türen erhöhen zu können. Dies habe ich dankbar entgegengenommen, sodass ich aufrechten Hauptes durch die Wohnung ziehen kann.
Andererseits gibt es ein paar Dinge in der Küche, welche ich auf mein Maß bräuchte. Ich komme nicht mit dem Standardmaß hin, ohne Rückenprobleme zu bekommen.
DOMRADIO.DE: Inwiefern beeinflusst die Körpergröße generell den Kontakt zur Gemeinde?
Sühling: Man wird eher wahrgenommen, wenn man mit ausgebreiteten Armen am Altar steht.
Ich bemühe mich aber schon, anderen auf Augenhöhe zu begegnen. Es ist etwas, was gerade in dem Bereich Familiengottesdienst zu Kinderkatechese entgegenkommt, bei dem ich mich dann bewusst in die Hocke oder in die Kniehaltung begebe, damit ich den Kindern auf Augenhöhe begegnen kann.
DOMRADIO.DE: Gab es Situationen, in denen ihre Größe geholfen oder sogar gestört hat?
Sühling: Wenn ich an Veranstaltungen teilnehme oder Konzerte besuche, muss ich mich nicht sorgen, nicht auf der Bühne gesehen zu werden. Nachteile entstehen schon dadurch, dass die Norm nicht auf diese Proportionen abgestimmt ist.
Damit bin ich aber groß geworden und weiß mich ungefähr einzustellen, kann damit umgehen.
DOMRADIO.DE: Sie haben eine tiefe Stimme, ist das ein Vorteil für einen Pfarrer?
Sühling: Unsere Stimme ist ein ganz wichtiges Medium und Instrument, mit dem ich auch gerne arbeite.
Ich selbst bin musikalisch auch begeistert, habe einiges in Stimmbildung investiert und merke, dass sich das auch bei Gottesdiensten überträgt. Jemand sagte mir einmal im Nachgang zu einer Trauerfeier:
"Bei Ihnen ist mir das Verständnis aufgegangen, was es heißt, die Stimme des Glaubens und der Hoffnung zu hören." Das hat auch mit der Resonanz an der Stelle zu tun, denke ich.
DOMRADIO.DE: Haben Sie sich denn jemals gefragt, ob Ihre Größe mit einer besonderen Aufgabe verbunden ist? Ich sage mal als Art Leuchtturm Gottes.
Sühling: So vermessen wäre ich für mich nicht, das so zu denken. Allerdings schon die Erfahrung über die Jahre hinweg, dass ich immer einen Kopf größer war als andere, hat mir das Gefühl gegeben, dass andere mir mehr zutrauen. Den Eindruck hatte ich schon, aber für mich selbst habe ich das nicht als Berufung ergriffen.
Das Interview führte Dagmar Peters.