Deutschland trauert um früheren Bundespräsident Horst Köhler

"Um Deutschland verdient gemacht"

Am Samstag starb der frühere Bundespräsident Horst Köhler. Politik- und Kirchenvertreter erinnern an Köhler als weitsichtigen, engagierten Amtsträger und als offenen, nahbaren Menschen. Köhler starb am Samstag im Alter von 81 Jahren.

 Altbundespräsidenten Horst Köhler, aufgenommen am 17.11.2013 in Freiburg, Baden-Württemberg, bei der Vergabe des Preises der Hayek-Stiftung. / © Patrick Seeger (dpa)
Altbundespräsidenten Horst Köhler, aufgenommen am 17.11.2013 in Freiburg, Baden-Württemberg, bei der Vergabe des Preises der Hayek-Stiftung. / © Patrick Seeger ( dpa )

Politik- und Kirchenvertreter erinnern an den verstorbenen früheren Bundespräsidenten Horst Köhler. Die Stadt Ludwigsburg, wo seine Familie 1957 eine neue Heimat gefunden hatte, kündigte ab Montag eine Trauerbeflaggung am Rathaus an; ab Dienstag werde ein Kondolenzbuch ausliegen. Auch an den Amtssitzen des Bundespräsidenten in Berlin und Bonn können Bürger und Bürgerinnen sich in ein Kondolenzbuch eintragen. Von Montag bis Mittwoch zwischen 9.00 und 17.00 Uhr liegen im Schloss Bellevue in Berlin und in der Villa Hammerschmidt in Bonn Kondolenzbücher aus, wie das Bundespräsidialamt mitteilte.

Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der DBK (DR)
Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der DBK / ( DR )

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, würdigte den früheren Bundespräsidenten als Brückenbauer in verschiedenen Zusammenhängen. Köhler sei ein visionärer Staatsmann gewesen, zudem habe er "wie kaum ein anderer Brücken zwischen den Kontinenten gebaut". Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, hob Köhlers "unbestechlichen Gerechtigkeitssinn" und seine "beeindruckende Weitsicht" hervor. Die Nächstenliebe sei dem Ökonom auch im politischen Handeln "eine klare Leitplanke" gewesen.

Überzeugter Europäer mit klarem Kompass

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte, sein Amtsvorgänger habe ein Bild von Deutschland als "Land der Ideen" geprägt, und er werde als "Glücksfall für unser Land" in Erinnerung bleiben. Köhlers Zugewandtheit, Energie und Kreativität hätten ihn "viele Herzen gewinnen lassen", nachdem er sich schon vor seiner Amtszeit für Deutschland verdient gemacht habe. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas erklärte, Köhler sei "ein Präsident für alle Menschen, die hier leben" gewesen.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier steht im Schloss Bellevue neben Bundeskanzler Olaf Scholz und spricht zu den Anwesenden / © Christoph Soeder (dpa)
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier steht im Schloss Bellevue neben Bundeskanzler Olaf Scholz und spricht zu den Anwesenden / © Christoph Soeder ( dpa )

Kanzler Olaf Scholz schrieb auf X, vormals Twitter, Deutschland verliere "einen engagierten Politiker, der sich Zeit seines Lebens für eine gerechtere Welt eingesetzt hat". Nach Worten von Bundesinnenministerin Nancy Faeser werden Köhlers Offenheit, seine manchmal unbequeme Haltung und sein Einsatz für Gerechtigkeit in Erinnerung bleiben. Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger (alle SPD) betonte, als überzeugter Europäer habe Köhler "unser Land mitgeprägt".

Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) erklärte, gerade in der heutigen Zeit erinnere Köhlers Wirken daran, "dass Politik Mut, Weisheit und Haltung braucht". Der Altbundespräsident habe "mit klarem Kompass und großer Menschlichkeit für unser Land gestanden".

CDU-Chef Friedrich Merz schrieb auf X, Köhler habe sowohl in der Finanzpolitik, in der internationalen Zusammenarbeit als auch in der Veranwortung Deutschlands wichtige Impulse gesetzt. Der FDP-Parteivorsitzende Christian Lindner nannte Köhler einen "feinsinnigen Staatsdiener", der früher als andere erkannt habe, dass es einen freien Welthandel und sichere Handelswege brauche.

Akzente auch beim Schutz jüdischen Lebens

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst erinnerte daran, dass Köhler als zweiter Bundespräsident vor der Knesset in Israel gesprochen habe. Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU) fand persönliche Worte: Köhler habe sie und andere ermutigt, über den eigenen Tellerrand zu blicken. "Seine fröhliche, optimistische und unerschrockene Herangehensweise half mir häufig dabei, Lösungen auch für schwierige Probleme zu finden."

Köhler starb am Samstag im Alter von 81 Jahren in Berlin. Geboren 1943 im polnischen Skierbieszow, war er von 2004 bis 2010 der neunte Bundespräsident - und der erste, der vom Amt zurücktrat. Auch nach seinem Rücktritt in Folge einer Debatte um ein Interview zum deutschen Afghanistan-Einsatz engagierte er sich für eine partnerschaftliche internationale Politik.

Quelle:
KNA